Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Titel: Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
Vom Netzwerk:
durch ganz Europa gezogen. Es war eine gesetzlose Zeit gewesen. Banditen und Vogelfreie bevölkerten die Landstraßen und auch in den Städten war man nicht sicher. Wer überleben wollte, musste in der Lage sein, sich zu schützen. Viele hatten den Fehler gemacht, den Doktor aus England für einen schwachen Gegner zu halten. Er sorgte dafür, dass sie diesen Fehler kein zweites Mal machen konnten.
    »Ich bin nicht auf meine Aura angewiesen, um mit euch fertig zu werden«, sagte er langsam und betont.
    »Ich bin ein Cucubuth«, erwiderte die Kreatur hochmütig. »Der Überraschungseffekt hat vielleicht bei meinen Brüdern gewirkt, aber bei mir funktioniert der Trick nicht.«
    Der Magier hörte hinter sich ein Stöhnen. Als er über die Schulter schaute, sah er, dass der Anführer der Cucubuth sich gerade wieder aufrappelte. Er hatte beide Hände um seinen Kiefer gelegt und sein Blick ging ins Leere.
    »Du hast meinen kleinen Bruder verletzt.«
    »Ich bin sicher, dass nichts zurückbleibt«, erwiderte Dee. Es war fast unmöglich, einen Cucubuth zu töten. Sie besaßen sogar wie die Vampire die Fähigkeit, verletzte Gliedmaßen nachwachsen zu lassen.
    Der Größte der drei kam mühsam auf die Beine. Dann stand er unsicher da, das ganze Gewicht auf das linke Bein verlagert, während er das rechte heftig rieb, damit das Gefühl zurückkam. »Und du hast meine Jeans ruiniert«, knurrte er. Der Hosenboden und die Beine seiner Jeans waren schwarz vor Nässe.
    »Was willst du jetzt machen?«, fragte der unverletzte Cucubuth.
    »Komm ein Stück näher und ich zeige es dir.« Dees Lächeln war so hässlich und unmenschlich wie das der Cucubuths.
    Plötzlich warf die Kreatur den Kopf zurück und aus ihrem Mund kam ein Laut, den eine menschliche Kehle nie und nimmer hätte hervorbringen können. Es war eine Mischung aus Bellen und Heulen. Sämtliche Tauben auf den Dächern von Covent Garden flogen auf. Durch das hektische Flügelschlagen wirkte es wie eine Explosion. Irgendwo in der Nähe schien ein Wolf zu antworten und sein Geheul schallte über Londons Dächer. Ein zweiter stimmte ein, dann ein dritter, bis die Luft von den entsetzlichen, urzeitlichen Lauten zitterte. Alles Menschliche schwand aus dem Gesicht des Cucubuths, als er lachte. »Das hier ist unsere Stadt, Doktor. Wir haben Trinovantum regiert, lange bevor die Römer die Stadt für sich beanspruchten. Hast du eine Vorstellung davon, wie viele von uns hier leben?«
    »Ich nehme mal an, es sind mehr als nur ein paar.«
    »Sehr viel mehr«, sagte die Kreatur. »Und sie sind auf dem Weg hierher. Alle.«
    Aus den Augenwinkeln sah Dee Bewegung. Als er aufschaute, sah er gegenüber auf dem dreieckigen Dachstück der St. Paul’s Kathedrale eine Gestalt. Vor dem Abendhimmel war die dunkle Silhouette eines Skinheads zu erkennen, dann erschien noch einer und noch einer. Auf der anderen Seite des Platzes entstand Unruhe, als dort sechs Glatzköpfe auftauchten. Kurz darauf standen im gegenüberliegenden Eingang noch einmal drei.
    Als die Touristen das plötzliche Erscheinen der Cucubuths bemerkten, fürchteten sie eine Schlägerei und machten sich aus dem Staub. Hastig wurden Ladentüren abgeschlossen. Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann waren die kahl rasierten Cucubuths und Dee die Einzigen auf dem gepflasterten Marktplatz von Covent Garden.
    »Noch einmal: Was willst du jetzt machen, Dr. John Dee?«

KAPITEL DREIZEHN
    D er Lärm, der über die Dächer Londons hinwegzog und weit hinaufstieg in den Himmel — das urzeitliche Heulen von Cucubuths, das einst primitive Humani in ihren Höhlen erschreckt hatte –, weckte die Neugier der Raben.
    Huginn und Muninn flogen nach unten in die Richtung, aus der die Geräusche kamen.
    Amseln und Krähen zogen in Scharen an ihnen vorbei; von den arglosen Kreaturen ging schiere Angst aus. Tauben flatterten fast direkt unter ihnen herum. Voller Furcht, doch unfähig, etwas gegen ihre Angst zu tun, ließen sie sich wieder auf den Dächern rings um einen großen gepflasterten Platz nieder, nur um beim nächsten Geheul sofort wieder aufzufliegen.
    In geringer Höhe flogen die Raben über die Themse, über die kleine Gartenanlage am Victoria Embankment und das Königliche Opernhaus. Den ersten Cucubuth entdeckten sie unter sich auf der Straße. Hinter seiner fast menschlichen Verkleidung erkannten sie die Bestie mit ihren Hauern und gesplitterten Klauen. Sämtliche Cucubuths waren von einer dunklen Aura umgeben. Und Hunderte dieser

Weitere Kostenlose Bücher