Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Titel: Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
Vom Netzwerk:
Gesicht an der Decke veränderte sich, die wässrigen Augen verengten sich. »Wer? Du?«
    »Ich werde hier gegen meinen Willen festgehalten«, sagte Perenelle. »Ich bin die letzte Gefangene auf Alcatraz, und ich werde von keinem menschlichen Gefängniswärter bewacht, sondern von einer Sphinx.«
    »Nein!«
    »Überzeuge dich selbst!«
    Im Verputz knisterte es und feuchter Staub rieselte auf Perenelles Gesicht herunter. Als sie die Augen wieder öffnete, war das Gesicht an der Decke verschwunden. Nur ein weiterer Fleck war davon übrig.
    Perenelle erlaubte sich ein Lächeln.
    »Was amüsiert dich, Humani?« Die Stimme war ein schleifendes Zischen und die Sprache vormenschlich.
    Perenelle setzte sich auf und schaute sich die Kreatur an, die keine zwei Meter vor ihr auf dem Korridor stand.
    Schon in grauer Vorzeit hatten Generationen von Menschen versucht, das Bild dieses Wesens auf Höhlenwänden und Schalen zu verewigen, hatten die Umrisse in Stein geritzt und sie auf Pergament gemalt. Doch keiner konnte das ganze Ausmaß des Grauens, das eine Sphinx weckt, auch nur annähernd wiedergeben.
    Sie hatte den Körper eines großen, kräftigen Löwen, dessen vernarbte Haut von alten Wunden sprach. Aus den Schultern wuchsen ein Paar Adlerflügel, die sich eng an ihren Rücken anschmiegten. Die Federn waren zerrupft und schmutzig. Und der kleine, fast zart wirkende Kopf war der einer schönen jungen Frau.
    Die Sphinx trat an das Zellengitter und eine schwarze, gespaltene Zunge bewegte sich aus ihrem Mund und leckte über ihre Lippen. »Du hast keinen Grund zu lächeln, Humani. Ich habe erfahren, dass dein Mann und die Kriegerin in Paris in der Falle sitzen. Bald sind sie Gefangene, und dieses Mal wird Dee dafür sorgen, dass sie nie mehr entkommen. Es heißt, die Älteren haben dem Doktor die Erlaubnis erteilt, dem legendären Alchemysten endlich den Garaus zu machen.«
    Perenelle spürte, wie ihr die Angst in den Magen fuhr. Seit vie len Generationen waren die Dunklen Älteren darauf bedacht gewesen, Nicholas und Perenelle lebendig in ihre Gewalt zu bringen. Wenn sie der Sphinx glauben konnte und sie jetzt bereit waren, Nicholas zu töten, war alles anders geworden. »Nicholas wird entkommen«, sagte sie zuversichtlich.
    »Dieses Mal nicht.« Der Löwenschwanz der Sphinx peitschte hin und her und wirbelte Staubwolken auf. »Paris gehört dem Italiener, Machiavelli, und der englische Magier wird bald bei ihm sein. Gegen beide hat der Alchemyst keine Chance.«
    »Und die Kinder?«, fragte Perenelle und kniff drohend die Augen zusammen. Falls Nicholas oder den Zwillingen irgendetwas geschehen war …
    Die Sphinx plusterte die Federn auf und ein modriger, säuerlicher Geruch stieg aus ihnen empor. »Dee hält die Humanikinder für mächtig, er glaubt, dass sie tatsächlich die Zwillinge sein könnten, von denen die Prophezeiungen und Legenden sprechen. Er glaubt auch, dass er sie überreden kann, uns zu die nen, anstatt auf das Gebrabbel eines verrückten alten Buchhändlers zu hören.« Die Sphinx holte tief Luft und ihr ganzer Körper bebte. »Wenn sie aber nicht tun, was man von ihnen ver langt, werden auch sie sterben.«
    »Und was geschieht mit mir?«
    Die Sphinx öffnete den Mund und ließ zwei Reihen gefährlicher nadelspitzer Zähne sehen. »Du gehörst mir, Zauberin«, rief sie. »Die Älteren haben mir dich zum Geschenk gemacht als Dank für meine jahrtausendelangen Dienste. Sobald dein Gatte gefangen und getötet wurde, erhalte ich die Erlaubnis, dein Gedächtnis zu verspeisen. Das wird ein Fest! Ich werde jeden Krümel genießen! Und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dich an nichts mehr erinnern, nicht einmal an deinen eigenen Namen.« Die Sphinx begann zu lachen, wild und zischend, und ihr Lachen hallte als Echo von den steinernen Wänden wider.
    Und dann schlug eine Zellentür zu.
    Das unerwartete Geräusch brachte die Sphinx augenblicklich zum Schweigen. Überrascht drehte sie den kleinen Kopf und hob witternd die Nase.
    Wieder schlug eine Tür mit lautem Rums zu.
Und noch eine.
    Und noch eine.
    Die Sphinx wirbelte herum und ihre Krallen schlugen Funken auf dem Steinboden. »Wer da?«, schrie sie.
    Wie auf Kommando öffneten und schlossen sich oben auf der Galerie sämtliche Zellentüren in rascher Folge. Es klang wie das Knattern zeitversetzter Explosionen, die sich bis tief in das Herz des Gefängnisses fortsetzten und Staub von der Decke rieseln ließen.
    Fauchend entfernte die Sphinx sich auf der Suche

Weitere Kostenlose Bücher