Nicht ohne meine Schokolade
noch der Chief besonders daran interessiert waren, potentielles Beweismaterial zu sammeln, weil sie schließlich alles unter den Teppich kehren wollten.
Dr. Jennifer Liu war mit der Spurensicherung hiergewesen. Aus dem Teppich fehlten ein paar Vierecke, ebenso wie Stoffstücke aus Jonathans Bürostuhl, der mit Blut bedeckt war. Der zerschmetterte Teil der Wand war ebenfalls untersucht worden, so daß die Stützbalken, die Isolierung und Kabel sichtbar waren. Der Puder, mit dem die Fingerabdrücke abgenommen worden waren, bedeckte sämtliche Möbel — weiß auf dunklen Oberflächen, schwarz auf den hellen. Dr. Jennifer war gründlich.
Savannah achtete sorgfältig darauf, nichts durcheinanderzubringen, als sie sich über die Aktenschränke beugte. Sie zog ein Paar medizinische Handschuhe aus ihrer Tasche und streifte sie über, bevor sie versuchte, die erste Schublade zu öffnen. Sämtliche Schubladen auf der linken Seite des Schrankes waren verschlossen, und im ganzen Schreibtisch war kein Schlüssel zu finden. Wenn Dr. Liu oder der diensthabende Detective den Inhalt der Schubladen überprüft hatten, dann hatten sie dafür gesorgt, daß niemand sonst Gelegenheit dazu haben würde. Es konnte auch sein, argwöhnte sie, daß die Untersuchung dermaßen behindert wurde, daß keiner von ihnen überhaupt so weit gekommen war.
Glücklicherweise ließen sich die Schubladen auf der rechten Seite mühelos öffnen. Darin fand Savannah, wonach sie gesucht hatte: die Hauptbücher der Gesellschaft. Sie wollte die Zahlen, die sie dort fand, mit Jonathans persönlichen Konten vergleichen, die sie immer noch zu Hause hatte.
Sie fühlte sich immer noch beobachtet, deshalb entschloß sie sich, die Bücher mit in ein anderes Zimmer zu nehmen, um sie zu studieren. Sie hätte sie gern mit sich nach Hause genommen, aber sie strapazierte ihr Glück schon genug, wenn sie als Zivilistin in ein versiegeltes Haus eindrang. Es hatte keinen Zweck, wenn sie den Kopf ganz in die Schlinge legte.
In einem Schneiderzimmer setzte sie sich an einen der langen Tische, der mit Schnittmustern, Stoffresten, Skizzen und halbfertigen Kleidungsstücken übersät war. Jonathan hatte augenscheinlich an einer Kollektion für Badeanzüge gearbeitet, als die Sache ihr abruptes Ende fand. An einem Gestell, das die gesamte Länge der Wand einnahm, hingen Dutzende von exotischen Bikinis in Leoparden- oder Tigermustern und solche aus goldenem und silbernem Stretchstoff oder skandalös durchsichtigen Spitzen.
Hübsch, dachte sie, wenn man BH-Größe 70 A hatte. Sie hatte sich keinen Bikini mehr gekauft, seit sie BH-Größe Cup D/100 überschritten hatte. Oh, nun gut, sie machten die Oberteile sowieso nie groß genug für eine richtige Frau.
Sie zog ihr Notizbuch und ihren Stift aus der Segeltuchtasche, öffnete das erste Buch und begann, sich Notizen zu machen. Unglücklicherweise hatte sie noch nie das Zeug zum Buchhalter gehabt, deshalb verstand sie auch nicht alles, was dort stand. Aber ein paar Sachen waren selbst ihrem ungeübten Auge klar.
Jonathans Firma war zu Anfang nicht besonders gut gelaufen. Sie nahm an, daß es Beverlys Geld war, das ihn in jenen frühen Jahren am Leben erhalten hatte, denn die Bücher verzeichneten schwere Verluste... zu schwere, als daß jemand sie hätte tragen können, ohne Konkurs einzureichen.
Plötzlich hatte es einen größeren Kapitalzuwachs gegeben, der nicht aus den mageren Gewinnen der Firma zu resultieren schien. Ein privater Geldgeber vielleicht? Sie war sich nicht sicher; es gab keine Aufzeichnungen, wo das Geld hergekommen war.
Dann, im letzten Jahr, boomte der Laden. Das Auftragsvolumen war phänomenal. Scheinbar hatte Jonathan mit ein paar phantastischen Entwürfen aufwarten können oder zumindest mit einer außerordentlich erfolgreichen Marketingstrategie.
Jetzt wußte sie, warum er es sich leisten konnte, diese enormen Summen aus dem Geschäft abzuziehen.
Wie auch immer, zwei Wochen vor seinem Tod hatten die Vermögenswerte der Firma einen erheblichen Verlust erlitten, was mit einer seiner letzten Transaktionen zusammenfiel. Er hatte genug Kapital abgezogen, um selbst ein gesundes Geschäft in die Knie zu zwingen.
Nachdenklich kaute Savannah an ihrer Unterlippe, während sie die Details in ihr Notizbuch schrieb.
Vielleicht hatte Fiona die Wahrheit gesagt. Vielleicht hatte Jonathan das Geld unterschlagen, um mit ihr fortzugehen. Mit der Beute zu verduften war finanziell bestimmt lukrativer, als in der Stadt
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