Nicht ohne Risiko (German Edition)
seinen Heiratsantrag will?“, fragte er ruhig.
Sie war auf die Frage vorbereitet. „Ich sage ihm, dass ich noch etwas mehr Zeit brauche.“
Nein. Jeder Nerv seines Körpers schrie: Nein, lass dich nicht überreden. Aber, verdammt noch mal, sie hatte ja recht. Sie waren ihrem Ziel so nah. Und was sollte Delmore ihr schon tun, mitten bei einer noblen Cocktailparty?
Das Problem war, dass Jim dank der Erfahrung, die er bei seiner Arbeit auf der Straße gesammelt hatte, eine ganze Reihe übler Dinge einfielen, die Delmore tun konnte, Party hin oder her. Aber Jim würde da sein. Er würde auf Emily aufpassen und sie beschützen.
Emily schlang ihm die Arme um die Hüften, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. Ihr Atem streifte warm sein Gesicht, ihr Körper schmiegte sich wunderbar an ihn. „Wenn wir morgen keine Beweise finden, um Alex dingfest zu machen, denke ich darüber nach, aufzugeben, in Ordnung?“ Sie küsste ihn noch einmal, länger diesmal.
„Du versuchst mich abzulenken, stimmt’s?“, sagte er.
Sie lächelte ihm in die Augen, ließ ihre Finger durch seine Locken gleiten. „Funktioniert es?“
„Ja“, gab er zu, küsste sie und zog sie fester an sich. Es funktionierte.
Der Samstag dämmerte hell und sonnig – der vollkommene Tag für einen Segeltörn auf der Drogenschmuggler-Yacht eines Millionärs.
Jim erwachte früh. Er blieb still im Bett liegen und betrachtete Emily, die neben ihm lag und schlief.
In die Laken gewühlt, schweißfeucht aufgrund der gnadenlosen Sommerhitze, gegen die nicht einmal die Klimaanlage und die ständig laufenden Deckenventilatoren etwas ausrichten konnten, die dunklen Haare wie ein Schleier über das Kissen gebreitet, lag sie da. Mit geschlossenen Augen, die langen dunklen Wimpern betont durch die weichen Konturen ihrer Wangen. Sie sah so jung und unschuldig aus, so rein und vollkommen. Er liebte sie so sehr, so schmerzlich.
Hatte Bob seine Molly so geliebt?
Sie hatten sich von klein auf gekannt, sein Bruder Bob und seine Frau. Bob war nie mit einer anderen ausgegangen. Er hatte stets beteuert, dass er schon seit der vierten Klasse in Molly verliebt gewesen war. Wenn er sie angeschaut hatte, hatte stets so unendlich viel Gefühl in seinem Blick gelegen. Einem Blick, der deutlich zeigte, wie glücklich er sich schätzte, zu den Menschen zu gehören, die ihre wahre Liebe gefunden hatten.
Molly hatte die letzten acht Jahre allein mit ihrer kleinen Tochter Shannon verbracht.
Molly war allein.
Bob war allein. Für immer.
Was also gab Jim das Recht, Emily zu haben?
Er kletterte aus dem Bett, vorsichtig, um sie nicht zu wecken, und suchte die Einsamkeit und brütende Hitze der Veranda hinter dem Haus.
14. KAPITEL
E mily ließ die Eiswürfel in ihrem leeren Glas kreisen. Sie spürte, wie Jim sie von der anderen Seite der Yacht aus beobachtete.
Alex nahm ihr kurzerhand das Glas ab, strich ihr das Haar zurück und setzte einen gut platzierten Kuss auf ihr Ohrläppchen. „Ich hole dir einen neuen Drink“, sagte er, charmant lächelnd.
„Danke.“ Emily entspannte sich bewusst und lächelte zurück. Als Alex zur Bar ging, warf sie einen Blick übers Deck, dorthin, wo Jim eben noch gestanden hatte. Er war nicht mehr da.
„Das ist die Hölle“, flüsterte ihr jemand ins Ohr. Sie drehte sich um. Jim stand direkt hinter ihr.
In seinem schwarzen Frack mit dem weißen Hemd und der schwarzen Fliege, die Haare im Nacken zusammengebunden, sah er unglaublich gut aus. Seine blauen Augen glitzerten wie Eis. Nein, doch nicht wie Eis. Sie schienen zu glühen. Den gleichen Ausdruck hatte sie am Morgen in seinen Augen gesehen, nachdem sie miteinander geschlafen hatten. Nachdem sie allein im Bett aufgewacht war und sich auf die Suche nach ihm gemacht hatte, um ihn wieder einmal draußen hinterm Haus auf der Veranda zu finden.
Irgendwas stimmte nicht zwischen ihnen. Aber wenn sie ihn danach fragte, wiegelte er ab und wollte nicht darüber reden. Es hatte nichts damit zu tun, dass er sich Sorgen um ihre Sicherheit machte. Darüber redete er nur zu gern mit ihr. Nein, ihn beschäftigte noch etwas anderes. Etwas, das ihn quälte und verzehrte. Aber er wollte ihr nicht sagen, was es war.
Und das machte ihr Angst.
Trotzdem hatte sie bisher die Augen davor verschlossen und so getan, als wäre alles in bester Ordnung, als wären sieein glückliches harmonisches Liebespaar. Zu gern hätte sie Jim geglaubt, als er ihr sagte, dass er sie liebe. Aber der Umstand,
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