Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier
König Ludwig XIII., tatsächlich hat aber er das Land regiert. 1632 gelang es Dee, Perenelle und mich in der Altstadt in eine Falle zu locken. Seine nicht menschlichen Agenten hatten uns umzingelt. Unter uns im Boden waren Ghule, über uns in der Luft die Krähen der Morrigan, und Baobhan Sith jagten uns durch die Straßen.« Nicholas zuckte bei der Erinnerung daran nervös mit den Schultern und schaute sich um, fast so als erwarte er, die Wesen könnten wieder auftauchen. »Ich habe schon überlegt, ob ich den Codex vielleicht vernichten muss, damit er Dee nicht in die Hände fällt. Dann hatte Perenelle noch eine andere Idee, wie man das Buch seinem Zugriff entziehen könnte. Die Idee war einfach und genial!«
»Was habt ihr gemacht?«, fragte Josh neugierig.
Flamel lächelte. »Ich habe um eine Audienz bei Kardinal Richelieu gebeten und ihm das Buch geschenkt.«
»Du hast es ihm geschenkt ? Hat er denn gewusst, was er da vor sich hat?«
»Natürlich. Abrahams Buch ist berühmt, Josh – aber vielleicht wäre berüchtigt das treffendere Wort. Schau mal im Internet nach, wenn du das nächste Mal online bist.«
»Hat der Kardinal gewusst, wer du bist?« Wenn man Flamel so reden hörte, war es einfach – so einfach –, alles zu glauben, was er sagte. Doch dann musste Josh daran denken, wie glaubwürdig Dee in Ojai geklungen hatte.
Wieder lächelte Flamel bei der Erinnerung. »Kardinal Richelieu hat geglaubt, ich sei ein Nachkomme von Nicholas Flamel. Wir haben ihm das Buch gegeben und er hat es in seine Bibliothek gestellt.« Nicholas lachte leise. »Der sicherste Ort in ganz Frankreich.«
Josh zog die Stirn in Falten. »Aber wenn er es angeschaut hat, muss er doch gesehen haben, dass der Text sich bewegt?«
»Perenelle hat einen speziellen Zauber auf das Buch gelegt – einen erstaunlich einfachen, wie sie behauptet, obwohl ich ihn nie hinbekommen habe. Als der Kardinal sich das Buch angeschaut hat, war da genau das zu sehen, was er erwartet hat: Seiten in sauberer griechischer und aramäischer Hand
schrift.«
»Hat Dee euch geschnappt?«
»Fast. Wir sind in einem Boot über die Seine entkommen. Dee höchstpersönlich stand mit einem Dutzend Musketieren auf der Pont Neuf und feuerte jede Menge Schüsse auf uns ab. Keiner hat getroffen. Die Musketiere waren entgegen ihrem Ruf ganz miserable Schützen«, fügte er hinzu. »Und ein paar Wochen später sind Perenelle und ich dann nach Paris zurückgekehrt und haben das Buch zurückgestohlen. Deshalb kann man wahrscheinlich schon sagen, dass Dee recht hat«, schloss er. »Ich bin ein Dieb.«
Josh ging schweigend weiter. Er wusste nicht mehr, was er glauben sollte. Er wollte Flamel ja gern glauben. Er mochte den Mann, den er während seiner Arbeit in der Buchhandlung kennen und schätzen gelernt hatte. Er wollte ihm vertrauen … Aber er konnte nicht vergessen, dass er Sophie in Gefahr gebracht hatte.
Flamel schaute die Straße hinauf und hinunter, dann legte er Josh eine Hand auf die Schulter und dirigierte ihn durch den stehenden Verkehr über die Rue de Dunkerque. »Nur für den Fall, dass wir verfolgt werden«, sagte er leise und fast ohne die Lippen zu bewegen.
Sobald sie auf der anderen Straßenseite waren, schüttelte Josh seine Hand ab. »Was Dee gesagt hat, klang ziemlich vernünftig.«
»Ganz ohne Zweifel«, erwiderte Flamel und lachte. »Dr. John Dee ging in seinem langen und bewegten Leben vielen unterschiedlichen Beschäftigungen nach, er war Magier und Mathematiker, Alchemyst und Spion. Aber glaube mir, Josh, er war oftmals auch ein Gauner und immer ein Lügner. Er ist ein Meister der Lügen und Halbwahrheiten, und er hat die Kunst, sie auszuspinnen, in dem gefährlichsten aller Zeitalter, dem Elisabethanischen, perfektioniert. Er weiß, dass die beste Lüge sich immer um ein Körnchen Wahrheit rankt.« Nicholas hielt kurz inne und ließ den Blick über die Menge gleiten, die an ihnen vorbeiströmte. »Was hat er dir noch erzählt?«
Josh zögerte. Eigentlich wollte er nicht die gesamte Unterhaltung wiedergeben, die er mit Dee geführt hatte, doch dann dachte er, dass er wahrscheinlich ohnehin schon zu viel gesagt hatte. »Er meinte, du hättest die Zauberformeln im Codex nur zu deinem eigenen Nutzen verwendet.«
Nicholas nickte. »Ein berechtigtes Argument. Ich nutze den Unsterblichkeitszauber, um Perenelle und mich am Leben zu erhalten, das stimmt. Und mit der Formel für den Stein der Weisen verwandle ich unedle Metalle in Gold und
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