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Nicht gekauft hat er schon

Nicht gekauft hat er schon

Titel: Nicht gekauft hat er schon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Limbeck
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immer nur die Kosten im Kopf. Schon wieder muss ich die Konditionen anpassen. 14.45 Uhr, inzwischen habe ich fast schlechte Laune. Doch offensichtlich kommt jedes Unglück dreifach: der dritte Kunde hat nur eins im Kopf – den Preisnachlass: »Wir haben billigere Angebote. Wenn Sie die nicht unterbieten, dann lassen wir’s …«
    Auf dem Weg zum vierten Kunden: Ist das der Beginn einer Pechsträhne? Ich habe es inzwischen satt, gleich am Montag dreimal von Kunden abgewatscht zu werden. 17.15 Uhr auf dem Gang vor dem Büro des vierten Kunden. Die Bürotür öffnet sich. Mann, der Kunde guckt schon so miesepetrig. Das ist wirklich zu viel für einen Montag und ich sage: »Sagen Sie nichts. Ich kann es Ihrem Gesichtsausdruck ansehen. Meinetwegen – da haben Sie Ihren verdammten Preisnachlass.«
    Abends sitze ich in der Jogginghose zuhause auf dem Sofa und ziehe mir die Wolldecke über den Kopf. Der Fernseher nervt. Das Radio nervt. Das Bier nervt. Alles nervt. Die Welt ist schlecht und ich bin auch nicht besser.
    Dienstagmorgen, acht Uhr dreißig. Hoffentlich läuft das besser als gestern. Der erste Kunde wirkt aufgeschlossen. Er versteht den beiderseitigen Nutzen unseres Geschäfts. Und das Beste: Er akzeptiert – zwar widerwillig – meinen Preis.
    Endlich. Es geht aufwärts. Der zweite Kunde fragt nach einem Preisnachlass. Ich denke: Was ich heute früh geschafft habe, das schaffe ich jetzt ein zweites Mal. Und tatsächlich kann ich den zweiten Kunden überzeugen. Das läuft ja wie geschmiert. Auch der dritte Kunde steigt schnell ein. Eine halbe Stunde später mein Hattrick. Drei Kunden hintereinander zu optimalen Abschlüssen gebracht. Das Leben kann so schön sein!
    17.45 Uhr, der letzte Termin für heute. Ich gehe freudestrahlend auf den Kunden zu und sage: »Ersparen Sie sich selbst die Mühe und lassen Sie das Verhandeln lieber weg. Ich bin heute so großartig in Fahrt, Sie werden kaufen. Zu meinem Preis!«
    Klar kennen Sie diese zwei Sorten Tag so gut wie ich. Klar wissen Sie, dass jedes Kundengespräch das nächste Kundengespräch beeinflusst und dass die Summe dieser Erfahrungen den Verkäufer beeinflusst. Jedes emotionale Ereignis erzeugt ein Echo, das dem nächsten Ereignis vorausgeht. Wer schon einmal mit hundertsiebzig auf der Überholspur sein Leben an sich vorbeiziehen sah, weil gerade vor ihm ein Vierzigtonner abrupt und ohne zu blinken ausschert, der tut was beim Anblick des nächsten Vierzigtonners? Genau, der fährt gaaaanz langsam und voooorsichtig vorbei.
    Zwei Stunden später legen Sie den Schalter wieder um.
    So sind wir. Und dann, zwei Stunden später, schaltest du wieder runter und gibst Gas. Du legst den Schalter um von Frust auf Herausforderung. Von Depression auf Aktion.
    Wie das gehen soll? Hier eine kleine, einfache Übung. Hier und jetzt mit dem Buch in der Hand.
    Auf geht’s. Sie stellen sich vor, Sie hatten eine Pechsträhne. Alles ging schief: Ihr Job ist weg, Ihre Katze wurde überfahren, Ihre Ehe ist kaputt, Sie haben Ihr Haus verloren und nun sind Sie obdachlos. Gerade sitzen Sie auf einem Windelkarton neben dem Leergutcontainer auf dem Lidl-Parkplatz. Es beginnt zu regnen. Sehen Sie sich doch mal an: Zusammengekauert. Die Beine unter den Körper gezogen. Den Kopf zwischen den Armen, die Jacke als Kapuze über den Kopf gezogen. Ein Häufchen Elend, nicht größer als ein Sack der Altkleidersammlung.
    So, und wenn ich gleich »Jetzt!« sage, dann legen Sie das Buch weg und nehmen genau die Körperhaltung dieses Häufchens an. Sie sprechen mir nach: Ich bin ein SIEGERTYP! Ich bin extrem gut DRAUF! Ich bin ein SPITZENVERKÄUFER!
    Dann nehmen Sie wieder das Buch in die Hand und lesen hier weiter. – Bereit? Jetzt!
    …
    Na? Lustig, gell? Sie haben es gemerkt. In dieser deprimierten und deprimierenden Haltung würde ich mir noch nicht einmal meine eigenen Motivationssprüche abkaufen.
    So, und jetzt kommt Teil zwei. Wenn ich gleich »Jetzt!« sage, stehen Sie auf. Strecken Sie sich. Schütteln Sie Ihren Kopf und stellen Sie sich auf die Zehenspitzen. Strecken Sie Ihre Arme und Finger nach oben. Schauen Sie nach oben. Machen Sie sich so groß wie Sie nur können. Ballen Sie die Hände zu Fäusten. Sprechen Sie mir nach: Ich bin ein LOSER! Ich bin EIN VERLIERER! Auch diesmal werde ich WIEDER VERSAGEN!«
    Nicht mal der Limbeck würde sich so seine Sprüche abkaufen!
    Dann nehmen Sie wieder das Buch in die Hand und lesen hier weiter. – Und? Jetzt!
    …
    So geht das schon viel

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