Nicht mehr tun, was andere wollen
Personen entweder wie Hippies an oder ganz » normal«, stellten sich aufs Universitätsgelände und baten die Leute um Geld zum Telefonieren. Wenn sie Leute ansprachen, die gekleidet waren wie sie, hatten sie in zwei Drittel der Fälle Erfolg, wenn sie anders gekleidet waren, bekamen sie von weniger als der Hälfte Geld.
Die Hexenmeister und Ultraskeptiker Penn & Teller demonstrierten mit einem brillanten Trick, wie sehr uns daran gelegen ist, so zu denken wie die, die uns ähneln, wie gern wir uns einer Autorität beugen und wie wahr Cavett Roberts Ausspruch ist, dass die meisten Menschen Trittbrettfahrer sind und keine Anführer. In ihrer Fernsehserie Bullshit! ließen die beiden eine Frau auf einem Friedensfestival herumlaufen. Sie war gekleidet wie eine Umweltaktivistin und führte Brandreden gegen eine imaginäre Umweltgefahr, um die Leute dazu zu bringen, ihre Unterschrift unter eine Protestliste zu setzen, mit der man ein Verbot von Dihydromonoxid durchsetzen wollte. Um die 100Personen unterschrieben mit großem Enthusiasmus, weil die wohlformulierte Botschaft ihnen einfach imponiert hatte. ( » Dihydromonoxid ist in Ihren Getränken. Es ist überall. Und die Großunternehmer tun nichts, um es aufzuhalten.« Und so weiter.) Niemand kam auf die Idee, einmal nachzufragen, was Dihydromonoxid eigentlich ist.
Rein zufällig ist es nämlich Wasser.
Eine weitere Technik, mit der sich Ähnlichkeiten simulieren lassen, die eigentlich gar nicht existieren, besteht darin, dass man behauptet, einen gemeinsamen Hintergrund zu haben. Autoverkäufer bemerken oft Details an den Autos der Kunden, die ihnen etwas über ihre Interessen oder ihren Hintergrund verraten. Wenn sie eine CD der Flaming Lips entdecken, werden sie Ihnen sicher erzählen, dass ihr Sohn auf dem letzten Konzert war. Liegt im Kofferraum noch die Campingausrüstung, wird der Verkäufer etwas später einfließen lassen, dass er so oft wie möglich aufs Land rausfährt. Eine karierte Hose auf dem Rücksitz, und schon wird er von seiner letzten Golfrunde erzählen. Oder er bemerkt den Dialekt des Kunden und » entdeckt«, dass man Verwandte in derselben Stadt hat. Wenn es so aussieht, als würde sich jemand anstrengen, Ähnlichkeiten zwischen sich und Ihnen aufzuzeigen, und wenn diese Person Sie gleichzeitig zu etwas überreden will, dann seien Sie auf der Hut. Es kann leicht sein, dass sie Ihnen nur etwas vorspielt, um Sie leichter überzeugen zu können.
Beziehungspriming
Was ich oben genannt habe, sind allesamt Methoden, rasch guten Kontakt und damit die Möglichkeit einer Beeinflussung zu schaffen. Doch das Beste hab ich mir natürlich für den Schluss aufgespart. Statt zu versuchen, Ihnen zu ähneln, kann ich versuchen, jemandem zu ähneln, den Sie mögen! Ich glaube nicht, dass es schon einmal als Methode beschrieben wurde, sich das Vertrauen seines Gegenübers zu erwerben. Doch eigentlich liegt es ja nahe. Psychotherapeuten wissen, dass viele der Gefühle, die ihre Patienten ihnen gegenüber hegen, in Wirklichkeit die Gefühle sind, die sie ihren Eltern oder ihrem Partner entgegenbringen, die aber nie eine Ausdrucksmöglichkeit bekommen haben. Das nennt man Übertragung, und alle frischgebackenen Therapeuten sind gehalten, darauf zu achten, denn dieses Phänomen ist der Grund, warum so viele Patienten glauben, verliebt in ihren Therapeuten zu sein. Sie projizieren ihre Gefühle auf den Menschen, der sie » versteht«, in diesem Fall auf den Therapeuten. (Oder den besten Freund.) Aber eigentlich gelten diese Gefühle einer ganz anderen Person.
Eine ähnliche Form der Übertragung geschieht, wenn Sie einem Menschen begegnen, der Sie an jemand erinnert. Ohne daran zu denken, beginnen Sie sich ihm gegenüber so zu benehmen, als wäre er tatsächlich derjenige, an den Sie sich erinnert fühlen. Wenn Sie die Person nicht mögen, entwickeln Sie negative Gefühle für die neue Bekanntschaft, dafür können Sie überhaupt nichts. Oder wenn der Busfahrer Sie an jemand erinnert, in den Sie im Gymnasium verliebt waren, dann ist er Ihnen gleich noch mal so sympathisch. So etwas weckt ganz einfach Assoziationen und Gefühle in Ihnen, die Sie mit einer bestimmten Person zu verbinden gelernt haben, durch Priming nämlich. Das heißt, Sie müssen nicht mal bewusst bemerken, dass Ihr Gegenüber Sie an jemand erinnert; Ihre Reaktionen werden trotzdem nicht ausbleiben. Das ist jetzt natürlich ein bisschen ungut. Wenn die Gefahr besteht, dass unsere Gefühle auf
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