Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier
haben.«
»Ihr sprecht in Rätseln«, knurrte Dee ungeduldig.
»Sagt es ihm«, drängte Machiavelli.
Die Disir mit den hellsten Augen drehte den Kopf in seine Richtung und schaute dann wieder zurück zu Dee. Schlanke Finger wiesen auf den Magier. »Du hast Yggdrasil zerstört und unseren Liebling befreit, der lange in den Wurzeln des Weltenbaums gefangen war.«
Etwas schien in Dees Augen aufzuflackern. »Nidhogg?« Er schaute Machiavelli an. »Hast du das gewusst?«
Machiavelli nickte. »Natürlich.«
Die Disir mit den indigoblauen Augen trat vor Dee hin und blickte auf ihn hinunter. »Ja, du hast den Drachen Nidhogg befreit, den Leichenverschlinger.« Sie drehte den Kopf zu Machiavelli, doch ihr Körper blieb Dee zugewandt. Auch ihre Schwestern blickten ihn an. »Bring uns zu dem Ort, an dem die Schattenhafte und die anderen sich versteckt halten. Dann lass uns allein. Sobald wir Nidhogg freilassen, ist das Schicksal der Schattenhaften besiegelt.«
»Habt ihr die Kreatur unter Kontrolle?«, erkundigte sich Machiavelli.
»Wenn sie sich die Schattenhafte einverleibt hat – sie frisst zuerst ihre Erinnerungen, dann das Fleisch und die Knochen –, wird sie sich ausruhen müssen. Und nach einem Festmahl, wie Scathach eines ist, wird sie wahrscheinlich etliche Jahrhunderte lang schlafen. Dann fangen wir sie wieder ein.«
Niccolò Machiavelli nickte. »Wir haben noch nicht über euer Honorar gesprochen.«
Die drei Disir lächelten, und selbst Machiavelli, der Gräuel ohne Ende gesehen hatte, zuckte zusammen, als er ihren Gesichtsausdruck sah.
»Wir wollen kein Honorar«, sagte die Disir mit den indigoblauen Augen. »Wir tun dies, um die Ehre unseres Clans wiederherzustellen und unsere gefallene Familie zu rächen.
Scathach, die Schattenhafte, hat viele unserer Schwestern ver
nichtet.« Machiavelli nickte. »Verstehe. Wann wollt ihr angreifen?« »Bei Sonnenaufgang.« »Warum nicht sofort?«, fragte Dee. »Wir sind Kreaturen des Zwielichts. In der Nicht-Zeit zwi
schen Nacht und Tag sind wir am stärksten«, antwortete eine, und ihre Schwester ergänzte: »Dann sind wir unbesiegbar.«
K APITEL F ÜNFUNDZWANZIG
I ch glaube, ich bin immer noch auf amerikanische Zeit eingestellt«, sagte Josh.
»Warum?«, fragte Scathach. Sie standen in dem bestens bestückten Fitnessraum im Keller von Saint-Germains Haus. Eine Wand war verspiegelt und zeigte den Jungen und Scatty inmitten der modernsten Übungsgeräte.
Josh schaute auf die Uhr an der Wand. »Es ist drei Uhr morgens. Ich sollte hundemüde sein, aber ich bin immer noch hellwach. Vielleicht liegt das daran, dass es daheim erst sechs Uhr abends ist.«
Scathach nickte. »Das ist einer der Gründe. Ein anderer ist, dass du unter Leuten wie Nicholas und Saint-Germain bist und vor allem unter solchen wie deiner Schwester und Johanna. Auch wenn deine Kräfte noch nicht geweckt wurden, bist du umgeben von einigen der machtvollsten Auren dieser Welt. Deine eigene Aura nimmt von ihrer Kraft auf und gibt dir Energie. Aber nur weil du nicht müde bist, heißt das nicht, dass du dich nicht ausruhen solltest«, fügte sie hinzu. »Und viel Wasser trinken. Deine Aura verbrennt eine Menge Flüssigkeit. Du musst aufpassen, dass du nicht austrocknest.«
Eine Tür ging auf und Johanna betrat den Fitnessraum. Während Scathach ganz in Schwarz gekommen war, trug Johanna ein langärmeliges weißes T-Shirt, weite weiße Hosen und weiße Turnschuhe. Aber genau wie Scathach hatte sie ein Schwert dabei. »Ich habe mich gefragt, ob du vielleicht eine Assistentin brauchst«, sagte sie fast schüchtern.
»Ich dachte, du wärst ins Bett gegangen«, erwiderte Scathach.
»Ich schlafe in letzter Zeit nicht viel. Und wenn, träume ich schlecht. Ich träume von Feuer.« Sie lächelte traurig. »Ist das nicht Ironie pur? Ich bin mit einem Meister des Feuers verheiratet und werde von Albträumen geplagt, die alle etwas mit Feuer zu tun haben.«
»Wo ist Francis?«
»In seinem Studio. Er arbeitet, und das wahrscheinlich noch stundenlang. Ich bin mir nicht sicher, ob er überhaupt noch schläft.« Sie schaute Josh an und wechselte das Thema. »Und – wie kommt ihr voran?«
»Ich übe immer noch, wie man das Schwert hält«, murmelte er leicht verlegen. Er hatte entsprechende Filme gesehen und deshalb gedacht, er wüsste, wie man mit einem Schwert kämpft. Dass es schon so schwierig wäre, eines überhaupt richtig zu halten, hätte er nie geglaubt. Scathach hatte die letzte halbe Stunde damit
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