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Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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meinen Vater dazu gebracht, dass er mir eine Stelle in Mr Flemings Buchladen besorgt hat.« Shakespeare wandte den Blick jetzt nicht mehr von dem Alchemysten ab. Seine Sprache und selbst sein Akzent veränderten sich, wurden älter, förmlicher. »Ich wollte lesen und lernen und schreiben. Mr Fleming ließ mich den Boden fegen, Besorgungen machen und in der ganzen Stadt Buchpakete austragen.«
    Wieder öffnete Flamel den Mund, um etwas zu sagen, ließ es dann aber sein.
    »Und dann kam Dr. Dee nach Stratford. Er war damals berühmt, müsst ihr wissen. Er hatte im Dienst zweier Königinnen gestanden, Mary und Elizabeth, und trug den Kopf immer noch auf den Schultern, was in dieser Zeit einer Heldentat gleichkam. Ein besonders enges Verhältnis hatte er zu Elizabeth – man sagte, er hätte sogar den Tag ihrer Krönung bestimmt. Und er stand in dem Ruf, die größte Bibliothek in ganz England zu besitzen. Da war es vollkommen normal, dass er in Flemings Buchladen vorbeischaute. Merkwürdigerweise waren die Flemings, die den Laden nur selten und die Stadt überhaupt nie verließen, an diesem Tag nicht zu Hause. Die Verantwortung für den Laden hatten sie einem ihrer Gehilfen übertragen, einem Mann mit einem Pferdegesicht, dessen Name ich mir nie merken konnte.«
    »Sebastian«, warf Flamel leise ein.
    Shakespeare nickte. »Ach ja, Sebastian. Aber Dee hat sich nicht für ihn interessiert. Er hat mit mir gesprochen, zuerst auf Englisch, dann auf Lateinisch und Griechisch. Er bat mich, ihm ein Buch zu empfehlen. Ich habe Ovids Medea vorgeschlagen, das er auch gekauft hat. Dann fragte er mich, ob ich zufrieden sei in meiner derzeitigen Stellung. Ich sagte Nein. Da hat er mir eine Lehrstelle angeboten. Ich hatte also die Wahl zwischen einer niederen Stellung als Buchhändlersgehilfe und einer Lehrstelle bei einem der mächtigsten Männer Englands. Wie konnte ich da ablehnen?«
    Josh nickte. Er hätte sich genauso entschieden.
    »Also wurde ich Dees Gehilfe. Vielleicht sogar mehr als das. Ich bekam den Eindruck, dass er mich fast als seinen Sohn ansah. Jedenfalls kann man nicht leugnen, dass er einen neuen Menschen aus mir gemacht hat.«
    Sophie beugte sich verwirrt über den Tisch. »Was meinst du mit: Er hat einen neuen Menschen aus dir gemacht?«
    Shakespeares Augen wurden traurig. »Dee hat etwas in mir gesehen – eine Sehnsucht nach Abenteuer. Und er hat mir angeboten, mich Dinge zu lehren und mich auf eine Art und Weise auszubilden, wie die Flemings – die Flamels – das weder wollten noch konnten. Der Magier hat Wort gehalten und mir Wunder gezeigt. Er hat mich mitgenommen in Welten, die über alles Begreifen gingen, hat meine Fantasie angeregt, mir erlaubt, seine einzigartige Bibliothek zu nutzen, was mir die sprachlichen Möglichkeiten gab, die Welten, die ich kennengelernt hatte, in Worte zu fassen und zu beschreiben. Dr. John Dee war es, der mich zu William Shakespeare, dem Dichter, gemacht hat.«
    »Du hast die Stelle ausgelassen, an der er dich gebeten hat, nachts bei uns einzubrechen und den Codex zu stehlen«, warf Flamel in eisigem Ton ein. »Und als dir das nicht gelungen ist, hat er uns beschuldigt, Spione für den spanischen Hof zu sein. Fünfzig Soldaten der Königin haben die Buchhandlung umstellt und ohne Vorwarnung angegriffen. Perenelle wurde von einer Musketenkugel in die Schulter getroffen, was sie fast das Leben gekostet hätte, und auch Sebastian wurde verletzt.«
    Shakespeare nickte langsam. »Dee und ich waren nicht in Stratford, als das geschah. Ich habe erst sehr viel später davon erfahren«, sagte er in einem rauen Flüsterton. »Und da war es natürlich zu spät. Ich stand vollkommen unter Dees Bann. Er hatte mich davon überzeugt, dass ich der Dichter werden könnte, der ich sein wollte. Obwohl es unmöglich erschien, glaubte ich ihm. Mein Vater war Handschuhmacher und Wollhändler. In unserer Familie gab es keine Schriftsteller oder Dichter oder Stückeschreiber, nicht einmal Schauspieler.« Und nachdenklich fügte er hinzu: »Vielleicht wäre ich doch besser in das Geschäft meines Vaters eingestiegen.«
    »Die Welt wäre um einiges ärmer«, bemerkte Palamedes leise. Der sarazenische Ritter beobachtete Shakespeare und den Alchemysten ganz genau.
    »Ich habe geheiratet und hatte Kinder«, fuhr Shakespeare fort. Er sprach jetzt schneller, war wieder ganz auf Flamel konzentriert. »Zuerst ein Mädchen, meine schöne Susanna, dann die Zwillinge, Hamnet und Judith.«
    Sophie und Josh

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