Nicht ohne meine Schokolade

zu bleiben und die Hälfte vor dem Scheidungsgericht mit dem alten Ehegespons teilen zu müssen.
    Während sie ihre letzten Aufzeichnungen machte, spürte Savannah einen kalten Luftzug, als hätte jemand in der Nähe eine Tür oder ein Fenster geöffnet. Aber sie entschied, daß dieses Gefühl närrisch war. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war halb zwei Uhr morgens, außer ihr war | niemand im Haus... außer natürlich dem spürbaren Entsetzen Jonathan Winstons, das zusammen mit seinem Blut ¡ in die Wände gesickert war.
    Selbst hier, in einem Zimmer am anderen Ende des Gebäudes, konnte sie es spüren: das deutliche Gefühl, daß noch jemand in der Nähe war, das starke Empfinden, daß sie beobachtet wurde.
    Sie schlug das Notizbuch zu. Höchste Zeit, Feierabend zu machen und wie der Teufel aus diesem Haus zu ver- 1 schwinden.
    Als sie die Bücher und ihre Habseligkeiten einsammelte und aufstand, um das Zimmer zu verlassen, sah sie aus dem Augenwinkel eine Gestalt, eine menschliche Gestalt, j Sie wirbelte herum, das Herz in der Kehle, die Hand an der Baretta unter ihrem Pullover.
    Aber gerade als sie die Waffe ziehen wollte, bemerkte sie, 1 daß es sich bei der Gestalt um nichts anderes als eine Puppe handelte, die einen knappen, mit Straßsteinen besetzten Bikini aus Gold-Lamé trug.
    »Ja so was, Mädel, Annie Oakley«, schalt sie sich selbst, »da hättste doch fast ‘ne Schaufensterpuppe erschossen. Geh besser nach Hause, solange du noch alle Tassen im Schrank hast.«
    Eine Sekunde später schlug ihr etwas mit so viel Wucht auf den Hinterkopf, daß sie den Schmerz eher sah als spürte. Er explodierte und sandte einen Schauer aus feurigen Lichtern durch ihren Körper, die in der samtenen Schwärze ihres Hirns explodierten.
    Savannah hatte nur einen einzigen klaren Gedanken, nachdem sie auf dem Boden aufkam, wo sie — gelähmt von dem Schock und den Schmerz — liegenblieb: Junge, Junge, es stimmt! Man sieht tatsächlich Sterne!
    Dann fiel jeder einzelne der glühenden Meteoriten herunter und brannte auf dem Weg nach unten aus. Es blieb nur noch eine weiche, schwarze Leere.

» Du verdammter Hurenbock !« schrie Savannah, griff nach oben und packte den Mann, der sich über sie beugte, am T-Shirt. Mit aller Kraft zog sie ihn neben sich auf den Boden herunter und rollte sich auf ihn. Ein gutplazierter Karateschlag gegen seine Brust, und sie konnte fühlen und hören, wie er um Atem rang.
    Aber da war ja noch einer, genau hinter ihr. Er griff nach ihr und versuchte, ihre Arme hinter dem Rücken festzuhalten.
    »Laß mich los, du Schwein!«
    Instinktiv setzte sie jegliche Verteidigungsmethode ein, die gerade zur Verfügung stand. Sie warf sich zurück, brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht und rammte mit ihrem Hinterkopf sein Schambein.
    Beide, sie und er, stießen einen Schmerzensschrei aus, als der Schlag ihn traf — er, weil sie seine Geschlechtsteile gequetscht hatte, und sie, weil ihr Kopf von dem Schlag, den sie ihm versetzt hatte, dröhnte.
    »Savannah!« Der Typ unter ihr kämpfte, um ihr Gewicht abzuwerfen, aber sie packte fest mit den Knien zu, bereit, ihm einen weiteren Schlag zu versetzen. »Verdammt, Savannah, ich bin es, Mike Farnon. Wirst du wohl verdammt noch mal von mir runtergehen... bitte .«
    »Mike?« Langsam begann sie, seine Gesichtszüge zu erkennen, die leicht gebogene Nase, die Spalte in seinem Kinn, die buschigen Augenbrauen, die blaue Uniform des Streifenbeamten. »Mike Farnon?«
    Sie schüttelte ihren Kopf, um klar zu werden, dann beschloß sie, das niemals wieder zu tun. Der Schmerz verursachte ihr Übelkeit.
    Sie griff sich an den Hinterkopf und betastete vorsichtig die Schwellung, die unglaublich groß zu sein schien.
    »Warum?« stöhnte sie. »Warum habt ihr Typen mir eins über den Schädel gezogen?«
    Langsam drehte sie sich zu Jake um, der auf dem Boden hinter ihr saß, seine Hände schützend vor seine Weichteile gelegt, sein Gesicht war grün. Obwohl er die Augen weit aufriß und sein Blick wachsam war, schien er nicht zu atmen.
    Wieder fragte sie: »Warum? Ihr habt mir fast meinen blöden Kopf abgeschlagen! Warum zur Hölle habt Ihr das
    getan?«
    Mike drehte sich abrupt zur Seite und rollte sie von sich herunter. Sie prallte dumpf auf den Boden, Schmerz durchzuckte ihren Kopf wie ein greller Blitz.
    »Verdammt, Savannah«, sagte Mike, als er sich hinsetzte und sein Hemd aufknöpfte, um die durch den Karateschlag massakrierte Zone auf Schäden hin zu untersuchen. Man