Nicholas' Geheimnis (German Edition)
Felsvorsprung hoch, auf dem Melanie morgens gesessen hatte. Ohne anzuhalten ging er weiter.
Im Fenster brannte Licht. Er hatte es selbst brennen lassen, als er sich auf den Weg gemacht hatte. Zum ersten Mal dachte er wieder an einen Drink. Weiß Gott, den konnte er jetzt brauchen!
Er öffnete die Haustür, ging durch die Halle und betrat ein Zimmer. Den Inhalt seiner Taschen warf er auf einen eleganten Louis-Seize-Tisch und zog sich dann schwungvoll die schwarze Kapuze vom Kopf.
»Nun, Stephanos!« Nick zeigte lächelnd seine weißen Zähne. »Kein schlechter Fang heute Nacht, was?«
Stephanos schaute auf die weißen Päckchen und nickte. »Kann man wohl sagen. Keine Schwierigkeiten?«
»Typen, die um ihr Leben zittern, machen keine Schwierigkeiten. Die Fahrt verlief reibungslos.« Nick trat an die Bar, schenkte zwei Drinks ein und reichte Stephanos eines der Gläser. Er konnte von Glück sagen. Er hatte Kopf und Kragen riskiert und gewonnen. In einem Zeug leerte er sein Glas.
»Finstere, anrüchige Typen, Stephanos, aber sie schaffen den Job. Sie sind geldgierig und«, er schwenkte seine Kapuze in der Luft und ließ sie dann auf die weißen Päckchen hinabfallen, »zu Tode verängstigt.«
»Eine verängstigte Crew ist ungefährlich«, bemerkte Stephanos. Er tippte mit dem Finger auf die Päckchen. »Kein schlechter Fang, weiß Gott. Davon kann ein Mann ein paar Jahre in Saus und Braus leben.«
»Oder auf den Geschmack kommen«, fügte Nick hinzu. »Und mehr davon wollen. Verdammt, dieser Fischgeruch hängt immer noch an mir.« Er rümpfte die Nase. »Schick das Zeug nach Athen. Sie sollen mir einen Bericht über die Labortests hinsichtlich der Qualität des Stoffs zuschicken. Jetzt gehe ich erst mal den Gestank abwaschen und dann ins Bett.«
»Da ist noch etwas, das dich interessieren könnte.«
»Nicht heute Nacht.« Nick drehte sich gar nicht erst herum. »Spar dir deinen Klatsch bis morgen auf.«
»Das Mädchen, Nicholas.« Stephanos sah, wie Nick erstarrte. Einen Namen zu nennen war nicht nötig. »Wie ich höre, fliegt sie nicht nach Amerika zurück. Sie bleibt hier, solange Alex in Athen ist.«
»Verflucht!« Nick drehte sich zu Stephanos um. »Ich kann mir jetzt nicht wegen einer Frau den Kopf zerbrechen.«
»Sie ist allein, bis Alex seine Frau zurückschickt.«
»Sie geht mich nichts an«, stieß Nick durch die Zähne hervor.
Stephanos betrachtete interessiert den Rest Brandy in seinem Glas. »Athen war interessiert«, bemerkte er scheinbar leichthin. »Sie könnte uns später von Nutzen sein. Kann man nie wissen!«
»Nein!« Nick ging erregt im Zimmer umher. Die nervliche Belastung der letzten Stunden machte sich plötzlich bemerkbar. Allein der Gedanke an sie machte ihn verrückt. »Nein«, sagte er entschlossen. »Ich kann sie jetzt nicht brauchen. Wir halten sie da heraus.«
»Dazu ist es zu spät, wenn du mich fragst«, bemerkte Stephanos.
»Wir halten sie heraus!«
Stephanos strich über seinen Schnurrbart. »Wie Sie meinen, Sir!«
»Ach, geh zum Teufel!« Nick ärgerte sich über Stephanos’ spöttisch ergebenen Ton. Er nahm sein Glas auf und setzte es gleich wieder ab. »Wir können sie nicht brauchen«, erklärte er etwas ruhiger. »Sie wäre ein Klotz am Bein, weiter nichts. Hoffen wir, dass sie in den nächsten Tagen nicht auf die Wahnsinnsidee verfällt, nachts am Strand herumzugeistern. Ich lege keinen Wert darauf, ihr dort zu begegnen.«
»Und was machst du, wenn sie wider Erwarten dort aufkreuzt?« fragte Stephanos trocken.
»Dann gnade ihr Gott!« antwortete Nick und verließ das Zimmer.
Auch nach dem Bad kam Nick nicht zur Ruhe. Die natürliche Reaktion auf Stunden äußerster Anspannung, redete er sich ein. Aber immer wieder trat er ans Fenster und blickte auf die Villa Theocharis hinunter.
Melanie war also allein. Jetzt schlief sie in dem großen weichen Bett. Sie würde ruhig schlafen. Noch einmal würde er bestimmt nicht zu ihrem Balkon hinaufklettern. Gestern Nacht hatte er dem Impuls nachgegeben, weil er geglaubt hatte, sich vor ihr rechtfertigen und ihr alles erklären zu müssen.
Was für ein Wahnsinn! Nur Narren hatten Schuldkomplexe. Er war zu ihr gegangen, und sie hatte ihn dazu gebracht, preiszugeben, was er niemals hätte preisgeben dürfen. Die Freiheit des Herzens, die innere Unabhängigkeit.
Er hätte sie nicht anrühren dürfen. Es war unverzeihlich gewesen, die Situation auszunutzen. Sie hatte nicht gewusst, was sie tat – betrunken, wie Andrew
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