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Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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Dee brachte das Schwert nahe an die Stelle, an der der Archon das Metall berührt haben musste, aber nichts geschah. Hätte Cernunnos magische Kräfte eingesetzt, hätte Excalibur darauf reagiert, doch die Klinge blieb dunkel und kalt. Die Kreatur hatte das Tor also mit roher Gewalt aufgebrochen. Er begann, sich zu fragen, wie groß die aurischen und magischen Kräfte eigentlich waren, die Cernunnos besaß. In den Legenden wurden die Archone – und auch noch die ältesten Vertreter des Älteren Geschlechts, die Großen Erstgewesenen, die nach ihnen gekommen waren – entweder als Riesen oder hässliche Ungeheuer und manchmal auch als beides beschrieben. Doch davon, dass sie Magier oder Zauberer gewesen wären, war nie die Rede. Diese Fähigkeiten hatten erst die Großen Erstgewesenen entwickelt.
    Dee verkniff sich ein Lächeln. Sein Selbstbewusstsein wuchs, da er jetzt davon ausgehen konnte, dass Cernunnos nur geringe oder gar keine magischen Kräfte besaß. Die Kreatur hatte so getan, als könnte sie seine Gedanken lesen, aber das musste ja nicht stimmen. Er versuchte, sich zu erinnern, was genau der Archon gesagt hatte, als sie sich das erste Mal begegnet waren.
    »Ich kann in deinen Gedanken und Erinnerungen lesen, Magier. Ich weiß, was du weißt. Ich weiß, was du gewesen bist, ich weiß, was du jetzt bist.«
    Das hieß absolut gar nichts. Cernunnos behauptete, seine Gedanken zu kennen, aber einen Beweis dafür hatte er noch nicht erbracht. Dee wusste, dass sein Gebieter den Archon über ihn informiert hatte.
    »Der Alchemyst Flamel und die Kinder sind zusammen mit dem sarazenischen Ritter und dem Dichter in ihrer behelfsmäßigen Festung aus Metall. Du willst, dass ich und die Wilde Jagd euch gewaltsam Zutritt verschaffen.«
    Auch da hatte Cernunnos nichts Neues preisgegeben. Er hatte lediglich eine Tatsache wiederholt, eine Tatsache, die Dee bereits kannte, und danach die Anweisungen des Erstgewesenen genannt. Er hatte nur so getan, als würde er in seinen Gedanken lesen.
    Dr. John Dee lachte leise. Die Kreatur war zweifellos uralt, mächtig und sicher mörderisch. Doch plötzlich erschien sie ihm nicht mehr ganz so Furcht einflößend.
    Das Schwert fest in der Hand, schlüpfte Dee durch das Loch im Tor in die schmale, von Metallwänden gesäumte Gasse. Er war jetzt dichter am Feuer, hörte es knacken und ächzen und sah, wie es tanzende, hin und her flitzende Schatten an die Wände malte. Dee fiel auf, dass er bei jedem Schritt Wolken aus körnigem Staub aufwirbelte. Er kniff die Lippen zusammen, zog ein weißes Taschentuch aus der Tasche und presste es sich auf Mund und Nase. Er wollte nicht die staubigen Überreste der Wilden Jagd einatmen. Lange genug war er Magier, Totenbeschwörer und Alchemyst gewesen, um sich die unappetitlichen Eigenschaften dieses Staubs gut vorstellen zu können. In seiner Lunge wollte er ihn ganz gewiss nicht haben.
    Er stieg über Pfeile mit Steinspitzen und Speere mit Blatt-klingen und stellte bei näherem Hinsehen fest, dass der Boden mit kurzen Armbrustbolzen übersät war. Der Anblick versetzte ihn in seine Jugend zurück. Er hatte Belagerungen mitgemacht, hatte am Hof von Königin Elizabeth Kriegführung studiert und konnte anhand der zerbrochenen Waffen auf das, was stattgefunden hatte, rückschließen: Die Verteidiger hatten den Großteil der Wilden Jagd beschossen, als sie noch in der schmalen Gasse steckte, und sie hatten sie in Staub verwandelt. Er fragte sich nur, weshalb sie diese Strategie nicht beibehalten hatten. Weil ihnen die Munition ausgegangen ist , gab er sich selbst die Antwort. Deshalb waren sie gezwungen gewesen, sich an einen Ort zurückzuziehen, der leichter zu verteidigen war. Unter dem weißen Taschentuch lächelte Dee breit. Die Geschichte hatte ihn gelehrt, dass das Ende der Belagerung nicht mehr weit war, wenn die Verteidiger erst anfingen, sich zurückzuziehen. Flamel und die anderen saßen in der Falle.
    Als er aus der Gasse trat, sah er den brennenden Wassergraben, der ganz um eine ärmlich aussehende Metallhütte in der Mitte des Platzes herumlief. Dee ging schneller. Er kannte ein Dutzend Zaubersprüche, mit denen er das Feuer löschen konnte; eine andere Möglichkeit war, das Öl in Sand zu verwandeln und dann aus dem Sand mit einem persischen Zauberspruch Glas zu machen.
    Auf der anderen Seite des Grabens standen der Alchemyst und die Zwillinge. Der Junge und das Mädchen standen dicht beieinander und der Feuerschein ließ ihr blondes Haar

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