Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer
um und blickte seine Freunde entgeistert an.
Der Ritter grinste; die weißen Zähne leuchteten in dem dunklen Gesicht. »Hast du wirklich gedacht, wir würden dir den ganzen Spaß alleine lassen?«
»Aber wie …?«, begann Saint-Germain.
Palamedes wandte sich an Shakespeare. »Sag du es ihm.«
Der Dichter zuckte bescheiden mit den Schultern. »Ich habe dem Grünen Mann vorgeschlagen, dass er uns dir nachschickt. « Will hielt inne, lächelte und verbeugte sich vor Scatty und Johanna. »Ladys.«
»Und Tammuz hat das tatsächlich getan?« Saint-Germain konnte seine Überraschung nicht verbergen.
»Er brachte ein paar unbedeutende Einwände vor«, sagte Palamedes, »bis Will ihm mit einer schrecklichen Pilzkrankheit gedroht hat.« Der sarazenische Ritter machte eine Verbeugung. »Ladys, ich freue mich, euch beide zu sehen.«
»Ganz meinerseits, Herr Ritter«, erwiderte Johanna.
Johanna grinste. »Lange nicht gesehen, Pally.«
Der Ritter verzog das Gesicht. »Bitte nenn mich nicht Pally, ich hasse das.«
»Ich weiß.«
Der Mann mit der Kapuze war auf dem Felsen sitzen geblieben, hatte die Unsterblichen mit seinen strahlend blauen Augen einen nach dem anderen betrachtet und dabei geistesabwesend mit dem Zeigefinger über den Haken gestrichen, der seine linke Hand ersetzte.
William Shakespeare trat vor, nahm seine Brille mit dem schwarzen Gestell ab und wischte die Gläser an seinem Ärmel sauber. »Ich glaube, Ihr seid uns eine Erklärung schuldig, Sir.«
Mund und Nase des Mannes waren zwar unter einem Schal verborgen, doch die Augenfältchen verrieten seine Belustigung. »Und ich glaube, ich werde euch nur das sagen, was ihr unbedingt wissen müsst, mehr nicht.«
Palamedes’ Hand fuhr nach hinten und brachte das Breitschwert, das er sich auf den Rücken geschnallt hatte, zum Vorschein. »Eine Erklärung, und danach schickst du uns in unsere eigene Zeit zurück.«
Der Mann lachte. »Nun, Herr Ritter, keiner von euch kann vorerst nach Hause zurückkehren.«
Palamedes hob das Schwert und machte einen Schritt auf ihn zu.
»Mach dich nicht lächerlich«, sagte der Mann fast ungeduldig. Palamedes’ Schwert verwandelte sich in ein Stück Holz, aus dem rasch Blätter heraussprossen. Gleichzeitig wickelten sich Ranken um Handgelenk und Arm des Ritters. Er ließ das Schwert fallen, die Erde schluckte es und ließ nichts übrig außer einem dunklen Fleck im Boden zu seinen Füßen.
»Das war mein Lieblingsschwert!«, rief Palamedes.
»Dies ist meine Welt«, erklärte der verhüllte Mann. »Ich habe sie erschaffen. Ich herrsche über sie und alles, was darin ist.« Er reckte den Haken in Richtung Wasser und beschrieb im Uhrzeigersinn einen Kreis und auf dem Teich bildete sich sofort eine knisternde Eisschicht. Als er mit dem Haken einen Kreis entgegen dem Uhrzeigersinn beschrieb, wurde aus dem Eis stinkende, brodelnde Lava. »Und jetzt seid ihr hier«, fuhr der Mann fort, »was bedeutet, dass ihr unter meine Herrschaft fallt.« Er beschrieb noch einmal einen Kreis mit dem Haken und die Lava verwandelte sich zurück in kristallklares Wasser.
William Shakespeare trat ans Ufer, bückte sich und schöpfte eine Handvoll von der Flüssigkeit aus dem See. Er zögerte kurz, bevor er sie an die Lippen brachte. »Ich gehe davon aus, dass man unbeschadet davon trinken kann.«
»Ich kann dem Wasser jede Geschmacksrichtung geben, die du magst.«
Der Dichter nippte daran. »Du hast nicht vor, uns umzubringen, oder?«
»Nein.«
Shakespeare richtete sich langsam auf und betrachtete den verhüllten Mann eingehend. Er runzelte die Stirn. Irgendwie kam er ihm bekannt vor. »Sind wir uns schon einmal begegnet? «
Der Mann hob den linken Arm und drehte den Haken so, dass er das Sonnenlicht reflektierte. »Wenn ja, würdest du dich sicher daran erinnern.«
»Trotzdem, du hast etwas an dir …« Shakespeare besah sich den Mann noch einmal ganz genau. »Ich habe das Gefühl, als sollte ich dich kennen.«
Der Verhüllte wandte sich Saint-Germain zu. »Wie auch immer, wir jedenfalls sind uns schon begegnet. Ich freue mich, dich wiederzusehen. Du hast dich gemacht in den Jahrhunderten seit unserem letzten Treffen.«
»Dank dir.« Saint-Germain trat vor und verbeugte sich. »Mir ist gerade klar geworden, dass dies alles hier auf dein Konto geht. Du hast es geplant. Ich glaube sogar, dass du es von langer Hand geplant hast. Habe ich recht?«
»Ja«, antwortete der Mann zur Überraschung aller. »Von sehr langer Hand.«
»Flamel
Weitere Kostenlose Bücher