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Nicht ohne meine Mutter: Mein Vater entführte mich als ich ein Jahr alt war. Die Geschichte meiner Befreiung (German Edition)

Nicht ohne meine Mutter: Mein Vater entführte mich als ich ein Jahr alt war. Die Geschichte meiner Befreiung (German Edition)

Titel: Nicht ohne meine Mutter: Mein Vater entführte mich als ich ein Jahr alt war. Die Geschichte meiner Befreiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meral Al-Mer
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mit kunstvoll gezwirbelten Dreadlocks abgerundet. Die Teppichtasche mit meinen Schätzen wie dem Tagebuch, meinem Walkman und natürlich den beiden Zaubersteinen von meiner Großtante war immer in meiner Nähe.
    Ich fühlte mich wohl. Es schien so, als würde sich der wunderbare Sommer, den ich zu Hause mit Rhea, Simone und meinen anderen Freundinnen verbracht hatte, hier nahtlos fortsetzen.
    Da kam mein Vater zu uns aufs Dach. Obwohl es erst früher Nachmittag war, hatte er schon ziemlich viel getrunken, und das vertrug er nicht. Er versuchte meine neuen Freundinnen zu »bespaßen«, was in seinem Zustand ziemlich peinlich wirkte. Ich fand, dass er sich lächerlich machte, wie er vor uns Mädchen den Jungspund mimte. Ich hatte schon lange aufgehört, über seine Witze zu lachen, verzog keine Miene und brachte ohne Worte zum Ausdruck, dass ich ihn langweilig fand. Das war meine Art, Macht auszuüben: indem ich ihm mit ernster, gelangweilter Miene zusah, wie er sich zum Affen machte.
    »Was glaubt ihr«, fragte mein Vater auf einmal, »wie viel Grad das Wasser hat?«
    »Na ja«, sagte eines der Mädchen, »vielleicht 12 Grad?«
    »Nee, das glaub ich nicht«, sagte ein anderes. »Das ist viel kälter!«
    Mein Vater sah mich an. »Spring mal rein, Meral«, sagte er, so als würde er mich auffordern, ihm mal eben kurz das Handtuch zu reichen, so als wäre es das Normalste von der Welt, in dieses eiskalte Wasser zu springen. Und tatsächlich habe ich das in anderen Situationen oft gemacht: Wenn zu Hause im Schwimmbad oder im Fluss ein Ball ins Wasser fiel, dann holte ich ihn rasch heraus. Denn ich konnte schwimmen, im Gegensatz zu ihm. Das alles schwang mit in dem Satz: »Spring mal rein, Meral«, und noch viel mehr.
    Und weil die Stimmung so locker war und dieser Vorschlag so grotesk, grinste ich ihn nur an und tippte mir kurz mit dem Finger gegen die Stirn.
    »Ja, klar«, sagte ich, denn ich hatte keinen Zweifel daran, dass er das im Scherz gesagt hatte.
    Aber ich hatte mich getäuscht, er machte keinen Spaß. Von einem Augenblick zum anderen verwandelte er sich vom coolen Typ in ein Monster.
    »Wenn ich sage, du springst, dann springst du, ganz egal von wo und wohin!«, schrie er, außer sich vor Zorn.
    Meine erste Reaktion war, dass ich mich vor meinen neuen Freundinnen schämte. Was für eine peinliche Situation! Bis eben hatte man noch so getan, als käme man aus Istanbul. Aber mein Vater kam nicht aus der Großstadt, er kam aus dem tiefsten Anatolien, und jetzt riss er mich am Arm hoch und schubste mich ins Wasser.
    Verdammt, war das kalt! Ich rang nach Luft, konnte meine Beine nicht mehr fühlen, es war der reinste Kälteschock. Dann bemerkte ich, dass ich mich gefährlich nah an der Schiffsschraube befand, und fühlte, wie der Sog des Wassers mich unaufhörlich in diesen Strudel zog. Mit aller Kraft begann ich dagegen anzukämpfen, meine schockgefrorenen Glieder zu bewegen und meine Atmung zu kontrollieren. Endlich erreichte ich die Leiter, auf der ich wieder an Bord klettern konnte. Doch da stand mein Vater und versperrte mir den Weg. Ja, er trat mir sogar gegen den Kopf, drückte mich zurück ins Wasser. Ich tauchte unter, geriet wieder in die Nähe der Schiffsschraube. Panik ergriff mich. Das Boot fuhr einfach weiter, noch hatte niemand außer meinen Freundinnen den Zwischenfall bemerkt. Erneut kämpfte ich mich bis zur Leiter vor, und wieder trat mein Vater mir mitten ins Gesicht. Ob er mich umbringen wollte, so wie er es so oft angekündigt hatte? Oder war er einfach zu betrunken und zugekifft, dazu die Sonne … ich merkte, dass ich wieder nach Entschuldigungen für sein Verhalten suchte. Doch hier ging es um mein Leben.
    Irgendwann merkten die Väter meiner Freundinnen, was los war, und hielten meinen Vater zurück, sodass ich endlich wieder an Bord klettern konnte.
    Die anderen Mädchen starrten mich vollkommen schockiert an. Ich nahm mir einfach ein Handtuch, wickelte mich darin ein, denn immer noch zitterte ich am ganzen Körper vor Kälte und dem ausgestandenen Schrecken. Als wäre nichts geschehen, setzte ich mich wieder auf meinen Platz.
    Doch es war noch nicht vorbei.
    Kaum hatten die anderen Männer meinen Vater losgelassen, stürzte er sich auf mich, zerrte mich erneut hoch und schleppte mich in einen kleinen Raum unter Deck. Er sperrte die Tür ab, und dann schlug er mich systematisch zusammen. Das dauerte so lange, bis die anderen Männer es geschafft hatten, die Tür aufzubrechen und mich dort

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