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Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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Shakespeare saß links von ihm, und Josh schaute ihnen über die Schulter, wobei er versuchte, möglichst viel Abstand zu dem Engländer zu halten und nur durch den Mund zu atmen. Wenn Shakespeare sich bewegte, zog er eine Duftwolke hinter sich her, aber wenn er stillsaß, sammelte der Gestank sich in einer dicken Wolke um ihn. Palamedes und Sophia waren nach draußen gegangen, um die Hunde zu füttern.
    »Glaub mir, es ist ganz einfach«, erklärte Shakespeare geduldig. »Lediglich eine kleine Abwandlung des Spähzaubers, den Dee mir vor vierhundert Jahren gezeigt hat.«
    »Darf ich an dieser Stelle anmerken, dass der Computer ausgeschaltet ist?«, warf Josh ein. Ihm war gerade aufgefallen, was offenbar noch keiner gemerkt hatte. »Nur die Bildschirme sind an.«
    »Wir brauchen auch nur die Bildschirme«, sagte Shakespeare geheimnisvoll. Er sah Flamel an. »Dee hat zum Distanzsehen immer eine reflektierende Oberfläche benutzt. Als ich mit ihm zusammen war, hat er ständig einen Spiegel mit sich herumgetragen …«
    Flamel nickte. »Seinen berühmten ›Zeyge-Stein‹ oder die magische Linse. Ich habe darüber gelesen.«
    »Er hat in seinem Haus in Mortlake vor Königin Elizabeth höchstpersönlich demonstriert, wie er funktioniert«, erzählte Shakespeare. »Sie war so entsetzt über das, was sie sah, dass sie aus dem Haus gelaufen ist und ihn nie mehr dort besucht hat. Der Doktor konnte auf die Linse schauen und Menschen und Orte auf der ganzen Welt sehen.«
    Wieder nickte Flamel. »Ich habe mich oft gefragt, wie das geht.«
    »Klingt wie Fernsehen«, warf Josh ein. Dann merkte er, dass er über etwas aus dem 17. Jahrhundert sprach.
    »Ja, ziemlich genau wie Fernsehen, nur ohne Kamera am anderen Ende, die die Bilder übermittelt. Es war ein Abfallprodukt der Technologie der Erstgewesenen, ein Geschenk von seinem Gebieter«, fügte Shakespeare hinzu. »Ich glaube, es war eine organische Linse, die durch die Kraft seiner Aura aktiviert wurde.«
    »Was wohl daraus geworden ist?«, überlegte Flamel laut.
    Shakespeare lächelte dünn. »Ich habe sie ihm in der Nacht, als ich mich aus dem Staub gemacht habe, gestohlen. Eigentlich wollte ich sie behalten und vielleicht sogar gegen ihn verwenden. Aber dann wurde mir klar, dass sie, wenn sie Dee mit seinem Gebieter verbindet, diesen wahrscheinlich auch mit mir verbinden würde. Deshalb habe ich sie bei Southwark in die Themse geworfen, nicht weit von der Stelle, an der wir später das Globe Theatre gebaut haben.«
    »Ob sie da wohl noch liegt?«, murmelte Flamel.
    »Sie ist bestimmt noch unter dem Schlick und Schlamm von Jahrhunderten begraben. Aber das spielt keine Rolle. Dee konnte mithilfe von jeder beliebigen hochglänzenden Oberfläche ausspähen und hat das auch getan – mit Spiegeln, Fensterscheiben, sonstigem Glas, poliertem Kristall –, bis er feststellte, dass es mit Flüssigkeiten am besten funktionierte. Indem er mit seiner Aura auf eine Flüssigkeit einwirkte, konnte er deren Eigenschaften verändern, sie praktisch zu einem Spiegel machen und darin dann Menschen und Orte auf der ganzen Welt oder aus anderen Zeiten und Reichen sehen. Wenn er genügend Zeit hatte und sich richtig vorbereiten konnte, gelang es ihm sogar, in die geheimsten Schattenreiche zu sehen. Er konnte über diese Spiegel auch durch die Augen von Vögeln und anderen Tieren sehen, die dann zu seinen Spionen wurden.«
    »Er ist ein Genie«, sagte Flamel bewundernd. »Wenn er sich nur entschieden hätte, mit uns zu arbeiten, gegen die Dunklen Älteren.«
    »Gewöhnlich hat der Doktor klares Quellwasser verwendet, aber ich habe es auch erlebt, dass er Schnee und Eis, Wein und sogar Bier benutzt hat. Es funktioniert mit jeder Flüssigkeit.« Shakespeare beugte sich vor und klopfte auf das schwarze Plastikgehäuse des Bildschirms. »Und was ist das hier anderes als flüssige Kristalle?«
    Die hellen Augen des Alchemysten weiteten sich. Er zog den kleinen Kneifer, den er an einem Band um den Hals trug, aus dem Ausschnitt seines T-Shirts und setzte ihn auf seine Nase. »Natürlich«, flüsterte er. »Und die Eigenschaften von flüssigem Kristall können verändert werden, indem man sie elektrisch oder magnetisch auflädt. Das bewirkt eine andere Ausrichtung der Kristalle.« Er schnippte mit den Fingern, und auf seinem Zeigefinger erschien ein winziger grüner Funke, nicht größer als ein Nadelstich. In den Gestank der Hütte mischte sich frischer Minzeduft und im nächsten Augenblick erschien auf

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