Nicht ohne meine Schokolade
ziemlich hohen Prozentsatz der männlichen Gesamtbevölkerung.
»Nein, wir sind nur ein bißchen zu früh dran. Wissen Sie, wir haben nämlich kein Privatleben .« Savannah deutete mit dem Kopf auf die Harley. »Raffiniert«, sagte sie. »Verschmilzt geradezu mit der Umgebung hier.«
»Besser als der Bentley«, antwortete er, kletterte von dem Motorrad hinunter und verstaute Helm und Handschuhe. »Eigentlich gehört sie Gibson. Er hat sie mir geborgt.«
»Gibson?«
»Ja.« Er lachte. »In diesem Briten steckt mehr, als man glaubt.«
»Kein Scherz.«
Neben ihr räusperte sich Dirk, und sie bemerkte, daß sie ihn aus der Unterhaltung ausgeschlossen hatte. Tatsächlich hatte sie seine Anwesenheit vergessen.
»Oh, ah... Dirk Coulter, das ist Ryan Stone. Ryan... Dirk.«
»Ist mir ein Vergnügen«, sagte Ryan und lehnte sich in Savannahs geöffnetes Fenster hinein.
»Ja, stimmt.« Dirk weigerte sich, ihn anzusehen, sondern fuhr fort, das zerbeulte Auto anzustarren. »Jetzt, da Sie da sind, können wir es vielleicht hinter uns bringen?«
Diskret griff Savannah hinüber und kniff ihn fest in die Rippen. Er zuckte leicht zusammen und warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
Sie wandte sich erneut Ryan zu. Bei Gott, seine Augen blickten erheblich freundlicher, und er war erheblich besserer Laune.
»Wie haben Sie diesen Typen denn überhaupt ausfindig gemacht?« fragte sie. »Ich habe Ihnen doch noch nicht einmal gesagt, wo und wie ich ihn getroffen habe.
»Sie möchten meine Geheimnisse kennenlernen, hmm?«
Seine Stimme war tief und erotisch, sein Tonfall kokett. Sie konnte spüren, wie Dirks Mißbilligung hohe Wellen schlug, während ihr eigener Körper wie eine lauwarme Schüssel voller Gelatine dahinschmolz.
»Ja«, sagte sie und versuchte nicht über den Frosch in ihrer Kehle zu stolpern und zu krächzen. »Alle.«
»Ich habe einen Kontaktmann auf der Straße, der jemanden kennt, der einen ungepflegten blonden Typ in Heavy-metal-Insignien gesehen hat, wie er vom Hinterausgang von Winstons Geschäft in einem klassischen Studebaker Golden Hawk weggefahren ist. Lassen Sie uns einfach sagen, daß ich die Information von ihm bekommen habe.«
Dirk gab ein unhöfliches Schnauben von sich. »Den Kerl konnte man dingfest machen, weil er ein komisches Auto fuhr. Das weiß doch jedes Kind, Kumpel.«
Diesmal war Savannah sicher, daß Ryan ihn gehört hatte, aber er nahm den Köder nicht an. Statt dessen blickte er schnell an dem Buick auf und ab. Sein Blick blieb für einen Augenblick an der Lawine von Fast-Food-Verpackungen hängen, die den Rücksitz und den Boden bedeckten. Zu jeder beliebigen Zeit konnte ein Blick in das Heck seines Buicks Auskunft darüber geben, was Dirk während der letzten beiden Wochen zu Abend gegessen hatte. Die Reihenfolge konnte anhand der verschiedenen Stadien der Zersetzung an den organischen Rückständen festgestellt werden.
»Glauben Sie, daß wir Erfolg haben, wenn wir uns diesen Burschen vorknöpfen?« fragte Dirk. »Wir haben keinen Haftbefehl. Unser potentieller Zeuge ist ein Freund eines Freundes von Ihnen... wer immer Sie sind, Mr. Stone... also können wir auch nicht im entferntesten daran denken, ihn festzunehmen.«
»Ich will es einfach nur wissen, okay?« sagte Savannah, deren Stimmung proportional zur Zunahme ihrer Kopfschmerzen sank. Die Wirkung des Schmerzmittels, das sie bereits eingenommen hatte, begann nachzulassen, und sie durfte in den nächsten beiden Stunden keine weitere mehr schlucken. »Ich will ihm in die Augen sehen, um zu erkennen, ob er derjenige war, der mich geschlagen hat. Ich werde es erfahren. Und wenn er es ist, dann werde ich ihn ausräuchern wie ein Stinktier, um seinen Arsch danach an die nächste Gefängnismauer zu nageln.«
»Das kann ich verstehen«, sagte Ryan zustimmend. »Sie nicht auch, Detective Coulter?«
»Sicher kann ich das.« Dirk zog den Schlüssel aus dem Zündschloß, öffnete die Tür und stieg aus. »Dann laßt uns hineingehen und unser >Rendez-vous< mit deinem mageren Heavy-metal-Knilch hinter uns bringen«, grummelte er. »Und wir werden herausfinden, ob Sie ein guter Detektiv sind, Mr. Sherlock Stone.«
Er war es.
Savannah wußte es in dem Augenblick, als er die Wohnungstür öffnete und seinen bierbenebelten Blick auf sie richtete. Nicht, daß sie ihn als ihren Angreifer erkannt hätte. Sie hatte den Betreffenden ja niemals wirklich gesehen; das einzige, was sie wahrgenommen hatte, war eine Bewegung aus den
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