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Nicht ohne meine Schokolade

Nicht ohne meine Schokolade

Titel: Nicht ohne meine Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. McKevett
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auszuzahlen. Ich werde vielleicht zu alt sein, um es zu verleben; wenn ich es überhaupt jemals erhalte, meine ich.«
    Wenn sie darüber nachdachte, mußte Savannah dem zustimmen. Sie hatte Fälle wie diesen erlebt, die sich über Jahre hinzogen, weil die Versicherungsgesellschaften ihre eigenen Ermittlungen anstellten. Deshalb wechselte sie das Thema und ging zur zweiten großen Frage des Tages über. »Jonathan hat jemandem erzählt, daß Sie ihn an diesem Abend in seinem Büro abholen wollten. Sind Sie hingegangen?«
    Fiona blickte einen Augenblick lang erschrocken, als ob ihr Savannah einen Hieb in die Magengrube verpaßt hätte. Aber sie erholte sich schnell. »Wer hat Ihnen das gesagt?«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    »Ryan, der Bodyguard... ich wette er hat es Ihnen gesagt. Hmm?«
    »Sind sie hingegangen, Fiona? Waren Sie später am Abend dort oder in der Nacht? Am Morgen?«
    Fionas Gesicht war abweisend und wütend. »Ich habe Jonathan nicht umgebracht. Ich weiß nicht, wer es war. Das ist alles, was ich Ihnen sagen werde.« Sie erhob sich unsicher und ging zur Tür. »Ich möchte, daß Sie jetzt gehen, wenn Sie nichts dagegen haben. Ich muß noch eine Menge Sachen packen... wenn mir nicht untersagt wird, die Stadt zu verlassen.«
    »Nicht von mir«, sagte Savannah. Wenn der Officer, der mit diesem Fall betraut worden war, nicht bald hier herauskam und Fiona O’Neal zumindest verhörte, dann könnte ihm eine wertvolle Spur verloren gehen.
    Nicht, daß es sie in irgendeiner Form interessierte, dachte Savannah, als sie aus dem dunklen, muffigen Appartement hinaus in die frische Luft und den Sonnenschein trat. Zur Hölle mit dem Revier. Es wirkte ja ohnehin nicht so, als führten sie eine ehrliche Untersuchung durch.
    Warum sollte sie sich also in dieser Sache irgendwelche Gedanken machen?
    Wie Fiona hatte Savannah einen jahrelangen Traum in ihrem Herzen gehegt. Nichts so Grandioses, wie eine große Sängerin oder ein hüpfendes, kicherndes Go-go-Girl zu werden. Diese Träume waren so kurz wie ihre Liebesaffären während der Pubertät. Tief im Herzen hatte Savannah immer ein Cop sein wollen. Eine gute Polizistin, die den anständigen Menschen half und die bösen dingfest machte. Ein einfacher Traum, aber mehr wollte sie nicht.
    Sie wußte, wie Fiona sich jetzt fühlte, wo ihr Traum vollkommen unerwartet innerhalb von Sekunden zerplatzt war und sie hilflos vor dem Scherbenhaufen stand.
    Aber im Gegensatz zu Fiona hatte sie nicht die Absicht, die Flucht zu ergreifen. Sie war entschlossen, genau dort zu bleiben, wo sie war, und die Stellung zu halten. Bis ihr Herz einen anderen Traum gefunden hatte, den es verfolgen konnte.

    Wie seltsam, dachte Savannah, als sie das Büro des kürzlich dahingeschiedenen Jonathan Winston betrat; selbst jetzt, nachdem der Leichnam entfernt worden war, spürte man in diesem Raum auf gespenstische Weise, daß hier jemand ermordet worden war. Sie war sich dieser Tatsache außerordentlich klar bewußt: sie hatte das komische Gefühl, daß der Raum nicht leer war, obwohl sich keiner darin befand. Dieses unerklärliche Gefühl, daß man nicht allein war, auch wenn einem Augen und Ohren das Gegenteil bewiesen. Der natürliche Frieden eines Hauses war zerstört worden, und sogar die Wände schienen Unbehagen und Erregung auszustrahlen.
    Schon seit langem glaubte sie, daß es diese Atmosphäre sein mußte, wenn Menschen behaupteten, es spuke irgendwie. Im Gegensatz zu ihren mehr metaphysisch interessierten Freunden jedoch glaubte sie nicht daran, daß die Person noch präsent war und diesen Ort heimsuchte. Ihrer Theorie zufolge funktionierte das Gebäude wie ein Batterieelement. Irgendwie nahm es die Energie der heftigen Gefühle des Menschen in sich auf, der bemerkte, daß er nun auf unnatürliche, gewaltsame Weise sterben würde.
    Normalerweise vermied es Savannah, einen Ort wie diesen allein zu betreten. Besonders nachts. Aber sie wollte nicht unbedingt auf den Polizeibeamten treffen, der jetzt an diesem Fall arbeitete, denn laut Gesetz besaß sie nicht mehr das Recht, den Tatort zu betreten. Sie hoffte, daß er zu dieser Stunde — es war nach Mitternacht — zu Hause saß, im Bett fernsah oder vor sich hin schnarchte.
    Glücklicherweise hatte sie immer noch den Schlüssel zur Hintertür, den der Hausmeister ihr gegeben hatte. Bloss hatte nicht von ihr verlangt, irgendwelche Dinge zurückzugeben, die sie im Zuge ihrer Ermittlungen zusammengetragen hatte. Sie nahm an, daß weder Bloss

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