Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer
hat erzählt, er hätte dich getroffen, als er auf der Suche nach jemandem, der ihm den Codex entschlüsseln könnte, durch Europa reiste.«
Der Verhüllte verbeugte sich. »Ich habe ihn und Madame Perenelle kurz getroffen.«
»Und du hast mich in die Magie des Feuers eingeführt.«
»Ich musste es tun. Hätte ich dir nicht beigebracht, was ich wusste, hätte deine ureigene Feuermagie dich früher oder später verschlungen. Ich musste dafür sorgen, dass du am Leben bleibst.«
»Dafür danke ich dir«, sagte Saint-Germain.
Der Mann blickte sie der Reihe nach an. »Ich habe hart gearbeitet, um euch alle am Leben und bei guter Gesundheit zu erhalten – selbst dich, Scathach. Zehntausend Jahre habe ich auf diesen Tag gewartet.«
»Zehntausend Jahre?«, fragte Shakespeare.
»Seit dem Untergang von Danu Talis.«
»Du warst auf der Insel?«, fragte Scathach leise.
»Ja, ich war da. Genau wie du, Scathach, und auch du, Palamedes, und ihr, Shakespeare und Saint-Germain und Johanna. Ihr wart alle da. Ihr habt an der Seite der ursprünglichen Zwillinge gekämpft.«
Es entstand eine lange Pause, während der sogar die Geräusche der Landschaft ringsum verstummten.
Schließlich schüttelte Scathach den Kopf. »Das ist unmöglich. Wenn ich irgendwann in der Vergangenheit auf Danu Talis war – warum erinnere ich mich dann nicht daran?«
»Weil du noch nicht dort warst«, antwortete er einfach. Er glitt von dem Felsen und stellte sich vor sie hin. Er war etwas größer als Saint-Germain, aber nicht so groß wie Palamedes. »Ich habe euch hier versammelt, um euch mitzunehmen nach Danu Talis. Die Zwillinge brauchen Krieger, denen sie vertrauen können. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Kommt.«
»Einfach so?«, fragte Palamedes. »Du kannst nicht erwarten, dass wir in die Vergangenheit reisen und kämpfen, nur weil du es sagst. Warum sollten wir für dich kämpfen?«
»Ihr kämpft nicht für mich«, erwiderte der Verhüllte ungeduldig. »Ihr kämpft für das Fortbestehen der menschlichen Rasse. Wenn ihr nicht mitkommt, wird Danu Talis nicht untergehen und die Wesen, die ihr als Humani kennt, werden nie zu echter Zivilisation aufsteigen. Ihr alle wart auf eure jeweilige Art Helden der Humani. Es ist Zeit, wieder für ihre Sache einzutreten.«
»Aber wir können nicht mitkommen, nicht jetzt«, widersprach Saint-Germain. »Wir müssen in unsere Zeit zurück.«
Johanna nickte. »Was wird sonst aus Nicholas und Perenelle und den Bestien auf Alcatraz, die Dee und Machiavelli auf San Francisco loslassen wollen? Wir müssen an der Seite der Flamels kämpfen.«
Der Verhüllte schüttelte den Kopf. »Wenn es uns nicht gelingt, Danu Talis zu zerstören, spielt alles andere keine Rolle mehr.«
»Moment mal«, unterbrach ihn Shakespeare. »Du hast gesagt, Danu Talis muss untergehen?«
»Aber ja! Wird die Insel nicht zerstört, gibt es keine Menschheitsgeschichte. Das Ältere Geschlecht wird bleiben und die Welt, die ihr kennt, wird nie existiert haben.«
»Aber Nicholas und Perenelle … «, begann Johanna noch einmal.
»Tut mir leid, aber die Flamels und die Zwillinge müssen sehen, wie sie allein zurechtkommen. Ihr könnt ihnen nicht helfen. Aber ihr könnt mithelfen, für eine ganze Spezies zu kämpfen. Tut ihr es nicht, besteht keinerlei Grund, sich um die Flamels Sorgen zu machen: Es wird sie nicht mehr geben.«
Die Gruppe schwieg einen Augenblick. Jeder versuchte zu begreifen, was der Mann gesagt hatte. Danu Talis war noch nicht untergegangen, weil noch kein Kampf stattgefunden hatte. Und sie waren die Krieger, die diesen Kampf austragen sollten. Ein Gruppe, zusammengestellt aus der Zukunft, um den Ereignissen der Vergangenheit Form und Gestalt zu geben.
»Und wenn wir ablehnen?«, fragte Saint-Germain. »Kannst du uns dann in unsere Welt zurückschicken? Nach Paris, in den Wald von Sherwood oder nach San Francisco?«
»Nein. Es hat ungeheure Kraft gekostet, dieses Pleistozän-Schattenreich zu erschaffen. Ich habe weder die Macht noch die Fähigkeit, euch in eure Welten zurückzuschicken. Sobald ich diese Welt hier verlasse, beginnt ihr Verfall und Untergang. «
»Dann bleibt uns ja wohl keine andere Wahl, oder?«, fragte Saint-Germain.
»Man hat immer eine Wahl«, entgegnete der Verhüllte leise. »Nur fällt in manchen Fällen die Entscheidung schwerer als in anderen. Ihr könnt mitkommen und leben oder hierbleiben und sterben.«
»Eine echte Wahl ist das ja nicht«, meinte Palamedes.
»Eine andere gibt es
Weitere Kostenlose Bücher