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Nicht mehr tun, was andere wollen

Nicht mehr tun, was andere wollen

Titel: Nicht mehr tun, was andere wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henrik Fexeus
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fällt auf, dass es genau in dem Kino stattgefunden hat, in dem Sie auch gewesen sind. Ohne dass die Kinobesucher davon etwas erfuhren, hatte Vicary dem Filmvorführer ein Gerät zur Verfügung gestellt, das in regelmäßigen Abständen die Worte » Hungrig– Popcorn essen« und » Cola trinken« auf die Leinwand warf, während der Hauptfilm lief. Doch die Worte blitzten nur eine Dreitausendstelsekunde lang auf, was zu schnell ist, als dass ein Mensch es bewusst wahrnehmen könnte. Vicary führte dieses Experiment sechs Wochen lang an Tausenden von Kinobesuchern durch. Danach konnte das Kino eine Umsatzsteigerung beim Popcorn um 57,7Prozent und 18,1Prozent bei Coca-Cola verzeichnen.
    Wir spulen um 33Jahre vor…
    Wir schreiben das Jahr 1990. Skandal des Sommers ist ein Prozess, der internationale Beachtung findet. Die Hardrock-Band Judas Priest ist nämlich angeklagt, für den Selbstmord zweier Teenager verantwortlich zu sein. Ray Belknap und James Vance nahmen sich offenbar das Leben, nachdem sie mehrfach den Titel Better than you, better than me angehört hatten, einen Judas-Priest-Song von 1978, in dem diskret die Botschaft » Do it« versteckt worden war, wie eine Aufforderung für verunsicherte Teenager, der Sache endgültig ein Ende zu machen. Als Sie das lesen, läuft es Ihnen kalt den Rücken herunter, und Sie holen sofort Ihre ganzen alten Rockplatten aus den 80er Jahren hervor. Als Sie vor dem Plattenspieler sitzen und ein paar LPs abspielen, entdecken Sie immer mehr versteckte Botschaften, die so eingespielt wurden, dass sie hinter der Musik so gut wie verschwinden. Zu Ihrem Schrecken entdecken Sie, dass diese Platten voll von noch grässlicheren Botschaften sind, wenn Sie sie rückwärts abspielen. Da hört man Aufforderungen zum Mord, zur Teufelsanbetung und zu Obszönitäten, und Ihnen wird plötzlich klar, dass Sie in einen Gutteil der seltsamen Situationen, die Sie in den 80ern durchlebt haben, nicht aus freien Stücken geraten sind. Sie wurden vielmehr von bösen Männern mit Doppelhalsgitarren gesteuert, ohne es zu merken.
    Spulen wir noch einmal zehn Jahre vor…
    Wir schreiben das Jahr 2000. Wahlen in den USA. Die Republikaner haben einen Spot gedreht, der landesweit ausgestrahlt wird. Darin wird Al Gore attackiert, und man behauptet, dass seine » progressiven Vorschläge« in Wirklichkeit nur jede Menge Bürokratie nach sich ziehen würden. Die letzten Buchstaben des englischen Wortes » bureaucrats« wird am Ende des Spots vergrößert– und eine Dreißigstelsekunde lang brennt sich das Wort » rats« (Ratten) auf die Hornhäute des amerikanischen Volkes. Die Republikaner gewannen die Wahl.
    …Und dann wachen Sie auf.
    All das ist wirklich passiert. Aber auf eine ganz entscheidende Weise ist es eben auch nicht passiert. Es ist wahr, dass man Versuche unternommen hat, Botschaften so schnell oder so schwach zu zeigen, dass man sie nicht bewusst wahrnehmen kann– sowohl im Kino als auch im Fernsehen. Das geschieht auch immer noch. Aber es ist schwer, exakt festzustellen, wann es gemacht wurde und wann nicht, denn diejenigen, die es machen, wollen es nicht unbedingt erzählen (wenn es sie denn gibt– sie selbst behaupten ja, es gebe sie gar nicht ). Von den uns bekannten Fällen haben wir oft überhaupt erst erfahren, weil jemand zufällig dahintergekommen ist. Wir wissen jedoch von einem Fall, in dem nichts geschehen ist– nämlich bei der berühmten Vorführung von Picknick im Jahre 1957.
    James Vicary war ein zielstrebiger Werbefachmann, der als der Mann mit den kecken Ideen bekannt werden wollte. Als er sein Experiment publik machte, erregte er große Aufmerksamkeit. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass die Leute ihn bitten würden, es zu wiederholen– und diesmal wollten sie zusehen. Vicary versprach, sein Gerät erneut vorzuführen, doch es war leider ständig kaputt. Als es schließlich funktionierte, fiel das Resultat überhaupt nicht so aus, wie es hätte sein müssen. Andere, die ähnliche Versuche unternahmen, erzielten auch keine besseren Ergebnisse. Ein Jahr nach Vicarys angeblichem Kino-Experiment blendete man während eines beliebten kanadischen Fernsehprogramms 352Mal die Botschaft » Rufen Sie jetzt an« ein. Doch es riefen weder mehr noch weniger Zuschauer an als gewöhnlich. Am Ende der Show enthüllte der Moderator, dass man eine subliminale Botschaft gesendet habe, und bat die Zuschauer, zu raten und dem Sender zu schreiben, wie sie lautete. (Vielleicht waren

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