Nicholas' Geheimnis (German Edition)
an. »Mein Import-Export-Geschäft hat mir im Laufe der Jahre eine Reihe von Kontakten verschafft. Einige von ihnen würdest du ablehnen, kann ich mir vorstellen.« Er blies den Rauch aus.
»Nicholas, ich …«
»Still, Melanie. Wenn ein Mann sich entschließt, Farbe zu bekennen, sollte ihn eine Frau nicht unterbrechen. Es fällt mir weiß Gott schwer genug«, fügte er hinzu.
Melanie schwieg.
»Als ich Anfang zwanzig war«, fuhr Nick fort, »lernte ich einen Mann kennen, dem ich für eine bestimmte Aufgabe geeignet erschien. Ich fand diese Arbeit faszinierend. Gefahr kann zur Sucht werden wie eine Droge.«
Ja, dachte Melanie und schaute aufs Wasser hinaus. Wenn ich nichts sonst begreife, aber das kann ich verstehen.
»Ich stellte mich der Organisation für … Spezialaufträge zur Verfügung.« Nick lächelte unfroh. »Der Job reizte mich, alles war in bester Ordnung. Ich war zufrieden mit meinem Leben, zehn Jahre lang dachte ich mir nichts dabei. Doch jetzt wünsche ich, ich könnte diese zehn Jahre auslöschen.«
Melanie zog die Knie an und blickte starr geradeaus. Nick hob die Hand und berührte ihr Haar, aber sie drehte sich nicht zu ihm um. Ihr alles zu erzählen fiel Nick schwerer, als er gedacht hatte. Er musste ihr die Wahrheit sagen, aber er wollte sie nicht verlieren. Er zog an seiner Zigarette und betrachtete dann die rote Glut.
»Melanie, ich habe Dinge getan, von denen ich dir nichts sagen würde, selbst wenn ich es dürfte. Du würdest es nie verstehen.«
Melanie hob den Kopf. »Du hast Menschen getötet.«
Nick fiel das Reden schwer, wenn er in ihre verzweifelten Augen blickte. Seine Stimme blieb jedoch kühl und beherrscht. »Wenn nötig, ja.«
Melanie senkte den Kopf. Sie hatte Nick nicht als Killer sehen wollen. Hätte er es geleugnet, hätte sie versucht, ihm zu glauben. Sie wollte sich nicht vorstellen müssen, dass er getan hatte, was für sie die schwerste aller Sünden war – Menschen das Leben zu nehmen.
Nick schnippte den Zigarettenrest fort. Warum habe ich sie nicht belogen? fragte er sich. Lügen gehen mir weiß Gott glatt über die Lippen … Weil ich sie nicht belügen kann, dachte er seufzend. Jetzt nicht mehr.
»Ich tat, was ich tun musste, Melanie«, sagte er matt. »Ich kann die letzten zehn Jahre nicht ungeschehen machen. Recht oder Unrecht – ich habe es so gewollt. Jetzt kann ich mich dafür nicht entschuldigen.«
»Das verlange ich auch nicht. Es tut mir Leid, wenn es so aussieht.« Melanie schaute ihm wieder in die Augen. »Bitte Nick, wir wollen es dabei belassen. Es ist dein Leben … Du brauchst es mir gegenüber nicht zu rechtfertigen.«
Hätte sie ihn jetzt beschimpft oder mit Eiseskälte bestraft, wäre er vielleicht ruhig geblieben. Aber er konnte nicht mit ansehen, wie sie sich um Verständnis bemühte. Er würde es ihr sagen, und die Entscheidung, um die er seit Tagen gerungen hatte, würde fallen.
»Vor sechs Monaten«, erklärte er ruhig, »wurde ich beauftragt, den Schmugglerring zwischen der Türkei und Lesbos zu sprengen.«
Melanie schaute Nick an, als sähe sie ihn zum ersten Mal. »Zu sprengen? Aber … ich dachte … du sagtest …«
»Ich habe nichts gesagt«, unterbrach er sie. »Ich habe dich deinen Vermutungen überlassen. Das war besser so, und es war nötig.«
Einen Moment saß Melanie regungslos da und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. »Nick, ich verstehe nicht ganz … heißt das, du bist Polizist?«
Bei dieser Vorstellung musste Nick lachen. Ein Teil seiner Erregung fiel von ihm ab. »Nein, Kleines, aber lassen wir das. Es ist unwichtig.«
Melanie runzelte die Stirn. »Ein Spitzel?«
Wut und Furcht verflogen. Nick nahm Melanies Gesicht behutsam zwischen seine Hände. Sie war so süß, so lieb … »Melanie, du siehst das zu romantisch. Ich bin ein Mann, der herumreist und Anweisungen befolgt. Damit musst du dich zufrieden geben. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
»Die erste Nacht am Strand …« Langsam fügten sich die Teile des Puzzles zu einem Bild zusammen. »Du hast auf den Boss der Schmugglerorganisation gewartet. Das war der Mann, dem Stephanos gefolgt ist.«
Nick ließ die Hände sinken. Melanie zweifelte keine Sekunde an dem, was er gesagt hatte. Sie schien schon vergessen zu haben, dass er getötet hatte. Wenn sie es ihm so einfach machte, warum fiel es ihm dann so schwer, die Sache hinter sich zu bringen?
»Ich durfte nicht gesehen werden. Mir war bekannt, dass er diesen Strand auf dem Weg zu Stevos’ Haus
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