Nicholas' Geheimnis (German Edition)
wenn ich diesen Job erfolgreich durchführen will, dachte Nick voll Abscheu. Nur auf diese Weise würde er sie zum Reden bringen. Und er musste sie zum Reden bringen!
»Sag mal, Darling«, flüsterte Nick und küsste Iona auf den Nacken, während sie sein Hemd aufknöpfte. »Was weißt du über den Schmuggelverkehr zwischen der Türkei und Lesbos?«
Nick spürte, wie Iona erstarrte. Er würde trotzdem leichtes Spiel mit ihr haben bei der Menge Gin und Champagner, die sie in sich hineingeschüttet hatte. Sie würde reden wie ein Wasserfall. Sie war reif – überreif, schon seit Tagen war sie fällig.
»Nichts«, antwortete Iona und zerrte an seinen Hemdknöpfen. »Von solchen Dingen weiß ich gar nichts.«
»Komm schon, Iona«, flüsterte Nick verführerisch. »Du weißt eine ganze Menge. Als Geschäftsmann bin ich an neuen Verdienstmöglichkeiten interessiert, wie du dir wohl denken kannst.« Er knabberte an ihrem Ohrläppchen. »Du gönnst mir doch ein paar zusätzliche Drachmen, oder etwa nicht?«
»Ein paar Millionen!« Iona berührte ihn mit der Hand, um ihm zu zeigen, was sie von ihm wollte. »Ja, ich weiß recht viel.«
»Und du erzählst es mir auch, ja? Komm, Iona. Du und die Millionen, das erregt mich. Also – was weißt du über den Mord?«
»Der Mann, den diese dumme Person gefunden hat, wurde erledigt, weil er zu geldgierig war.«
Nick zwang sich zur Ruhe. »Und wer steckt dahinter?« Er legte sich zu Iona, die sich der Länge nach auf der Persenning ausstreckte. »Wer hat Stevos erledigt, Iona?« Nick hatte den Eindruck, sie würde gleich in den Schlaf hinübergleiten. Er schüttelte sie recht unsanft, um sie wach zu halten.
»Ich will mit Mördern nichts zu tun haben, Nick«, stieß Iona hervor. »Der Teufel soll diesen verdammten Bullen holen!« Sie wollte die Arme um ihn schlingen, schaffte es aber nicht. »Ich habe es satt, ständig abhängig zu sein«, schmollte sie. »Vielleicht sollte ich mich mit dir zusammentun, einfach aussteigen. Du bist reich, Nick. Und ich brauche Geld … viel Geld.«
»Wie meinst du das, Iona?«
»Später … Wir reden später darüber.« Ionas Mund nahm Nicks Lippen wieder in Besitz.
Nick versuchte wenigstens eine Andeutung von Leidenschaft aufzubringen. Er brauchte Iona dringend. Aber als er merkte, dass sie endgültig das Bewusstsein verlor, tat er nichts, um sie wieder aufzuwecken.
Er stellte sich an die Reling und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Der Ekel vor dem, was er zu tun hatte, erzürnte und deprimierte ihn gleichermaßen. Ihm war klar, dass er Iona als Werkzeug benutzen musste, und er musste sich von ihr benutzen lassen – wenn nicht jetzt, dann später. Er musste aus ihr herausbringen, was sie wusste. Das war für seine Sicherheit und für seinen Erfolg unabdingbar.
Wenn er Ionas Liebhaber werden musste, um sein Ziel zu erreichen, dann ließ sich das nicht ändern. Es war für ihn nicht von Bedeutung. Nick zog heftig an seiner Zigarette. Nein, das bedeutete wirklich nichts. Das gehörte zu seiner Arbeit.
Am liebsten hätte Nick sich jetzt stundenlang unter die Dusche gestellt, um den Schmutz von sich abzuspülen, der sich nicht abspülen ließ – der Schmutz vieler Jahre, die Lügen vieler Jahre. Wie kam es, dass er sich erst jetzt wie ein Gefangener fühlte?
Nick sah Melanies Gesicht vor sich. Ihre Augen blickten ihn kalt an. Er warf die Zigarette ins Wasser, ging ans Ruder zurück und startete den Motor.
7. K APITEL
Die Rundfahrt durch das alte Fischerdorf mit seinen verwinkelten Gassen und dicht aneinander gedrängten, weiß verputzten Häusern endete im Hafen.
Melanie saß mit Andrew in einer der zahlreichen Hafenkneipen und sah den Fischern zu, die ihre Boote an den Anliegern festmachten und die Netze zum Trocknen ausbreiteten.
Unter den Männern war jedes Alter vertreten, von kleinen Jungen bis zum Veteran. Alle waren tief gebräunt, alle arbeiteten zusammen. Zwölf Mann, vierundzwanzig Hände für ein Netz. Die Arbeit war für die Fischer alltägliche Routine und ging ihnen scheinbar mühelos von der Hand.
»Das muss heute ein guter Fang gewesen sein«, meinte Andrew, als er sah, wie versunken Melanie in den Anblick war.
Nachdenklich strich Melanie mit dem Finger über den Rand ihres Glases. »Ich dachte gerade … Sie sehen alle so gesund und kräftig aus, auch die Alten. Ich nehme an, sie fahren bis zu ihrem Tod hinaus. Sie verbringen ihr Leben auf dem Meer und arbeiten, bis sie eines Tages tot umfallen, aber sie
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