Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Sicherheitspersonal hatte Verdacht geschöpft. So oder so, das Timing war ungünstig.
    »Verdammt«, murmelte Jack, »das ist Bart.«
    Dieser Bart, ein ehemaliger CIA-Agent, leitete den Sicherheitsdienst im Gerichtsgebäude.
    Großartig.
    Wir beeilten uns, verließen die Kabine und brachten unsere Kleider in Ordnung. Als ich in den Spiegel schaute, unterdrückte ich einen Schreckensschrei. Ein Blick in mein Gesicht, und jeder würde wissen, was wir in der Herrentoilette getan hatten.
    Schließlich sahen wir wieder halbwegs präsentabel
aus, und Jack schlug vor: »Lass mich mit ihm reden.« Erstaunlicherweise benutzte er sein Handy. Auf der anderen Seite der Tür ertönte ein Klingeln. »Hey, Bart …« Pause. »Ja, ich weiß, Sie sind beschäftigt - ich wollte Ihnen nur sagen, ich bin hier in der Toilette.«
    Aus dem Handy drang ein Fluch.
    »Bedenken Sie, Bart - Sie sind mir was schuldig.«
    Noch ein Fluch und unverständliche Worte.
    »Ich weiß. Wenn Sie mir hier raushelfen, sind wir quitt.«
    Wieder ein Fluch, nicht mehr ganz so ausdrucksvoll.
    Jack klappte sein Handy zu, und ich hörte Barts Schritte, die sich im Flur entfernten.
    »Hm …« Ich knöpfte meine Bluse zu und glättete meinen Rock. »Was hier passiert ist, sollen wir drüber reden? Über den Sex, meine ich. Deine Verlobte auf der Galerie …« Warum fühlte ich mich so schuldig und albern?
    Grimmig schaute er mich an. »Also, ich finde, für einen Tag haben wir genug geredet.«
    Bart klopfte zweimal.
    »Okay, alles klar.« Jack schob den Riegel zurück und öffnete die Tür. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Luft rein war, dankte er dem Sicherheitsbeamten und führte mich aus der Herrentoilette. Im Flur blieben wir stehen. Niemand außer Bart war zu sehen. »Geh zuerst rein, Carlisle.«
    »Moment mal, Bart … Jack, dabei können wir’s nicht belassen.«
    »Wir sind schon spät dran.«
    Und das war’s. Ich dachte, wir sollten irgendwas sagen,
zum Beispiel: Ich rufe dich an. Aber offensichtlich war er zu keinen weiteren Äußerungen bereit.
     
    Racine sah unglücklich aus. Wohl kaum, weil sie mich um meine Frisur beneidete (verdächtiges Styling, vom Sex in der Herrentoilette inspiriert).
    Doch ich hatte schon genug Probleme, auch ohne Jacks Verlobte. Meine Mutter saß immer noch da und starrte bedrückt vor sich hin. Vermutlich hatte sie inzwischen Zeit gefunden, um zu überlegen, wohin die Ereignisse führen mochten.
    Das fragte ich mich auch. Ich schaute sie an und versuchte zu ergründen, warum sie Jack damals verschwiegen hatte, wo er mich finden würde. Aus Sorge um mich? Oder wegen seiner Familie? Nur aus reiner Verzweiflung tolerierte sie India. Nun, wie auch immer, ich musste das Problem lösen, und so überdachte ich meine Möglichkeiten. Da gab es nur zwei:
    1. Ich schickte meine Mutter in die Wüste, indem ich nachwies, dass ihre Schönheit mittels einer illegalen Hormontherapie künstlich erzeugt wurde, und zwar von Mr. Pender, den sie allein zu diesem Zweck jeden Mittwoch getroffen hatte und keineswegs wegen einer verbotenen Affäre.
    2. Ich schickte meine Mutter in die Wüste, indem ich den kriminellen Mr. Pender laufen und den Richter im Glauben ließ, sie hätte es mit dem Mann getrieben. Damit wäre der Ehevertrag ungültig, und Ridgely würde die Hälfte ihres Vermögens verlieren.
    Von diesen Möglichkeiten erschien mir keine besonders
verlockend. Ich spähte zu Jack hinüber und bemerkte verwirrt, dass er meine Schulter musterte, als würde er sich an etwas erinnern. Woran? An die Narbe? Oder wie sehr er mich hasste? Uns beide? Meine nackte Haut?
    Und während ich im Gerichtssaal saß und Jack mich anschaute, wäre ich beinahe aufgesprungen, um zu schreien: Es gibt noch eine dritte Möglichkeit!
    Hastig kritzelte ich etwas auf einen Notizzettel und gab ihn Bart, der uns in den Saal gefolgt war.
    Er las die wenigen Worte und runzelte die Stirn, murmelte etwas, das ich nicht wiederholen muss, und verschwand.
    Inzwischen hatte Jack aufgehört, mich zu betrachten. Sein Blick schweifte zu der Tür, die sich hinter Bart schloss. Nun wandte er sich wieder zu mir, eine Frage in den Augen.
    Ich zuckte die Achseln und dankte meinem Glücksstern, als der Gerichtsdiener den Saal zur Ordnung rief.
    »Miss Cushing?«, begann der Richter, und mein Herz schlug Purzelbäume.
    »Danke, Euer Ehren. Ich würde gern - äh …« Ein abgrundtiefer Atemzug. »… Miss Murtado in den Zeugenstand rufen.«
    Sofort sprang Jack auf.