Nicht mehr tun, was andere wollen
früheren Erlebnissen beruhen und nicht auf dem, was wir jetzt gerade erleben, dann bedeutet das, dass unsere Gefühle für eine Person vielleicht gar kein so glaubwürdiger Gradmesser dafür sind, wie gern wir sie eigentlich wirklich haben. Wie können wir den Unterschied erkennen?
Wenn ich den Mechanismus der Übertragung kenne, habe ich schon ein mächtiges Werkzeug in der Hand, um Ihr Vertrauen zu gewinnen oder Sie dazu zu bringen, mich zu mögen. Dann muss ich nur noch ein paar Nachforschungen anstellen und jemanden in Ihrem Bekanntenkreis oder aus Ihrer Vergangenheit finden, den Sie gerne mochten oder dem Sie vertrauten. Irgendjemanden wird es schon geben. Dann achte ich darauf, dieser Person bei unserer nächsten Begegnung möglichst ähnlich zu sehen (durch dieselbe Art von Benehmen, Kleidungsstil und Körpersprache). Das funktioniert auch andersrum: Wenn Sie möchten, dass die Leute Sie hassen, müssen Sie sich nur einen strengen Seitenscheitel in den schwarz gefärbten Haaren ziehen und einen kleinen schwarzen Schnurrbart ankleben.
nataS nataS nataS
Subliminale Beeinflussung und versteckte Botschaften
Wir sind jeden Tag 3000 Formen von Reklame ausgesetzt, und nur 50 Prozent dieser Reklame behalten wir auch nur unterbewusst. Bloß ein bis zwei Prozent schaffen es in den bewussten Teil unserer Gedanken.
Marshal Cohen, Why Customers Do What They Do
Der Versuch, bei dem den Testpersonen so schnell Fotos von Gesichtern gezeigt wurden, dass sie sie nicht einmal bewusst wahrnehmen konnten, erinnert Sie vielleicht an etwas, das Sie schon mal gehört haben. Vielleicht denken Sie an etwas, das sich subliminale Botschaft nennt (subliminal = unterhalb der [Bewusstseins-]Schwelle ). Das heißt, dass man jemanden einem Reiz, z. B. einem Werbeslogan, aussetzt, aber so schnell oder so schwach, dass derjenige es gar nicht bewusst aufnimmt. Der Hintergedanke ist der, dass wir die Botschaft dennoch unbewusst aufnehmen können und dass man uns auf diese Art nicht nur manipulieren kann, bis wir irgendwelche Menschen mögen, wie Sie im vorigen Beispiel gelesen haben, sondern unser ganzes Benehmen steuern kann. Klingt ja ganz schön gruselig. Funktioniert so etwas wirklich?
1955 zeigte der Forscher N. F. Nixon den Teilnehmern seines Versuchs erst Worte, allerdings so rasch oder schwach, dass sie sie nicht bewusst wahrnehmen konnten, und dann bat er sie, irgendein Wort zu sagen, das ihnen gerade in den Sinn kam. Wie sich herausstellte, nannten sie oft Begriffe, die mit dem zuvor gezeigten Wort zusammenhingen. Ein anderer Forscher, R. Jung, ging noch einen Schritt weiter. Er zeigte, dass wir sogar im Schlaf gefühlsmäßig auf Geräusche reagieren können, und zwar auch auf sehr schwache– solange die Laute für den Schlafenden eine Bedeutung haben, z. B. wenn man seinen Namen flüstert. (Man misst gefühlsmäßige Reaktionen, indem man die körperlichen Veränderungen misst, die als psychogalvanische Reaktionen bezeichnet werden.) Die Reaktion lässt sich messen, auch wenn die Person nicht aufwacht, und wenn sie aufwacht, kann sie sich meistens nicht erinnern, was sie geweckt hat. Offenbar gibt es einen Mechanismus im Gehirn, der auf einen gewissen Typ von Stimuli reagieren kann, wenn es für den Menschen wichtig ist. Auch wenn die betreffende Person sich nicht bewusst ist, welche Stimuli das genau sind, kann ihr autonomes Nervensystem darauf reagieren wie auf einen Alarm oder eine mögliche Bedrohung. Aber wo verläuft die Grenze zwischen solchen Signalen? Die subliminale Beeinflussung hat eine kunterbunte Geschichte. Sehen wir uns die bekannteren Fälle einmal genauer an.
Wir schreiben das Jahr 1957, zwei Jahre nach Nixons Experiment. Sie sitzen im Kino. Genauer gesagt, in New Jersey, und Sie wollen sich Picknick ansehen. Sie erwarten sich recht viel von diesem Film, aber das erklärt nicht, warum Sie sich im Kinosaal so seltsam fühlen. Vor allem merken Sie, dass Sie ganz schön Hunger kriegen. Der Film heißt zwar Picknick, aber Ihre Wünsche sind schon spezieller: Sie verspüren plötzlich einen unbändigen Appetit auf Popcorn und Coca-Cola. Am Ende wird der Hunger zu groß, Sie schleichen sich raus, um sich etwas zu kaufen– und da entdecken Sie, dass Sie nicht allein sind. Die Schlange vorm Popcornstand zieht sich durch das ganze Foyer. Ein paar Wochen später schlagen Sie die Zeitung auf und verschlucken sich fast an Ihrem Kaffee. Sie lesen vom Experiment eines Marketingexperten namens James Vicary, und Ihnen
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