Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier
Kohle in Diamanten. Mit dem Verkauf von Büchern kann man keine Reichtümer erwerben, das kannst du mir glauben. Aber wir machen nur so viel, wie wir zum Leben brauchen. Wir sind nicht habgierig.«
Josh lief ein paar Schritte voraus, dann drehte er sich zu Flamel um. »Hier geht es nicht um Geld«, fauchte er. »Es gibt noch so viel anderes, was du mit dem Buch machen könntest. Dee sagt, dass man mit ihm die Welt in ein Paradies verwandeln und alle Krankheiten heilen könnte, dass man sogar die Umwelt wieder sanieren könnte.«
Flamel blieb vor Josh stehen. Seine Augen und die des Jungen waren fast auf einer Höhe. »Ja, es sind Zauberformeln in dem Buch, mit denen man dies alles erreichen könnte und noch viel, viel mehr«, bestätigte er ernst. »Ich habe Formeln in dem Buch entdeckt, mit denen man die Welt in ein Häufchen Asche verwandeln könnte, und andere, die die Wüsten zum Blühen bringen würden. Aber, Josh, selbst wenn ich diese Zauber wirken könnte – was ich nicht kann –, ist der Inhalt des Buches dennoch nicht für mich bestimmt.« Flamels helle Augen bohrten sich in die von Josh, und der Junge hatte plötzlich keinerlei Zweifel mehr, dass der Alchemyst die Wahrheit sagte. »Perenelle und ich sind nur die Wächter des Buches. Wir haben es nur in Verwahrung, bis wir es den rechtmäßigen Eigentümern übergeben können. Sie werden wissen, wie sie damit umgehen müssen.«
»Aber wer sind die rechtmäßigen Eigentümer. Wo sind sie?«
Nicholas legte Josh beide Hände auf die Schultern und blickte ihm in die Augen. »Ich habe gehofft«, sagte er sehr leise, »dass ihr es sein könntet, du und Sophie. Und um ehrlich zu sein, setze ich alles darauf, dass ihr es seid. Mein Leben, das von Perenelle, das der gesamten Menschheit.«
Als Josh so auf der Rue de Dunkerque stand, dem Alchemysten in die Augen sah und Wahrheit in ihnen las, hatte er das Gefühl, als verblasste die ganze Welt um sie herum, bis nichts mehr übrig war außer ihm und Flamel und dem Stückchen Plaster, auf dem sie standen. Er schluckte. »Du glaubst das wirklich?«
»Ja, ich glaube das«, antwortete Flamel schlicht. »Und alles, was ich getan habe, habe ich getan, um dich und Sophie zu beschützen und euch auf das, was kommt, vorzubereiten. Du musst mir glauben, Josh, du musst ganz einfach. Ich weiß, dass du wütend bist wegen dem, was mit Sophie geschehen ist, aber ich würde nie zulassen, dass ihr etwas zustößt.«
»Sie hätte sterben können oder ins Koma fallen«, flüsterte Josh.
Flamel schüttelte den Kopf. »Wenn sie ein gewöhnlicher Mensch wäre, ja, dann hätte das passieren können. Aber ich wusste, dass sie keine gewöhnliche Sterbliche ist. Und du bist es auch nicht«, fügte er hinzu.
»Wegen unserer Auren?« Josh brauchte so viele Informationen wie irgend möglich.
»Weil ihr die legendären Zwillinge seid.«
»Und wenn du dich täuschst? Hast du dir das schon mal überlegt? Was passiert, wenn du dich täuschst?«
»Dann kommen die Dunklen des Älteren Geschlechts zurück.«
»Wäre das so schlimm?«
Nicholas öffnete den Mund zu einer Antwort, presste die Lippen aber rasch wieder zusammen und schluckte hinunter, was er hatte sagen wollen. Dann zwang er sich zu einem Lächeln. Behutsam drehte er Josh so, dass er zur Straße schaute. »Was siehst du?«, fragte er.
Josh zuckte mit den Schultern. »Nichts. Nur einen Haufen Leute, die zur Arbeit gehen. Und die Polizei, die uns sucht.«
Nicholas legte ihm fest die Hand auf die Schulter und dirigierte ihn die Straße hinunter. »Sieh sie nicht als einen Haufen Leute«, ermahnte er ihn. »So sehen Dee und seinesgleichen die Menschen, die sie Humani nennen. Ich sehe Individuen mit Sorgen und Nöten, mit Familien und geliebten Angehörigen, mit Freunden und Kollegen. Ich sehe Menschen.«
Josh schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
»Dee und die Älteren, denen er dient, schauen diese Menschen an und sehen nur Sklaven in ihnen.« Er hielt kurz inne, dann fügte er leise hinzu: »Oder Nahrung.«
K APITEL D REIZEHN
P erenelle lag auf dem Rücken, schaute hinauf an die fleckige Steindecke über ihrem Kopf und fragte sich, wie viele andere Gefangene auf Alcatraz genau das auch schon getan hatten. Wie viele vor ihr hatten mit dem Finger die Linien und Risse im Mauerwerk nachgezeichnet, hatten Formen in den schwarzen Wasserflecken gesehen und ganze Bilder in der braunen Feuchtigkeit?
Und wie viele hatten Stimmen gehört? Sie war sicher, dass sehr viele
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