Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Titel: Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
Vom Netzwerk:
einen kurzen Augenblick lang glaubte Sophie, die Frau schwebe in der Luft. Mühsam setzte sie sich auf – erst jetzt merkte sie, dass sie in einer Hängematte gelegen hatte — und stellte fest, dass die Frau im Schneidersitz auf einer hölzernen Truhe saß. Ihre schwarze Kleidung tat ein Übriges, um sie mit dem abgedunkelten Raum verschmelzen zu lassen. Doch während Sophie sich aufrichtete, kamen die Erinnerungen zurück, und sie wusste, dass dies nicht die Schattenhafte war. Es war Aoife von den Schatten.
    Sophie blickte sich um und ihr fielen die schweren Vorhänge an den Fenstern auf. Eines der Fenster war mit Brettern vernagelt und vor den anderen waren starke Metallgitter.
    »Woher wusstest du, dass ich wach bin?«, fragte sie. Es kostete sie Mühe, in der Hängematte aufrecht zu sitzen.
    »Ich habe die Veränderung in deinem Atem gehört«, antwortete Aoife.
    Sophie hievte sich an den Rand ihres schaukelnden Bettes, ließ die Beine baumeln und betrachtete die Frau, die da auf der Truhe saß. Die Ähnlichkeit mit Scathach war verblüffend – dasselbe leuchtend rote Haar, dieselben strahlenden grünen Augen und dieselbe helle Haut –, doch etwas an der Form ihres Kinns unterschied sie von ihrer Schwester. Und während Scatty winzige Lachfältchen um Augen und Mundwinkel hatte, war Aoifes Gesicht vollkommen faltenlos.
    »Hast du denn gar keine Angst?«, fragte Aoife und neigte dabei leicht den Kopf zur Seite.
    »Nein.« Sophie war selbst überrascht, dass es so war. »Sollte ich?«
    »Wenn du mich kennen würdest, vielleicht …«
    Sophie wollte schon sagen, dass sie alles über Aoife wusste, doch damit würde sie verraten, dass die Hexe von Endor ihre Erinnerungen an sie weitergegeben hatte, und das brauchte Aoife noch nicht zu wissen. »Ich kenne deine Schwester«, sagte sie stattdessen.
    »Ich bin nicht meine Schwester«, erwiderte Aoife. Ihr Akzent änderte sich und verriet ihre keltische Herkunft.
    »Wem dienst du?«, fragte Sophie.
    »Mir selbst.«
    Sophie ließ nicht locker. »Älteren oder dunklen Älteren?«
    Aoife machte eine abwehrende Handbewegung. »Die Ausdrücke haben keinerlei Bedeutung für mich. Gut oder böse ist eine Frage der Sichtweise. Ich habe einmal einen unsterblichen Humani getroffen, einen Mann namens William Shakespeare, der geschrieben hat, dass es nichts Gutes oder Schlechtes gibt; erst das Denken macht es dazu.«
    Sophie zog die Wangen zwischen die Zähne, um nicht lachen zu müssen. Sie hatte nicht vor, Aoife zu verraten, dass sie mit dem berühmten Dichter erst vorgestern noch zusammen gewesen war. »Warum hast du mich gekidnappt?«
    »Dich gekidnappt?« Aoife blickte sie überrascht an, dann lächelte sie. »Wahrscheinlich kann man es so nennen. Ich wollte einfach mit dir reden, ohne dass wir dauernd unterbrochen werden.«
    »Wir hätten auch auf der Straße miteinander reden können.«
    »Ich wollte unter vier Augen mit dir sprechen. Du hättest mich ins Haus bitten können.«
    Sophie schüttelte den Kopf. »Das hätte ich nie getan. Mein Bruder kriegt heraus, wo du bist«, fügte sie dann hinzu.
    Aoife lachte abschätzig. »Das bezweifle ich. Wir sind uns kurz begegnet – er ist mächtig, aber nicht ausgebildet.« Und fast mit so etwas wie Ehrfurcht in der Stimme fragte sie: »Ist er Gold?«
    »Ja. Und ich bin Silber«, antwortete Sophie stolz.
    »Die legendären Zwillinge.« Aoife schnaubte ungläubig.
    »Du glaubst es nicht?«
    »Weißt du eigentlich, wie viele legendäre Zwillinge es schon gegeben hat?«
    »Ich weiß, dass es andere gab …«, antwortete Sophie vorsichtig.
    »Jede Menge andere. Und weißt du auch, wo sie jetzt sind?«
    Sophie schüttelte den Kopf, obwohl sie die Antwort kannte.
    »Eine Aura in Gold und Silber ist kein Geschenk, sondern ein Fluch«, sagte Aoife barsch. »Sie wird euch und alle um euch herum vernichten. Ich habe erlebt, wie ganze Städte in Schutt und Asche gelegt wurden, nur um einen Zwilling zu töten.«
    »Der Alchemyst hat gemeint, die dunklen Wesen des Älteren Geschlechts – «
    »Ich habe dir doch gesagt, es gibt keine Dunklen«, unterbrach Aoife sie schroff. »Es gibt lediglich Ältere, keine guten und keine schlechten. Lediglich Wesen, die wir heute die Älteren nennen. Einige unterstützen die Humani, andere verachten sie. Darin besteht der einzige Unterschied. Und selbst bei den Hütern der Menschheit kommt es oft vor, dass sie die Seiten wechseln. Glaubst du etwa, meine Schwester hat sich schon immer für die Humani

Weitere Kostenlose Bücher