Nicholas' Geheimnis (German Edition)
Türrahmen.
»Tripolos«, sagte er leise. »Er ist im Salon.«
»Oh nein, nicht jetzt!« Melanie streckte Alex beide Hände entgegen. »Wie willst du das durchstehen?« fragte sie mitleidig.
»Keine Angst.« Seine Stimme klang tonlos, aber beherrscht. »Melanie, ich wünschte bei Gott, diese katastrophalen Vorfälle wären dir erspart …«
»Nein«, unterbrach sie ihn und drückte seine Hände. »Nicht, Alex. Wir sind schließlich Freunde, oder?«
»Schöne Freunde hast du. Vergib mir trotzdem.«
»Nur, wenn du aufhörst, mich wie eine Fremde zu behandeln.«
Alex seufzte und legte den Arm um Melanies Schultern. »Komm, bringen wir es hinter uns. Tripolos erwartet uns.«
Melanie fragte sich, ob sie jemals wieder den Salon betreten könnte, ohne Tripolos in dem breiten, hochlehnigen Sessel sitzen zu sehen. Wie beim letzten Mal nahm sie ihm gegenüber auf dem Sofa Platz und wartete auf seine Fragen.
»Das ist ein ziemlicher Schock«, ließ sich Tripolos nach einer Weile vernehmen. »Für Sie alle.« Sein Blick glitt von Melanie zu Alex und dann zu Liz. »Wir werden selbstverständlich um äußerste Diskretion bemüht sein«, fuhr er dann fort. »Ich werde versuchen, die Presse herauszuhalten, aber ein Selbstmordversuch in diesen Kreisen …« Er ließ den Rest unausgesprochen.
»Selbstmord«, wiederholte Alex leise. Er starrte den Polizeichef verständnislos an.
»Nach den ersten Untersuchungen hat es den Anschein, als hätte Ihre Cousine infolge einer selbst ausgeführten Injektion eine Überdosis Heroin erwischt. Genaueres lässt sich erst sagen, wenn alle Nachforschungen und Untersuchungen abgeschlossen sind. Die übliche Routine, Sie verstehen schon. Miss James, Sie haben Miss Theocharis gefunden?«
Melanie fuhr zusammen, als sie ihren Namen hörte, fasste sich aber sofort. »Nein, eines der Hausmädchen fand sie – Zena. Sie ließ das Tablett fallen und schrie. Ich lief zu ihr und sah Iona auf dem Bett liegen.«
»Haben Sie den Arzt angerufen?«
»Nein.« Melanie schüttelte ärgerlich den Kopf. Tripolos wusste doch, dass Alex angerufen hatte, aber offenbar wollte er die ganze Geschichte noch einmal von ihr hören. Resigniert fügte sie sich in das Unvermeidliche. »Zuerst hielt ich sie für tot. Dann fühlte ich ihren Puls. Ich legte sie ins Bett zurück.«
»Ins Bett zurück?« Tripolos Stimme klang unmerklich schärfer als zuvor. Melanie entging das nicht.
»Ja. Sie lag quer über dem Bett, ihr Kopf hing über die Bettkante herab.« Melanie hob hilflos die Hände. »Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was ich mir davon versprochen habe, mir schien es nur das Richtige zu sein.«
»Ich verstehe. Und dann fanden Sie das hier?« Der Kommissar hielt die Injektionsnadel hoch, die jetzt in einem durchsichtigen Plastikbeutel steckte.
»Ja.«
»Wussten Sie, dass Ihre Cousine an der Nadel hing, Mr. Theocharis?«
Alex’ Gesicht erstarrte bei dieser Frage. Liz griff rasch nach seiner Hand. »Ich wusste, dass Iona Probleme hatte … mit Drogen. Vor zwei Jahren ging sie zu einer Entziehungstherapie in eine Klinik. Ich war überzeugt, sie sei kuriert. Wenn ich geahnt hätte, wie … krank sie ist, hätte ich sie nicht zu meiner Frau und unserem Gast in mein Haus gebracht.«
»Mrs. Theocharis«, wandte sich Tripolos jetzt an Liz, »war Ihnen Ionas Problem bekannt?«
Melanie hörte, dass Alex tief Luft holte, aber Liz antwortete rasch, ehe er etwas sagen konnte.
»Ja, es war mir bekannt.« Mit einem Ruck drehte sich Alex zu ihr herum, aber Liz sprach ruhig weiter. »Mein Mann arrangierte vor zwei Jahren Ionas Aufenthalt in einer Spezialklinik für Drogenabhängige. Ich wusste es, obwohl er mich mit diesen Dingen verschonen wollte.« Liz schaute Alex nicht an, legte aber ihre Hand über seine.
»Haben Sie eine Ahnung, woher Ihre Cousine Stoff bezog?« fragte Tripolos nun wieder Alex.
»Nein.«
»Ich verstehe. Tja, da Ihre Cousine in Athen ihren Wohnsitz hat, werde ich wohl die zuständige Polizeibehörde einschalten und mit der Ermittlung der Kontaktpersonen beauftragen müssen.«
»Tun Sie, was nötig ist«, erwiderte Alex tonlos. »Ich bitte Sie nur, meine Familie so weit wie möglich herauszuhalten.«
»Selbstverständlich. Ich darf mich verabschieden. Ich hoffe, Sie entschuldigen die Störung.«
»Ich muss die Familie verständigen«, sagte Alex dumpf, nachdem sich die Tür hinter Tripolos geschlossen hatte. Er stand auf, küsste Liz flüchtig aufs Haar und verließ ohne ein weiteres Wort den
Weitere Kostenlose Bücher