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Nicht mehr tun, was andere wollen

Nicht mehr tun, was andere wollen

Titel: Nicht mehr tun, was andere wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henrik Fexeus
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sie ja einfach nur zu schüchtern gewesen, um anzurufen.) Der Sender bekam fast 500Briefe. Doch keiner hatte richtig geraten. Hingegen behauptete knapp die Hälfte von ihnen, sie hätten während der Sendung Hunger und Durst bekommen, deswegen tippten sie, dass die Botschaft darauf abgezielt hatte. Ganz offensichtlich hatten diese Zuschauer von Vicarys Experiment gehört und waren davon ausgegangen, dass es funktionierte. Und es funktionierte insofern, als sie sich nach dem Geständnis des Moderators » erinnerten«, hungrig und durstig geworden zu sein. Das zeigt mal wieder, wie stark unsere Erwartungen sein können– wenn es so etwas wie placebo-subliminale Botschaften gibt, dann war das hier definitiv eine. Eine Zuckerpille fürs Unterbewusstsein. Und es zeigt auch, wie schockierend einfach wir unsere eigene Wirklichkeit und die Deutung unserer Erlebnisse ändern können.
    Fünf Jahre nach dem angeblichen Experiment mit Picknick gestand Vicary, dass er in erster Linie ein Patent für sein Gerät angestrebt hatte (und keine Forschung zu subliminalen Botschaften hatte anstellen wollen) und dass es eigentlich gar keine Daten gab, die seine Behauptungen stützten. In der ersten Hälfte der 90er Jahre stand dieses Kino immer noch in Fort Lee, New Jersey. Wer hinfuhr und die Räumlichkeiten besichtigte, konnte schnell feststellen, dass hier niemals so viele Personen Platz gefunden hätten, wie Vicary bei der Veröffentlichung seiner angeblichen Resultate behauptet hatte. Das berühmteste Beispiel subliminalen Marketings hat also höchstwahrscheinlich niemals stattgefunden. Hätte sich jemand die Mühe gemacht, einfach mal die Verkäuferin am Popcornstand zu befragen, hätte sie erzählen können, dass es einfach ein Tag wie jeder andere gewesen war.
    In den 60er Jahren tauchte das Phänomen des » Backmasking« in der Musikwelt auf. Das bedeutet, dass man Botschaften in die normale Musik einspielt, die nur rückwärts abgespielt verständlich sind. Das Phänomen explodierte geradezu, als man behauptete, die Beatles hätten in mehreren Liedern Backmasking eingesetzt, unter anderem, um das Gerücht zu verbreiten, dass Paul McCartney tot sei. Seitdem kam Backmasking in unzähligen Produktionen vor, manchmal um ein » schmutziges« Wort zu zensieren (statt es mit einen Piepston zu übertönen ), damit das Lied im Radio gespielt werden durfte, doch meistens handelte es sich um einen internen Witz oder einen PR-Gag. Wie bei Pink Floyd, die eine rückwärts abzuspielende Botschaft in ihren Liedern versteckten, welche lautete: » Glückwunsch! Du hast die versteckte Mitteilung gefunden!«
    Das Phänomen der phonetischen Reversion– Rückwärtssprechen sozusagen– funktioniert, weil sich die Bestandteile unserer Sprache, die Vokale und Konsonanten, oftmals wieder zu verständlichen Worten zusammenzufügen scheinen, wenn man ihre Reihenfolge umdreht. Beim Rückwärtsabspielen wird man immer wieder Momente finden, in denen man verständliche Worte zu hören glaubt. Manchmal sogar ganze Sätze. Die ersten Worte von » Hotel California« klingen rückwärts wie » I believe in my cool woman«, und Britney Spears scheint in » Oops I did it again« rückwärts abgespielt » I’m too young« zu singen. Das ist einfach ein ganz gewöhnliches phonetisches Phänomen. Manchmal ist das rückwärts Gesprochene extrem schwer, fast schon unmöglich zu verstehen. Bis jemand Ihnen sagt: » Da! Genau da! Hast du’s gehört? Da sagt er ›Satan‹! Nach dem Wort, das sich so anhört wie ›Wurstkissen‹. Doch, hör’s dir noch mal an. Da!« Und dann hört man es plötzlich auch ganz deutlich.
    Ein Mann, der nur zu gerne wollte, dass Sie die rückwärts gesprochenen Botschaften in der Musik hören, war Pastor Greenwald, ein verrückter fundamentalistischer Priester aus den USA, der 1982 ein öffentliches Schallplattenzerbrechen veranstaltete, um gegen die satanischen Mitteilungen zu protestieren, die er in der Rockmusik gefunden hatte. Man könnte meinen, dass ein Typ wie Greenwald ein bisschen zu viel Freizeit hatte, da er sich offenbar Tag und Nacht Rockplatten rückwärts anhörte, doch seine » Entdeckungen« verursachten auch in Europa eine gewisse moralische Panik in der Presse. Wenn man etwas hören will, so wie Pastor Greenwald, dann hört man es natürlich auch leicht, und es ist auch viel einfacher, dekadenten Rockmusikern die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn zwei Jugendliche Selbstmord begehen, als sich mit der Wirklichkeit

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