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Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Titel: Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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fuhr Billy fort. »Virginia interessiert sich genauso wenig dafür, da sie in der Vergangenheit entweder schon gegen sie gekämpft hat oder weiß, dass ihre Flöte sie beschützt.« Er legte den Kopf schräg. »Oder vielleicht, weil sie weiß, dass sie gefährlicher ist als die Bestien.«
    »Ich kenne sie nur vom Hörensagen«, warf Machiavelli ein. »Ist sie so schlimm wie ihr Ruf?«
    »Schlimmer.« Billy nickte ein paar Mal rasch hintereinander. »Viel, viel schlimmer. Mach nie den Fehler und traue ihr.«
    Dee und Virginia bildeten die Nachhut. Machiavelli sah, dass die beiden in ein Gespräch vertieft waren. Das Gesicht der Frau war eine unergründliche Maske. Ihre grauen Augen hatten dieselbe Farbe wie die Wände und der Boden. Als sie merkte, dass Machiavelli sie beobachtete, hob sie eine Hand zum Zeichen, dass sie es zur Kenntnis genommen hatte. Dee blickte auf und seine Miene verfinsterte sich. Kurzfristig war der Zellenblock erfüllt vom Gestank nach fauligen Eiern, der noch strenger war als der der schlafenden Bestien. Machiavelli wandte sich ab, bevor Dee sein Lächeln sehen konnte. Es amüsierte ihn, dass der Magier immer noch Angst vor ihm hatte.
    »Deine Neugier vorausgesetzt, müsstest du eigentlich in die Zellen schauen«, schloss Billy, »aber du tust es nicht. Deshalb gehe ich davon aus, dass du an etwas weitaus Wichtigeres denkst.«
    »Beeindruckend«, lobte Machiavelli. »Und deine Logik ist unwiderlegbar – mit einer Ausnahme.«
    »Und die wäre?«
    »Seltsam aussehende Kreaturen und monströse Bestien können mich schon lange nicht mehr schrecken. Wenn du es genau wissen willst, waren es immer nur die Menschen – und ihre nächsten Verwandten, die Älteren und die nächste Generation –, die es geschafft haben, mir Angst einzujagen.« Er nickte in Richtung der Zellen. »Diese armen Bestien werden nur von ihrem Drang zu überleben und zu fressen gesteuert. Das ist ihre Natur und ihre Natur hat sie berechenbar gemacht. Der Mensch dagegen besitzt die Fähigkeit, seine Natur zu verändern. Der Mensch ist das einzige Tier, das die Welt vernichten kann. Tiere leben nur in der Gegenwart. Die Menschen besitzen die Fähigkeit, für die Zukunft zu leben, Pläne für ihre Kinder und Enkel zu schmieden, Pläne, die Jahre, Jahrzehnte, selbst Jahrhunderte brauchen, bis sie sich verwirklichen lassen.«
    »Wie ich gehört habe, ist diese Art des Planens deine Spezialität«, sagte Billy.
    »Das ist richtig.« Machiavelli wies mit der Hand auf eine Zelle, in der drei haarige Domovoi schliefen, einer hässlicher als der andere. »Deshalb machen mir diese hier keine Angst. Sie interessieren mich nicht einmal.«
    »Jetzt klingst du so hochmütig wie Dee.« In Billys Stimme schwang ein stahlharter Unterton mit. »Und ich bin sicher, dass die Leute in San Francisco in diesem Punkt vollkommen anders denken als du.«
    »Stimmt«, gab Machiavelli zu.
    Billy holte tief Luft. »Wenn diese Kreaturen an Land gehen, gibt es …« Er hielt inne und suchte nach dem richtigen Wort. »Chaos. Anarchie.«
    »Wer macht sich jetzt tiefgründige, finstere Gedanken?«, fragte Machiavelli leichthin. »Wer hätte das gedacht – ein Gesetzloser mit einem Gewissen.«
    »Wahrscheinlich sind es dieselben tiefgründigen, finsteren Gedanken, die du dir gemacht hast«, murmelte Billy. »Ich gebe zu, ich fühle mich nicht wohl bei dem Gedanken, diese Monster auf mein Volk loszulassen.«
    » Dein Volk«, neckte Machiavelli ihn.
    »Mein Volk. Dass es nicht deines ist, weiß ich. Es sind keine Italiener …«, begann Billy.
    Machiavelli unterbrach ihn. »Es sind Menschen und das macht sie auch zu meinem Volk.«
    Billy warf ihm einen schnellen Blick zu. »Als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, dachte ich, du seist genau wie Dee. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.«
    Machiavelli lächelte kaum merklich. »Dee und ich sind uns in vielem sehr ähnlich; sag ihm das aber bitte nicht. Er wäre beleidigt. In einem Punkt unterscheiden wir uns allerdings: Um seine Ziele zu erreichen, würde Dee alles tun. Ich habe gesehen, wie er die Befehle seines Meisters befolgt hat, obwohl es die Zerstörung ganzer Städte und das Auslöschen Zehntausender von Menschenleben bedeutet hat. Das habe ich nie getan. Der Preis für meine Unsterblichkeit waren meine Dienste, aber nicht meine Seele. Ich bin heute ein Mensch und ich war immer einer.«
    »Gut zu wissen«, murmelte Billy the Kid.
    Der Flur endete an einer Metalltür. Machiavelli stieß sie auf,

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