Nicholas' Geheimnis (German Edition)
leicht in der Entfernung.« Alex zündete sich eine seiner schwarzen Zigaretten an. Der Rauch duftete süßlich und exotisch. »Für diese Strecke müsste man schon ein Meisterschwimmer sein. Mit dem Boot ist es eine Kleinigkeit. Die Schmuggler nutzen das natürlich zu ihren Gunsten aus.« Alex musste über Melanies entgeistertes Gesicht lachen. »Schmuggel ist hier zu Lande seit Generationen üblich, obwohl die Strafen hart sind.«
»Und wieso gelingt es den Schmugglern zu entkommen?«
»Die Nähe der Küste«, erklärte Alex mit einer ausholenden Handbewegung. »Die vielen Buchten, Inseln, Halbinseln und Grotten machen es einfach, ungesehen ins Land zu kommen.«
Melanie nickte. Ein schmutziges Geschäft, bei dem es sich nicht nur um ein paar zollfreie Zigaretten oder Schnaps handelte. »Opium?«
»Unter anderem.«
»Aber Alex!« Seine Gelassenheit irritierte Melanie. »Macht dir das gar keine Sorgen?«
»Sorgen?« wiederholte er und nahm einen langen Zug von seiner eleganten Zigarette. »Weshalb?«
Die Frage verblüffte Melanie noch mehr. »Macht es dir nichts aus, dass sich so etwas Schreckliches in deiner unmittelbaren Nähe abspielt?«
»Ach, Melanie …« Schicksalsergeben breitete Alex die Hände aus. Der dicke Goldring auf seinem linken kleinen Finger blitzte im Sonnenlicht. »Mit meiner Sorge könnte ich nicht aufhalten, was hier seit Jahrhunderten läuft.«
»Aber trotzdem. Direkt vor deiner Haustür …« Melanie unterbrach sich. Sie musste an die Straßen von Manhattan denken. Wer im Glashaus sitzt, hielt sie sich vor, darf nicht mit Steinen werfen. »Ich dachte nur, es müsste dich stören«, schloss sie unsicher.
Alex schaute sie erheitert an und zuckte dann mit den Schultern. »Sorgen und Ärger überlasse ich der Küstenwache und Polizei. Nun erzähle mir lieber, ob dir dein Aufenthalt auf Lesbos bisher gefallen hat.«
Melanie wollte noch etwas zum Thema Schmuggel sagen, ließ es aber. »Wundervoll ist es hier, Alex. Ich verstehe, warum Liz hier so glücklich ist.«
Alex lächelte und zog dann wieder an seiner starken Zigarette. »Du weißt, dass sie dich gern hier behalten möchte. Sie hat dich vermisst. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, weil wir so selten nach Amerika kommen, um dich zu besuchen.«
»Du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen, Alex.« Melanie setzte die Sonnenbrille auf und entspannte sich. Das Schmuggelgeschäft hatte schließlich nichts mit ihr zu tun. »Liz ist glücklich.«
»Und du hängst immer noch bei der UNO fest?« Alex’ Ton hatte sich nur unmerklich verändert, aber Melanie merkte, dass das Gespräch jetzt geschäftlich wurde.
»Es ist ein interessanter Job. Die Arbeit macht mir Spaß, ich brauche die Herausforderung.«
»Ich bin nicht kleinlich, Melanie, besonders, wenn es sich um Menschen mit deinen Fähigkeiten handelt.« Alex zog an seiner Zigarette und betrachtete Melanie durch die Rauchwolke hindurch. »Vor drei Jahren habe ich dir einen Job in meinem Unternehmen angeboten. Wäre ich nicht abgelenkt gewesen«, fuhr er dann lächelnd mit einem Blick auf seine schlafende Frau fort, »hätte ich die Sache damals schon perfekt gemacht.«
»Abgelenkt?« Liz schob ihre Sonnenbrille hoch und blinzelte ihren Mann an.
»Du hast gelauscht«, bemerkte Melanie strafend. Ein uniformierter Steward servierte geeiste Drinks. Melanie trank Liz lächelnd zu. »Du solltest dich schämen, Liz.«
»Du hast ein paar Wochen Zeit, es dir zu überlegen, Melanie.« Beharrlichkeit war zweifellos eine von Alex’ erfolgreichen Geschäftstaktiken. »Vorausgesetzt, Liz macht mir keinen Strich durch die Rechnung.« Er nahm sich ebenfalls ein Glas. »Und ich muss ihr beipflichten. Eine Frau braucht einen Mann und Sicherheit.«
»Typisch griechisch!« bemerkte Melanie trocken.
Alex lächelte unbeirrt. »Leider ist Dorian heute verhindert und kann erst morgen kommen. Er bringt meine Cousine Iona mit.«
»Leider Gottes!« bemerkte Liz spöttisch. Alex warf ihr einen scharfen Blick zu.
»Liz ist nicht begeistert von Iona, aber sie gehört zur Familie.« Alex’ Blick sagte Melanie, dass dieses Thema zwischen ihm und Liz schon öfter debattiert worden war. »Ich fühle mich für sie verantwortlich.«
Liz griff seufzend nach ihrem Glas. Dabei berührte sie kurz Alex’ Hand. »Wir fühlen uns für sie verantwortlich«, berichtigte sie ihn. »Iona ist willkommen.«
Alex’ düsteres Gesicht erhellte sich sofort. Er schaute seine Frau so liebevoll an, dass Melanie
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