Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister
hatte, sie könnten sein Gewicht kaum tragen. Doch Mars Ultors Kräfte würden zurückkommen. Zephaniah dagegen musste auf ewig auf ihre Augen verzichten. Sie hatte sie bei Kronos gegen das Wissen, wie sie die Sicherheit ihres Mannes gewährleisten könnte, eingetauscht.
Mars Ultor atmete tief durch. Wenn das alles vorüber war – und vorausgesetzt, er überlebte –, würde er dem verhassten Kronos einen Besuch abstatten. Der widerliche Ältere bewahrte Zephaniahs Augen garantiert noch irgendwo in einem Glas auf. Vielleicht würde er sich überzeugen lassen, dass es besser sei, sich von ihnen zu trennen. Mars Ultor verschränkte die Hände und ließ die Knöchel knacken. Er konnte ausgesprochen überzeugend sein.
Er bog links in die Scott Street ein.
Der Ältere spürte die extrem starke Kraftwelle und hatte sich schon auf dem Bürgersteig in Sicherheit gebracht, noch bevor der ausgediente, ramponierte Jeep aus Armeebeständen mit quietschenden Reifen am Straßenrand hielt. Drei Leute saßen darin.
Ein großer, ausgesprochen gut aussehender Indianer mit kupferfarbener Haut und scharf geschnittenem Gesicht beugte sich heraus. »Du bist Mars.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
»Wer will das wissen?« Mars blickte die Straße hinauf und hinunter und fragte sich, ob das wohl ein Überfall war.
Eine der beiden Personen auf dem Rücksitz beugte sich vor. Sie bog den Rand ihres Cowboyhuts nach oben, damit man die Klappe über ihrem rechten Auge sehen konnte. »Ich.«
Mars Ultor erstarrte. »Odin?«
Dann schob die dritte Person die Kapuze ihres schweren Dufflecoats zurück. Zum Vorschein kam ein schmales Hundegesicht. Zwei kräftige Fangzähne ragten aus dem Oberkiefer. Es handelte sich um eine Frau. Sie trug eine dunkle Sonnenbrille, die einen Großteil ihres Gesichts bedeckte, die Rinnsale der schwarzen Flüssigkeit, die ihr aus den Augen tropfte, jedoch nicht verbergen konnte.
»Hel?«
»Onkel«, krächzte sie.
Mit großen Augen blickte Mars Ultor von Odin zu Hel und zurück zum Fahrer. »Träume ich noch?«
»Wenn ja, ist es ein Albtraum.« Der Fahrer streckte die Hand aus dem Fenster. Er hatte kräftige Unterarme und ein breites türkisfarbenes Band umschloss sein Handgelenk. »Ich bin Ma-ka-tai-me-she-kia-kiak.« Er trug ausgefranste Jeans, alte Cowboystiefel und ein verwaschenes Grand-Canyon-T-Shirt. »Du kannst mich auch Black Hawk nennen, Schwarzer Falke. Quetzalcoatl ist mein Meister. Er hat mich losgeschickt, um diese beiden hier einzusammeln.« Er wies mit dem Daumen hinter sich. »Vor einer Weile habe ich einen Anruf bekommen und wurde gebeten, auch dich noch abzuholen. Oh, und er lässt schön grüßen.« Black Hawk beugte sich zu Mars hinüber, als der auf der Beifahrerseite einstieg. »Allerdings glaube ich nicht, dass er den schönen Gruß ernst gemeint hat.« Er ließ den Motor aufheulen, drehte sich dann noch einmal zu den beiden Älteren auf dem Rücksitz um. »Was wird das eigentlich? Eine Art Kongress schlecht angezogener Älterer?«
Mars war immer noch geschockt. Er ignorierte den Fahrer und drehte sich ebenfalls zu den beiden Älteren um. »Als ich euch das letzte Mal gesehen habe, habt ihr euch in den Haaren gelegen.«
Odin tat die Sache ab: »Das war damals …«
»… und heute ist heute«, lispelte Hel. »Jetzt haben wir einen gemeinsamen Feind. Einen utlaga -Diener, der glaubt, er könnte sich zum Meister aufschwingen.«
Black Hawk fuhr langsam die Straße hinauf. Er suchte nach einer bestimmten Adresse und ließ den Blick immer von einer Straßenseite zur anderen wandern.
»Es gibt da einen Humani namens John Dee«, erklärte Odin.
Mars Ultor nickte. »Zephaniah hat mir von ihm erzählt. Sie sagte, er hätte versucht, Coatlicue zurückzuholen, um sie auf uns zu hetzen.«
»Dee hat den Yggdrasil zerstört.« Odin wechselte in eine Sprache, die Jahrtausende vor der Ankunft der Humani auf der Erde gesprochen wurde, und fuhr fort: »Er hat Hekate umgebracht.«
Plötzlich roch es nach verbranntem Fleisch und die Haut des Älteren nahm einen dunklen violettroten Ton an. »Ah, das hat meine liebe Frau vergessen, mir zu sagen. Ein Humani hat Hekate umgebracht?«, fragte Mars Ultor, und seine Stimme bebte vor Zorn. »Deine Hekate?«, vergewisserte er sich, an Odin gewandt.
Der Ältere nickte. »Meine Hekate«, antwortete er leise.
»Und er hat den Yggdrasil zerstört«, wiederholte Hel. »Die Schattenreiche Asgard und Niflheim wurden zerschlagen und genauso die Welt der
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