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Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Titel: Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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die Dachterrasse und Paris verschwand ganz. Sie hörte nur noch Saint-Germains leise, eindringliche Stimme und sah nichts außer loderndem Feuer, das vor ihr aufzüngelte. Doch als er weitersprach, formten sich Bilder im Feuer.
    »Feuer verzehrt Luft. Es lässt Wasser verdunsten und kann die Erde aufbrechen.«
    Sie sah, wie ein Vulkan geschmolzenes Gestein hoch in die Luft katapultierte. Dann regnete es rötlich schwarze Lava und weißglühende Asche auf eine Stadt aus Lehm und Stein …
    »Feuer zerstört, aber es kann auch Neues erschaffen. Ein Wald braucht Feuer, um wachsen zu können. Bestimmte Samen können ohne Feuer nicht keimen.«
    Flackernde Flammen nahmen Blattformen an, und Sophie sah einen Wald, schwarz und schwer geschädigt, die Bäume gezeichnet von den Spuren eines schrecklichen Feuers. Doch zwischen den Wurzeln lugten frische grüne Triebe aus der Asche …
    »In vergangenen Jahrhunderten hat Feuer die Humani gewärmt und ihnen erlaubt, sich auch in Gegenden mit rauem Klima anzusiedeln.«
    Das Feuer zeigte eine trostlose Landschaft, felsig und schneebedeckt, doch die Höhlen in den Klippen wurden von warmen gelb-roten Flammen erhellt …
    Plötzlich knackte es und ein dünner Flammenstrahl schoss hinauf in den Nachthimmel. Sophie legte den Kopf in den Nacken und folgte ihm mit ihren Blicken immer höher hinauf, bis er zwischen den Sternen verglühte.
    »Das ist Feuermagie.«
    Sophie nickte. Ihre Hände prickelten, und als sie den Blick wieder senkte, sah sie winzige gelb-grüne Flämmchen aus Saint-Germains Fingern züngeln. Sie tanzten über ihre Haut, legten sich um ihre Handgelenke, federweich und kühl, und hinterließen schwärzliche Spuren. »Ich weiß, wie wichtig Feuer ist. Meine Mutter ist Archäologin«, sagte sie gedankenverloren. »Sie hat mir einmal erzählt, dass der Mensch sich erst auf den Weg in die Zivilisation machen konnte, nachdem er angefangen hatte, das Fleisch vor dem Verzehr zu braten.«
    Saint-Germain lächelte. »Dafür kannst du Prometheus und der Hexe danken. Sie brachten den ersten primitiven Humani das Feuer. Durch das Kochen wurde es leichter für sie, das Fleisch, das sie gejagt hatten, zu verdauen, und sie konnten die Nährstoffe besser aufnehmen. Sie hatten es warm in ihren Höhlen und waren geschützt vor wilden Tieren, und Prometheus zeigte ihnen, wie sie am gleichen Feuer auch ihre Waffen und Werkzeuge härten konnten.« Der Graf umfasste Sophies Handgelenk, als wollte er ihren Puls fühlen. »Das Feuer hat alle großen Zivilisationen vorangebracht, vom Altertum angefangen bis zum heutigen Tag. Ohne die Wärme der Sonne wäre diese Welt nur Fels und Eis.«
    Wieder entstanden Bilder vor Sophies Augen, geformt aus dem Rauch, der von Saint-Germains Händen aufstieg. Wabernd hingen sie in der windstillen Luft: Ein graubrauner Planet drehte sich im All, ein einzelner Mond umkreiste ihn. Es gab keine weißen Wolken, kein blaues Wasser, keine grünen Kontinente und keine goldenen Wüsten. Nur Grautöne sah Sophie und ganz schwach die Umrisse von gewaltigen Landmassen. Sophie wurde urplötzlich klar, dass sie die Erde vor sich hatte, wie sie in ferner, sehr ferner Zukunft vielleicht einmal aussehen würde. Sie keuchte erschrocken und ihr Atem blies den Rauch fort und mit ihm das Bild.
    »Feuermagie entfaltet bei Sonnenschein ihre stärkste Kraft.« Saint-Germain malte mit dem rechten Zeigefinger ein Symbol in die Luft. Leuchtend hing es dort, ein Kreis, der mit den von ihm ausgehenden Strahlen wie ein Sonnenrad aussah. Der Graf blies es an und es löste sich in einem Funkenregen auf. »Ohne Feuer sind wir gar nichts.«
    Saint-Germains linke Hand war jetzt ganz in Flammen eingehüllt, doch er ließ Sophies Handgelenk nicht los. Rot-weiße Feuerbänder ringelten sich um ihre Finger. Jeder einzelne Finger brannte wie eine Kerze – rot, gelb, grün, blau und weiß –, doch sie empfand keinen Schmerz und keine Angst.
    »Feuer kann heilen. Es kann eine Wunde versiegeln und Krankheiten wegbrennen«, fuhr Saint-Germain ernst fort. Goldene Feuerpünktchen glitzerten in seinen hellen blauen Augen. »Feuermagie unterscheidet sich von allen anderen darin, dass sie als Einzige direkt mit der Reinheit und Kraft deiner Aura verbunden ist. Fast jeder kann die Grundbegriffe von Erd-, Luft- oder Wassermagie erlernen. Zaubersprüche und Beschwörungsformeln können auswendig gelernt und in Büchern aufgeschrieben werden, doch die Kraft, Feuer zu entzünden, kommt von innen. Je reiner die

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