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Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Titel: Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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Scathach, unerschrocken und todesmutig, wie sie war, hätte sich freiwillig keinem Vertreter dieser stierköpfigen Art in den Weg gestellt.
    Perenelle kam zu einer Treppe. Es roch hier stärker nach salziger Luft, und der Wind war kühler, doch sie zögerte, bevor sie den Fuß auf die unterste Stufe stellte, und bückte sich, um die Treppe auf silberne Fäden zu untersuchen. Was immer die Fäden gesponnen hatte, die die unterirdischen Zellen sicherten, war ihr noch nicht über den Weg gelaufen, und das machte sie schrecklich nervös. Es ließ darauf schließen, dass die Netzeknüpfer möglicherweise schliefen … und früher oder später aufwachen würden. Dann würde das ganze Gefängnis nur so wimmeln von Spinnen – oder Schlimmerem –, und sie wollte nicht in der Nähe sein, wenn das passierte.
    Ein Teil ihrer Kraft war zurückgekehrt – sicherlich genug, um sich zu verteidigen, doch in dem Moment, in dem sie ihre magischen Kräfte einsetzte, würde das die Sphinx anlocken und sie gleichzeitig schwächen und altern lassen. Perenelle wusste, dass sie nur eine einzige Chance erhalten würde, sich gegen die Kreatur zu behaupten, und für diese Begegnung wollte sie - musste sie – so stark wie möglich sein. Sie lief die knarrende Eisentreppe hinauf und blieb vor der rostzerfressenen Tür am Ende stehen. Sie strich sich das Haar zurück und legte das Ohr an das raue Türblatt. Alles, was sie hören konnte, war das dumpfe Schlagen der See, die sich weiter in die Insel hineinfraß. Sie fasste die Klinke mit beiden Händen, drückte sie vorsichtig herunter und stieß die Tür auf. Die alten Angeln quietschten und sie biss die Zähne zusammen; das Geräusch musste auf sämtlichen Korridoren zu hören sein.
    Perenelle trat auf einen großen Hof, der umgeben war von baufälligen und bereits eingestürzten Gebäuden. Rechts von ihr, im Westen, ging die Sonne unter und beschien die Steine mit einem warmen orangefarbenen Licht. Mit einem erleichterten Seufzer breitete sie die Arme aus, wandte das Gesicht der Sonne zu, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Statische Elektrizität knisterte über ihr langes schwarzes Haar und hob es von ihren Schultern, als ihre Aura sich sofort aufzuladen begann. Der Wind, der von der Bucht hereinwehte, war kühl, und sie atmete tief durch, um den Gestank von Verwesung und Schimmel und den Bestien in den unterirdischen Zellen loszuwerden.
    Und in diesem Moment ging ihr auf, was die Kreaturen in den Zellen gemeinsam hatten: Es waren alles Bestien.
    Wo waren die freundlicheren Geister, die Naturgeister und Kobolde, die Huldra und Rusalka, die Elfen und Inari? Da unten waren nur Jäger und Räuber versammelt: Der Magier hatte eine Armee aus Bestien zusammengestellt!
    Ein wilder Schrei zerriss die Stille über der Insel und ließ die Steine unter ihren Füßen erzittern. » Zauberin! «
    Die Sphinx hatte gemerkt, dass Perenelle nicht mehr in ihrer Zelle war.
    »Wo bist du, Zauberin?« In der frischen Seeluft hing plötzlich wieder der Gestank der Sphinx.
    Perenelle drehte sich um und wollte gerade die Tür schließen, als sie am Fuß der Treppe eine Bewegung wahrnahm. Sie hatte zu lange in die Sonne geschaut und der goldene Ball hatte gleißende Nachbilder auf ihre Netzhaut gebrannt. Sie kniff kurz die Augen zu, öffnete sie dann wieder und schaute hinunter ins Dämmerlicht.
    Die dunklen Schatten bewegten sich, glitten die Wände herunter und versammelten sich am Fuß der Treppe.
    Perenelle schüttelte den Kopf. Das waren keine Schatten. Das waren unzählige Lebewesen, Tausende, Zehntausende! Sie strömten die Treppe herauf, zögerten nur kurz, als sie sich dem Licht näherten.
    Da wusste Perenelle, worum es sich handelte: um Spinnen, giftig und tödlich. Und sie wusste auch, warum die Netze so unterschiedlich waren. Sie erkannte eine brodelnde Masse aus Wolfsspinnen und Taranteln, Schwarzen Witwen und Braunen Einsiedlerspinnen, Gartenspinnen und Trichterspinnen. Sie wusste, dass man sie normalerweise nicht zusammen antraf … was bedeutete, dass das, was sie herbeigerufen hatte und jetzt befehligte, wahrscheinlich da unten lauerte.
    Die Zauberin warf die Eisentür zu und schob einen Stein davor. Dann drehte sie sich um und rannte los. Doch sie war noch keine zehn Meter weit gekommen, als die Tür von der Masse der Spinnen aus ihren Angeln gehoben wurde.

K APITEL S IEBENUNDZWANZIG
    E rschöpft drückte Josh die Küchentür auf und betrat den lang gestreckten, niedrigen Raum.

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