Nicholas' Geheimnis (German Edition)
Verwandtschaft gegenüber.«
»Seltsam, Dorian sagte fast dasselbe.« Melanie zupfte geistesabwesend an einer verblühten Rose. Sie sollte sich auf Iona konzentrieren. Sie war gefährlicher als irgendein anderer in diesem Haus. Wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte, würde sie über Leichen gehen.
»Wie meinst du das?«
»Iona.« Melanie schaute Liz an. »Meiner Ansicht nach wird sie von starken Emotionen beherrscht – von zerstörerischen Emotionen wie Hass, Verzweiflung und Besitzgier. Starke, sehr starke Emotionen sind es auf jeden Fall.«
»Ich kann sie nicht ausstehen«, stieß Liz so heftig hervor, dass Melanie sie verdutzt anschaute. »Sie macht Alex das Leben zur Hölle. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel Zeit, Nerven und Geld ihn diese Frau schon gekostet hat. Und Undankbarkeit und Ungezogenheit sind der Lohn dafür.«
»Alex hat einen ausgeprägten Familiensinn«, meinte Melanie. »Du kannst ihn nicht davor schützen.«
»Ich bin entschlossen, ihn zu schützen!« fiel Liz ihr hitzig ins Wort. »Vor allem und jedem.« Sie schnippte den Rest der Zigarette ins Gebüsch. Ein Schauer überlief Melanie. »Verdammt«, sagte Liz etwas ruhiger. »Die Sache heute Morgen geht mir ständig im Kopf herum.«
»Das geht uns allen so.« Melanie stand auf. »Es war ja auch kein erfreulicher Morgen.«
»Es tut mir Leid, Melanie, aber Alex ist völlig außer sich. So sehr er mich liebt, es gibt Dinge, über die er nicht spricht … seine Probleme, seine Arbeit. Er ist der Meinung, er müsse allein damit fertig werden.« Liz lachte kurz auf und schüttelte dann den Kopf. »Komm, setz dich wieder, Melanie. Ich rede zu viel, das ist es.«
»Liz, wenn irgendetwas nicht stimmt … Ich meine, wenn du ernste Probleme hättest, würdest du es mir doch sagen, oder?«
»Ich habe keine Probleme. Vergiss es und mach dir keine Sorgen.« Liz zog Melanie auf die Sitzschaukel zurück. »Es ist nur frustrierend, wenn der Mensch, den man über alles liebt, sich nicht helfen lassen will. Manchmal macht es mich ganz verrückt, dass Alex darauf besteht, unangenehme Dinge von mir fern zu halten.«
»Er liebt dich, Liz.« Melanie verkrampfte die Hände im Schoß.
»Und ich liebe ihn.«
»Liz …« Melanie holte langsam Luft. »Warst du mit Alex zusammen schon auf der Sandbank?«
»Wieso?« Liz war offenbar mit ihren Gedanken ganz woanders. Sie setzte sich wieder auf ihre Bank. »Ach so, nein. Wir halten uns meistens auf den Kliffs auf, wenn ich Alex überhaupt einmal von der Arbeit fortlocken kann. Ich weiß nicht mehr, wann wir das letzte Mal dort waren. Ich wünschte«, fügte sie leise hinzu, »ich wäre heute Morgen bei dir gewesen.«
Melanie schämte sich ihrer abwegigen Gedanken und blickte zur Seite. »Ich bin froh, dass das nicht der Fall war. Ich habe Alex gerade genug zu schaffen gemacht mit meiner Hysterie.«
»Du warst nicht hysterisch«, widersprach Liz energisch. »Im Gegenteil, du warst unnatürlich ruhig, als Andrew dich nach Hause brachte.«
»Ich habe mich gar nicht bei ihm bedankt.« Melanie verdrängte Zweifel und Verdächtigungen. Sie waren unbegründet, einfach lächerlich. »Was hältst du von Andrew?«
»Er ist sehr charmant.« Liz spürte Melanies Stimmungsumschwung und passte sich dem an. »Heute hat er sich von der besten Seite gezeigt, findest du nicht?« Liz lächelte weise und mütterlich. »Ich glaube, er ist bis über beide Ohren in dich verliebt.«
»Das könnte dir so passen, aber daraus wird nichts.«
»Wieso? Er wäre eine nette Ablenkung für dich«, überlegte Liz unbeirrt weiter. »Aber leider gehört er zum weniger begüterten Teil der Gregoras-Familie, und ich habe mir vorgenommen, dich mit einem reichen Mann zu verheiraten. Trotzdem«, schloss sie, als sie Melanie seufzen hörte, »wäre er ein angenehmer Gesellschafter … für eine Weile.«
»Hallo.« Andrew kam in den Garten geschlendert. »Ich hoffe, ich störe nicht.«
»Ganz und gar nicht.« Liz lächelte ihm erfreut entgegen. »Nachbarn sind immer willkommen.«
Andrew strahlte jungenhaft, was ihm ein paar Pluspunkte bei Liz eintrug. »Ich habe mir Sorgen um Melanie gemacht.« Er beugte sich hinunter, umfasste Melanies Kinn und schaute ihr ins Gesicht. »Es war ein schrecklicher Morgen, und ich wollte sehen, wie es dir geht. Ich hoffe, es ist dir recht?« Seine Augen waren so dunkelblau wie das Wasser vor dem Strand.
»Natürlich, Andrew.« Melanie griff nach seiner Hand. »Es geht mir gut. Oh Andrew, ich habe mich
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