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Nicht ohne meine Mutter: Mein Vater entführte mich als ich ein Jahr alt war. Die Geschichte meiner Befreiung (German Edition)

Nicht ohne meine Mutter: Mein Vater entführte mich als ich ein Jahr alt war. Die Geschichte meiner Befreiung (German Edition)

Titel: Nicht ohne meine Mutter: Mein Vater entführte mich als ich ein Jahr alt war. Die Geschichte meiner Befreiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meral Al-Mer
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Sahne und saß brav neben Elke.
    Ich war schrecklich müde, als wir endlich nach Hause kamen. Und da unterlief mir ein Fehler, der alles wieder zunichtemachte, was dieser Tag an positiven Veränderungen gebracht hatte: Ich ging zu Bett, ohne vorher um Erlaubnis gefragt zu haben.
    Ich lag kaum im Bett, als er mich rief, mit dieser Stimme, die Schreckliches verhieß. Rasch sprang ich auf und zog mir eine Strumpfhose und ein T-Shirt an; ich wollte ihn glauben machen, ich sei noch gar nicht zu Bett gegangen. Doch es nützte mir nichts.
    Wieder einmal ging es um den Dank, den ich ihm schuldete. Dass ich am Leben war, dass er mich nicht in diesem Drecksnest bei meiner furchtbaren Mutter gelassen hatte. Dass ich so leben konnte, in diesem Luxus. Schließlich hatte ich alles, was man sich nur wünschen konnte: Klavierunterricht und Gesangstunden, eine gute Ausbildung und so weiter und so fort, und er war es, der mir das alles ermöglichte. »Und wo ist dein Dank?«
    Wie so oft, redete er sich in eine solche Wut hinein, dass seine Adern an der Schläfe anschwollen und er dunkelrot im Gesicht wurde. Dann ging es los: Er schlug mich durch die ganze Wohnung und wieder zurück. Ich stürzte, er packte mich an den Füßen und zerrte mich an der Strumpfhose herum, zog mir dabei die Strumpfhose vom Leib, bis ich halbnackt vor ihm lag. Er warf sich auf mich und schrie mich an, biss mir fest in die Unterlippe, bis sie blutete. In seinem Wüten war er beim Thema »Hure« angelangt, und schrie immer wieder: »Damit du es weißt: Wenn dich einer fickt, dann bin ich es.«
    Er nestelte an seiner Hose herum, drückte meine Beine auseinander, schob tastend seinen Zeigefinger in meine Vagina, wollte herausfinden, ob ich noch Jungfrau war oder nicht.
    »Jetzt vergewaltige ich dich«, schrie er immer wieder, und wir rangen miteinander. Ich strampelte, machte mich frei von ihm, da warf er sich erneut auf mich, fixierte meine Ellbogen mit seinen Knien und brüllte: »Elke! Bring mir meine Knarre.«
    Elke erschien auf der Treppe, die nach oben führte, und fragte: »Was ist denn?«, so als habe sie nicht schon lange mitbekommen, was geschah.
    »Hol mir meine Knarre!«
    »Ist gut«, gab sie eilfertig zur Antwort, und statt ihm eine Eisenpfanne über den Schädel zu schlagen, lief sie wieder nach oben, denn mein Vater bewahrte seine Pistole in seinem Schlafzimmer auf.
    Und wir? Warteten. Er kniete auf mir, ich konnte mich nicht rühren, und so warteten wir eine scheinbare Ewigkeit, bis Elke endlich wieder oben an der Treppe erschien und hysterisch und ganz verzweifelt schrie: »Ich find die nicht!«
    Vielleicht war es diese Wendung, vielleicht war auch mein Vater für einen Moment unaufmerksam, jedenfalls gelang es mir, all meine Kraft zusammenzunehmen, die Knie anzuziehen und ihn so kräftig ich nur konnte von mir zu stoßen – er taumelte tatsächlich rückwärts durch das halbe Wohnzimmer.
    So etwas hatte ich noch nie zuvor gewagt, denn ich wusste seit Langem, dass seine Rache nur noch viel schrecklicher ausfallen würde, wenn ich mich wehrte. Einen endgültigen Sieg konnte ich ja nicht über ihn erringen, er war der Stärkere, er war die Autorität, und meine Strategie war es bislang immer gewesen, mich bei seinen Prügelexzessen so zu verhalten, dass ich die Sache nicht noch verlängerte oder verschlimmerte. Aber in dieser Situation, als er immer wieder schrie, dass er mich jetzt vergewaltigen würde – in dieser extremen Bedrohung kämpfte ich wie eine Löwin. Und war selbst überrascht über die Kraft, die immer noch in mir wohnte.
    Danach war die ganze Sache wieder einmal genauso überraschend vorüber wie viele Male zuvor. Mein Vater stand auf, rückte sich die Hose zurecht und sagte: »Geh zu Bett.«
    Und das tat ich dann auch auf dem schnellsten Wege.
    War es ihm um Sex gegangen? War er erregt, wollte er wirklich tun, was er mir angedroht hatte? Oder wollte er mir seine Allmacht demonstrieren, wollte er zeigen, dass er Herr über mich war, über mein Leben, über mein Jungfernhäutchen, einfach über alles? Ich habe bis heute keine eindeutige Antwort darauf.
    Mit Sicherheit drehte sich bei meinem Vater wie in seiner ganzen Familie einfach alles um Sex – auch in der Negation, in all den Verboten und Vorschriften, den Tabus, die sie sich zusammengebastelt hatten aus lauter Furcht, »es« könnte passieren. Tatsache ist, dass mein Vater immerzu an Sex dachte, ob ich von einem Schulkameraden eine Faust aufs Auge bekommen hatte, ob ich mit

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