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Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Titel: Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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ohne ihn zu berühren, und sah hinüber zu Sophie. Ein dünnes, fast bitteres Lächeln umspielte ihre Lippen. »Vielleicht bist du jetzt bereit, uns deine Aura zu leihen.«
    »Warum?«, flüsterte Sophie völlig verwirrt.
    »Damit wir versuchen können, deinen Bruder sehen. Zu sehen, ob er tatsächlich aus freien Stücken gegangen ist oder ob er entführt wurde.«
    Aoife legte Sophie die Hand auf die Schulter. »Wenn du wirklich das Gedächtnis meiner Großmutter hast, weißt du, wie gefährlich der Schädel ist.« Sie senkte die Stimme. »Wenn du in den Schädel hineinschaust, schaut er gleichzeitig in dich hinein. Starrst du zu lange in seinen Kristallkern, kannst du den Verstand verlieren – im wahrsten Sinn des Wortes. Du musst das nicht tun.«
    »Doch, ich tue es«, erwiderte Sophie entschlossen. Sie sah der Vampirin in die Augen. »Du hast selbst gesagt, dass du alles in deiner Macht Stehende tun würdest, um Scathach zurückzubekommen. «
    Aoife nickte.
    »Jetzt tue ich dasselbe für Josh.«
    Die Kriegerin blickte sie an, dann zog sie einen Stuhl unter dem Tisch hervor. »Das verstehe ich sehr gut. Setz dich. Ich passe auf dich auf.« Für einen Augenblick wurden die harten Linien ihres Gesichtes weich und sie sah genauso aus wie ihre Schwester.
    » Go raibh maith agat «, flüsterte Sophie auf Irisch, eine Sprache, die sie nie gelernt hatte. »Danke.«
    »Scathach hätte das auch getan«, murmelte Aoife.
    »Leg deine Hände auf den Kristallschädel«, befahl Perenelle.

KAPITEL DREIUNDFÜNFZIG
    J osh wusste, dass es ein Traum war, lediglich ein besonders anschaulicher Traum.
    Er träumte, dass er mit Nitens schwarzer Limousine über den Sir Francis Drake Boulevard Richtung Norden fuhr. Es war noch dunkel, doch der Himmel zu seiner Rechten hellte sich bereits auf.
    Es war einer dieser Träume, bei denen jedes Detail stimmt. Manchmal träumte er in Schwarzweiß und ohne Ton, aber dieser Traum war in Farbe, und er roch sogar die Ledersitze und ganz schwach irgendeinen blumigen Duft eines unsichtbaren Lufterfrischers. Er schnupperte. Da war noch ein anderer Geruch: der von brennendem Plastik. Eine graue Rauchfahne zog vor seinen Augen vorbei und er blickte nach unten. Zunächst dachte er, er hätte rotgoldene Handschuhe an. Dann merkte er, dass seine Hände glutrot waren und praktisch in das Lenkrad hineinschmolzen. Als er sie hob, zog er klebrige Gummi- und Plastikfäden mit nach oben; es sah aus wie Kaugummi.
    Der Traum machte ihm keine Angst. Er war nur … seltsam.
    Und er fragte sich, wohin er wohl unterwegs war.
     
     
    »Denk an deinen Bruder«, befahl Perenelle.
    Sophie holte tief Luft und legte beide Hände auf den Schädel. Augenblicklich nahm der Kristall einen intensiven Silberton an, sodass er jetzt aussah, als sei er aus Metall.
    »Denk an Josh«, sagte auch Flamel.
    Sophie konzentrierte sich. In allen Einzelheiten versuchte sie, das Bild ihres Bruders vor ihrem geistigen Auge entstehen zu lassen. Die leeren Augenhöhlen in dem Schädel wurden dunkel, dann glänzten sie hell wie Spiegel und im nächsten Augenblick erschien über dem Kristall ein Bild, das allerdings verschwommen und unvollständig war, wenig mehr als ein Farbklecks.
    Sophie spürte, wie Aoife den Druck ihrer Finger auf ihrer Schulter verstärkte und kühle Kraft sie durchströmte. Die Kriegerin gab ihr etwas von der Kraft ihrer grauen Aura gab. Dann spürte sie den Atem der Frau warm an ihrem rechten Ohr. »Denk an deinen Zwilling«, befahl auch Aoife.
    Ihr Zwillingsbruder! Dasselbe blonde Haar, dieselben blauen Augen. Achtundzwanzig Sekunden jünger als sie. Bis zum Alter von drei Jahren hatte niemand sie auseinanderhalten können.
    Und plötzlich wirbelten die über dem Schädel schwebenden Farben durcheinander, um sich dann neu zusammenzufügen. Umrisse und Formen bildeten sich heraus. Sie sahen das Bild eines schmelzenden Lenkrads. Sie sahen mit Joshs Augen.
    Nach einer Weile wurde der Traum langweilig.
    Josh wünschte, er könnte sich selbst aufwecken.
    Lange Zeit fuhr er über den Sir Francis Drake Boulevard, bog dann nach rechts auf den Highway 1 ab und danach auf die Küstenstraße. Die war nur zweispurig und ziemlich schmal und die Scheinwerfer bohrten sich in den morgendlichen Nebel, der alles einhüllte. Doch machte Josh sich keine Gedanken deshalb. In einem Traum konnte ihm nichts passieren. Falls er einen Unfall baute, würde er aufwachen. Trotzdem war es schade, dass er im Traum nur Auto fuhr. In einem Flugzeug zu

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