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Nicht ohne dich

Nicht ohne dich

Titel: Nicht ohne dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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Angst; was dachte er wohl von mir, dass ich einfach so zu ihm kam? Ich blickte zu Boden, kurz davor, davonzulaufen.
    »Oh Jenny«, flüsterte Raffi. »Wie schön du bist.«

Kapitel Neunzehn
    D as Seidennegligé und das Nachthemd behielt ich nicht lange an.
    Es machte mich verlegen und erregte mich zugleich, dass er mich nackt sah. »Wie schön du bist«, sagte er noch einmal. Seine Stimme zitterte. »Jenny«, sagte er. »Ich will dich.«
    Ich zog ihm das Nachthemd aus. Jetzt war es an mir, ihn anzusehen. Von Kopf bis Fuß. Wir schmiegten uns eng aneinander, seine Hände fanden meine Brüste, und wir küssten einander voller Verlangen.
    Doch dann löste er sich von mir. Nein, dachte ich, und zog ihn wieder an mich.
    »Bist du sicher, Jenny?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Auch wenn du – wenn du schwanger wirst?«
    »Das ist mir egal«, entgegnete ich.
    Er machte sich Sorgen, dass er mir wehtun könnte. Es tat zwar wirklich weh, aber ich begehrte ihn so sehr, dass mir auch das egal war. Es war ziemlich schnell vorbei, und danach sagte er: »Es tut mir leid, Jenny – bist du enttäuscht?«
    »Enttäuscht?«, fragte ich. »Ich liebe dich.« Ich streichelte seine Haare und er küsste mich, wirkte aber immer noch besorgt. Ich musste ihm klarmachen, wie glücklich ich mich fühlte. »Es war wundervoll. Jetzt gehöre ich zu dir. Ganz und gar«, sagte ich.
    »Danke, Jenny«, sagte er und übersäte mein Gesicht mit sanften Küssen. »Danke.«
    Mir gefielen diese zarten Küsschen. Ich legte den Kopf auf seine Schulter und merkte, wie sich ein Frieden in mir ausbreitete. Es war ein Gefühl, als würde ich in warmes Wasser gleiten. So schlief ich ein, an ihn gekuschelt.
    Als wir aufwachten, war es wegen der Verdunklungsrollos vollkommen finster, trotzdem ahnte ich, dass wir lange geschlafen hatten. Raffi neben mir rührte sich und gähnte.
    »Jenny«, sagte er. »Ich habe also nicht nur von dir geträumt. Meine Güte, wie spät ist es denn schon?«
    Ich blickte auf den Leuchtzeiger von Karls Wecker.
    »Elf Uhr. Ich stehe jetzt besser auf.« Ich schlüpfte in mein Nachthemd und das Negligé.
    »Was sollen wir bloß deiner Mutter sagen?«, fragte Raffi.
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete ich.
    Es war schlimmer als erwartet: Als ich die Tür öffnete, stand sie im Flur.
    »Jenny.« Zu meiner Bestürzung war sie den Tränen nahe. »Lasst mich reinkommen. Ich habe mit euch beiden zu reden.«
    Raffi zündete seine Kerze an und zog den Morgenmantel an, der Karl gehört hatte. Ich hockte mich auf den Schreibtisch – aufs Bett wollte ich mich nicht setzen – und fröstelte in der frischen Morgenluft. Vor Angst, was sie sagen würde, sank ich in mich zusammen.
    »Habt ihr euch eigentlich Gedanken darüber gemacht, was für ein Risiko ihr eingeht?«, fing sie an.
    Ich dachte: Nein! Bitte nicht das! Doch stattdessen entgegnete ich: »Ich sehe kein Risiko darin, Mama. Es würde mich glücklich machen, von Raffi ein Baby zu bekommen.«
    Sie seufzte ungeduldig. »Und wen sollen wir als Vater angeben, wenn du schwanger wirst?«
    »Leutnant Frey?«, schlug ich vor.
    »Wie bitte?«
    »So hat sich Raffi gestern Nacht den Flakhelfern vorgestellt.«
    »Du willst den Leuten also erzählen, du bist ausgegangen und hast diesen Soldaten kennen gelernt, und mitten während des Luftangriffs habt ihr … Jenny, wer soll dir das glauben?« Sie stand auf und verließ den Raum. Eine Weile darauf kam sie mit zwei kleinen Päckchen zurück, die sie aufs Bett warf. »Falls es nicht schon zu spät ist …«
    Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg, und wusste nicht, wo ich hingucken sollte. Und warum Mama überhaupt diese Päckchen besorgt hatte, darüber wollte ich lieber gar nicht nachdenken. Ich rannte in mein Zimmer, wo es noch stockdunkel war, und zog mir die Decke über den Kopf. Nie wieder wollte ich irgendjemandem unter die Augen treten.
    Dann hörte ich, wie sich die Tür öffnete.
    »Geh weg«, sagte ich.
    Es war Raffi und er blieb. Er setzte sich zu mir aufs Bett und legte mir die Hand auf die Seite. Das machte es mir schwer, still liegen zu bleiben, aber ich würde mich nicht rühren. Ich konnte nicht fassen, dass Mama von mir und Raffi wusste und mit uns darüber geredet hatte. Es war grauenvoll.
    »Deine Mutter hat recht, Jenny«, meinte er.
    »Sie hat alles kaputt gemacht.«
    Geduldig antwortete er: »Solange du unter der Bettdecke bleibst, kann ich dich nicht verstehen.«
    Ich zog mir die Decke vom Gesicht. Er hatte seine Kerze

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