Nicht ohne Risiko (German Edition)
schaltete den Motor und die Klimaanlage aus. Die plötzliche Stille im Auto war ohrenbetäubend, aber ihr schien das nicht aufzufallen. Sie starrte blicklos durch die Windschutzscheibe.
„Hey“, sagte Jim. Sie wandte sich ihm zu und schaute ihn an. „Bist du bereit?“
„So bereit, wie ich nur sein kann“, gab sie kühl zurück. „Wenn man bedenkt, dass ich mich in dieser lächerlichen Karikatur eines Tops halb nackt fühle.“
Jims Blick fiel auf die hauchdünne Seide, die Emilys volle Brüste bedeckte. Es stimmte schon: Der Neckholder überließ nicht allzu viel der Fantasie, aber er war auch nicht ganz so gewagt, wie sie befürchtete. Es bestand aus zwei leicht gerafften, im Nacken zusammengebundenen Dreiecken aus Seidenstoff und einem breiten Band, das unter ihren Brüsten verlief und im Rücken gebunden wurde. Freilich, wenn sie sich bewegte und der Stoff sich über ihren Brüsten spannte, traten die Brustwarzen deutlich hervor. Aber das geschah nicht allzu oft – gerade oft genug, dass Jim sich wünschte, es geschähe öfter.
„Du siehst toll aus“, sagte er. Seine Stimme klang ein wenig heiser, und er räusperte sich. „Alle werden sich den Hals nach dir verrenken, wenn du das Restaurant betrittst. Du siehst sexy aus, aber mit Stil, verstehst du?“
„Stil. Natürlich. Darin bist du ja Experte, was?“ Plötzlich hatte Emily das Bedürfnis, um sich zu schlagen. Seine Worte, seine Stimme, der sanfte Ausdruck seiner Augen – all das war ihr auf einmal zu intim, zu persönlich. Sie wollte nicht, dass er sie so anschaute. Sie wollte sich keine Gedanken darüber machen, ob er sie sexy fand oder nicht. Sie wollte nur eines: ihn verabscheuen können. Ach was, verabscheuen – sie wollte ihn hassen können. Oder doch wenigstens, dass er sie hasste. So oder so wünschte sie sich, er würde endlich aufhören, ständig so verdammt nett zu ihr zu sein. „Und woher willst du wissen, ob sich jemand den Hals nach mir verrenken wird? Du warst noch nie in diesem Restaurant. Nicht ganz deine Preisklasse, richtig?“
Jim wurde still. Schweigend und reglos musterte er den Restauranteingang durch die Windschutzscheibe des Autos. Als er sich schließlich Emily zuwandte, sah sie den emotionalen Aufruhr in seinen Augen. Sie entdeckte Zorn – und noch etwas. Hastig wandte sie den Blick ab und hoffte, dass es nicht wirklich Schmerz war, den sie in seinem Blick gesehen hatte.
„Dass ich mein Geld nicht mit illegalem Drogenhandel verdiene“, stieß Jim gepresst hervor, „dass ich einen Betrag, von dem eine sechsköpfige Familie eine ganze Woche satt werden könnte, nicht für eine einzige lausige Mahlzeit hinblättere, bedeutet noch lange nicht, dass ich Stil nicht erkenne, wenn ich ihn sehe. Ich behaupte nicht, selbst Stil zu haben. Das würde ich nie behaupten. Aber eines weiß ich mit Sicherheit: Ich habe eine ganze Menge mehr Stil als dein feiner Freund da drin.“
Er stieg aus dem Wagen und knallte die Tür zu.
Emily schnürte es die Kehle zu. Sie hatte es tatsächlich geschafft, ihn wütend zu machen, und dann auch noch aus gutem Grund. Er hatte recht: Er hatte weitaus mehr Stil als Alex Delmore.
Sie stieg aus und schloss die Wagentür hinter sich.
Jim war schon halb über den Parkplatz. Gut so. Sollte er doch gehen. Sie wollte schließlich, dass er wütend auf sie war. Sie wollte, dass er sie hasste. Davon war sie eben noch überzeugt gewesen.
Trotzdem rannte sie ihm über den heißen Asphalt nach. „Jim!“
Jim hielt abrupt an. Verdammt noch mal, immer wenn sie ihn bei seinem wirklichen Namen rief, blieb ihm fast das Herz stehen. Als ob sie diesmal vielleicht bereit war, zuzugeben, dass es zwischen ihnen unbestreitbar knisterte. Natürlich war das gerade jetzt ziemlich unwahrscheinlich. Schließlich hatte er sie gerade erst sein hitziges Temperament spüren lassen. Trotzdem drehte er sich um und wartete, damit sie ihn einholen konnte.
Und dann blieb sein Herz wirklich beinah stehen. Emily rannte. Sie rannte auf ihn zu. In diesem Nichts von einem Top. Aber was ihn wirklich an Ort und Stelle bannte, war der Ausdruck in ihren Augen. Sie hatte Angst. Wenn er ihr Verhalten nicht völlig falsch interpretierte, hatte irgendetwas ihr richtig Angst gemacht.
„Erstens“, sagte er sanft, als sie ihn erreichte, „wenn wir in der Öffentlichkeit sind, musst du mich Dan nennen. Ich bin dein Bruder, weißt du noch? Du darfst das keinen Augenblick vergessen.“
Emily nickte atemlos.
„Zweitens“, fügte er
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