Nicht ohne Risiko (German Edition)
nicht darüber geredet, und sie wollte auch jetzt nicht darüber reden. Emily öffnete die Tür, trat hinaus auf den Gang und eilte in Richtung Treppe, die zum Parkplatz hinunterführte.
Jetzt kam Bewegung in Jim, und er rannte ihr nach. „Emily, warte! Verdammt, ich habe doch nicht gewusst …“
Sie blieb nicht stehen. Sie wurde nicht einmal langsamer.
Auf halbem Weg zur Treppe wurde Jim erst bewusst, dass er unbekleidet war. Er fluchte und stürzte zurück in EmilysWohnung, sprang in seine Shorts und rannte ihr nach, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, während er noch dabei war, den Knopf am Bund zu schließen.
Als er den Parkplatz erreichte, war Emilys Wagen schon weg.
Vielen Dank. Es war klasse.
Zum ersten Mal wurde ihm schmerzhaft klar, was er Emily vor sieben Jahren angetan hatte.
12. KAPITEL
S anibel Island stellte eine Welt für sich dar. Die Insel war so ganz anders als das Florida, in dem Emily lebte. Obwohl sie nur ein paar Dutzend Meilen südlich von St. Simone an der Golfküste lag, wirkte sie Millionen Lichtjahre entfernt. Eine Brücke verband die Tropeninsel mit dem Festland. Hatte man diese Brücke hinter sich, schaltete das Leben einen Gang zurück. Alles bewegte sich langsamer, die Luft duftete schwer und geheimnisvoll nach tropischen Blumen, der Pflanzenwuchs schien üppiger und grüner, als sei der Dschungel drauf und dran, die Gehwege und Straßen zurückzuerobern. Wo die Straße sich zwischen Sumpfgebieten hindurchschlängelte, warnten Schilder am Straßenrand vor Alligatoren, die die Fahrbahn kreuzten.
Als Emily zum ersten Mal auf Sanibel gewesen war, hatte sie die Schilder für einen Witz gehalten. Aber inzwischen hatte sie schon mehrere dieser großen Reptilien am Straßenrand gesehen und war sogar im Hinterhof des Hauses ihrer Eltern einem begegnet. Sie wusste also, dass die Schilder durch und durch ernst gemeint waren.
Auf der Insel wurde man quasi in die Vergangenheit zurückversetzt. Die Bauvorschriften, die Gebäude nur bis zu einer bestimmten Höhe erlaubten, stammten noch aus der Zeit der ersten Besiedelung. Infolgedessen gab es nur Apartmenthäuser und Hotels, die vom Strand aus nicht zu sehen waren, statt der anderswo üblichen Hotelburgen, die die Strände dominierten und verschatteten.
Emily saß vor dem Strandhaus ihrer Eltern und schaute sich den Sonnenuntergang über dem Golf von Mexiko an. Er war beeindruckend schön. Der Himmel stand in Flammen. Leuchtend orange, rosa und rote Farben flossen ineinander und spiegelten sich im Wasser. Bei Tag war der Strand wegender Hitze kaum besucht gewesen. Jetzt war er menschenleer, denn die wenigen Leute, die der Sonne getrotzt hatten, saßen inzwischen beim Abendessen.
Für Emily war es die schönste Zeit des Tages am Strand. Sie war allein, bis auf die Vögel, die über ihrem Kopf ihre Kreise zogen und sich gelegentlich in das kristallklare und nahezu spiegelglatte Wasser stürzten, um Fische zu fangen. Die Schatten wurden lang, das Blau des Himmels und des Meeres wirkte gedämpft vor dem feurigen Farbenspiel des Sonnenuntergangs.
Und Emily saß da, an ihrem Lieblingsstrand, zur ihrer Lieblingstageszeit, und trotzdem fühlte sie sich elend.
Das wirklich Niederschmetternde daran war: Es war nicht damit zu rechnen, dass sie sich in naher Zukunft besser fühlen würde.
In der Nacht zuvor hatte sie nur wenige Stunden geschlafen. Wann immer sie die Augen schloss, fühlte sie Jim Keegans Berührung, die Hitze seines Mundes, die Sanftheit seiner starken Hände. Als sie endlich eingeschlafen war, hatte sie von ihm geträumt. Davon, in seinen Armen zu liegen und ihn zu lieben.
Mit seiner Bemerkung, sie schlafe nicht einfach so mit einem Mann, hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Emily nahm Sex nicht auf die leichte Schulter. Sie dachte gar nicht daran, mit jemandem zu schlafen, für den sie nicht sehr viel empfand. Und sie empfand viel für Jim. Sehr viel. Selbstvorwürfe hin oder her, auch wenn sie sich immer wieder klarmachte, was für eine Idiotin sie doch war, zweimal auf denselben Mann hereinzufallen, änderte das nichts an ihren Empfindungen.
Gestern Morgen hatte es sie das letzte bisschen Beherrschung gekostet, nicht zu weinen, nachdem sie miteinander geschlafen hatten und Jim ihr so leichthin gesagt hatte, erliebe sie. Sie hatte sich unglaublich zusammenreißen müssen, um nicht in Tränen auszubrechen. Wie war er nur darauf gekommen, das zu sagen? Irgendwie musste er herausgefunden haben, womit er sie am
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