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Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Titel: Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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Bild vor Sophies Augen verschwamm und verschob sich. Dann sah sie …
    … Aoife, ganz in Schwarz und Grau gekleidet, wie sie aus dem Fenster eines Turms springt und in einen eisigen Wassergraben fällt. Bevor sie in dem schiefergrauen Wasser verschwindet, hält sie noch die Schnitzerei aus Jade in die Höhe, die sie gerade gestohlen hat.
    Sophie war sich bewusst, dass die Zeit dahinraste, Monate und Jahre flackerten innerhalb von Sekunden vorbei. Aus dem sommersprossigen Mädchen mit dem roten Haar war eine junge Frau geworden und …
    … Scathach rennt, in Fell und Leder gekleidet, durch einen Bambuswald. Um sie herum regnet es große schwarze Pfeile. In einer Hand hält sie ein stark gebogenes Schwert und in der anderen den Skarabäus. Hinter ihr prescht Aoife an der Spitze einer Armee aus blauhäutigen Ungeheuern durch den Bambus.
    Die Erinnerungen strömten auf Sophie ein, ein Bild überlagerte das andere in rascher Folge …
    … Scathach kniet vor einem Jungen in der Tracht ägyptischer Könige. Mit ausgestreckten Armen hält sie ihm den grünen Jadekäfer hin.
    … und wieder Scathach, wie sie über dem reglosen Körper desselben Jungen steht. Seine Arme sind über der Brust gekreuzt. Vorsichtig zieht sie den Skarabäus aus seinen steifen Fingern, führt ihn an die Lippen und küsst ihn und vergießt blutrote Tränen um ihren Freund, den Kinderkönig Tutanchamun. Plötzlich ertönen Rufe. Die Schattenhafte dreht sich um und springt in dem Moment aus dem Fenster, als die nubischen Wachen des Königs in den Raum stürmen. Sie verfolgen sie drei Tage lang durch die Wüste, bevor sie ihnen entkommt.
    Weitere Bilder, unwahrscheinlich schnell hintereinander, verschwommene Gesichter und Orte – und dann, urplötzlich …
    … Perenelle, in der eleganten Garderobe des 19. Jahrhunderts, mit Nicholas an ihrer Seite. Sie nimmt ein gestreiftes Kästchen in Empfang, das Scathach ihr reicht. Die Schattenhafte trägt die Uniform eines Soldaten mit einem Schwert an der Hüfte. Die Französin löst das Band, öffnet das Kästchen und lacht: »Wie, du schenkst mir einen Mistkäfer?«
    Sophie blinzelte und sah …
    … Perenelle, jetzt mit einem Glockenhut nach der Mode des frühen 20. Jahrhunderts gekleidet, übergibt dasselbe mit einem Band umwickelte Kästchen Tsagaglalal, der Wächterin. Hinter ihnen rauchen und qualmen die Ruinen von San Francisco nach einem entsetzlichen Erdbeben.
    Die Erinnerungen verblassten. Sophie öffnete die Augen und sah, wie die alte Frau Perenelle den Skarabäus gab. »Ich weiß seit zehntausend Jahren um diesen Gegenstand«, erzählte Tsagaglalal, »und auch wenn es oft Zeiten gab, in denen er nicht in meinem Besitz war, kehrte er früher oder später immer zu mir zurück. Ich habe mich oft gefragt, weshalb. Habe ich – und all die anderen Wächter – ihn nur für diesen einen Moment sicher verwahrt?«
    Perenelle blickte auf. »Ich dachte, du wüsstest es. Wenn nicht du, wer dann?«
    Tsagaglalal schüttelte den Kopf. »Als er ihn mir gab, sagte er, ich hielte die Zukunft der Menschheit in meinen Händen. Aber solche Sätze hörte man oft von ihm. Er konnte sehr dramatisch sein.«
    Die Zauberin betrachtete den Käfer, hielt ihn ans Licht und bewunderte die Details. »Als Scathach ihn mir zu meinem fünfhundertsten Geburtstag schenkte, neckte ich sie, dass sie mir einen Mistkäfer gegeben hätte. Die Kriegerin antwortete damals: ›Mist ist wertvoller als jedes Edelmetall. In Gold kann man nichts Essbares anpflanzen.‹« Perenelle blickte hinüber zu Tsagaglalal. »Damals erkannte ich nicht, wie alt und wertvoll das Stück tatsächlich war.«
    Tsagaglalal schüttelte den Kopf. »Ich auch nicht, obwohl er ihn mir einen Tag, bevor er mir das Buch überreicht hat, gab.«
    Sophie runzelte die Stirn. »Wer hat dir den Skarabäus und das Buch gegeben?« Ein Name kam ihr in den Sinn. »War es Abraham der Weise?«
    Tsagaglalal nickte traurig. Dann lächelte sie. »Ja, es war Abraham, auch wenn ich ihn nie weise genannt habe. Er hat den Titel gehasst.«
    »Wie hast du ihn genannt?«, wollte Sophie wissen. Ihr Herz klopfte plötzlich so schnell, dass sie kaum noch Luft bekam.
    »Ich habe ihn meinen Gatten genannt.«

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
    B illy the Kid flitzte von einer Seite des Gangs zur anderen und besah sich die Menagerie der schlafenden Tiere in den Zellen. »Ich lebe ja jetzt schon sehr lang auf dieser Erde, aber so etwas hab ich noch nie gesehen.« Er betrachtete gerade einen muskelbepackten

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