Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
Aufzeichnungen ansiehst.«
Das Buch hatte Parrish. Und er hatte fünfhundert Dollar von mir bekommen – damit kam er aus, bis er seinen Hehler in London erreicht hatte. Oh, und ich hatte ihm schlauerweise gesteckt, dass der Vatikan auch an dem Buch interessiert war. Er hatte es sich wahrscheinlich inzwischen in einem Fünf-Sterne-Hotel gemütlich gemacht und träumte von dem vielen Geld, das er einstreichen konnte, wenn sich die Kaufinteressenten gegenseitig überboten, um an Sebastians fehlerhafte Rezeptur zu gelangen.
Oder er behielt das Grimoire vielleicht aus reiner Bosheit, weil ich ihn zurückgewiesen hatte.
Super, Garnet. Wirklich ganz große Klasse.
»Warum hast du den Vatikanjägern nicht gesagt, dass in der Rezeptur der Wurm drin ist, als sie dich an die Wand getackert haben?«
»Meinst du, sie hätten mir geglaubt? Sie wollten die Wahrheit ja nicht einmal glauben, als ich ihnen den Schließfachschlüssel gegeben habe. Und es hätte auch nichts genützt. Die Leute im Vatikan verfügen über genug Geheimwissen, dass sie das Problem wahrscheinlich beheben könnten, wenn sie wollten.«
Mich traf fast der Schlag. »Große Göttin!«, rief ich und erschauderte. »Sie könnten aus den Eustachius-Mitgliedern Super-Vampirjäger machen.«
»Tja«, sagte Sebastian nur, »dann wäre ihre Hexenjagd sicherlich um einiges effektiver.«
Und das war sicherlich die Untertreibung des Jahres. »Ja«, murmelte ich benommen.
Nach einer Weile schob er nach: »Du hast doch mein Grimoire, oder?«
»Äh.« Gleich wurde er garantiert unheimlich sauer. »Also, eigentlich habe ich … Ich habe es einem Freund geliehen.«
»Du hast was ?«
Ja, er war tatsächlich sauer. Sebastian richtete sich auf und wandte sich mir zu, sodass ich direkt in seine blutunterlaufenen Augen schaute. Die Zornesröte stieg ihm in sein fleckiges Gesicht, und er ballte die Hände zu Fäusten, als müsste er an sich halten, um mich nicht zu schütteln oder zu erwürgen oder beides gleichzeitig.
Ich wich vor ihm zurück und drückte mich an die Wagentür. »Okay, ›geliehen‹ ist wahrscheinlich nicht das richtige Wort. Er bewahrt es für mich auf, bis sich die Lage wieder beruhigt hat. Und was für ein Glück, dass es bei ihm ist! Sonst hätte es der Vatikan nämlich schon konfisziert.«
Sebastian hatte offenbar seine Zweifel. »Woher weißt du, dass es bei ihm sicher ist? Vielleicht ist er ja ein Undercover-Agent oder so.«
»Im Auftrag des Vatikans? Wohl kaum. Parrish ist ein Vampir.«
Verdammt, mein Mundwerk war wieder einmal schneller gewesen als mein Gehirn!
»Du hast mein Grimoire einem Vampir gegeben?« Jetzt war Sebastian wirklich stink sauer. Die Adern an seinem Hals schwollen an, bis sie förmlich zu platzen drohten. Wenigstens hatte er seine Vampirzähne noch nicht ausgefahren.
Doch das kam wahrscheinlich als Nächstes. Was sollte ich sagen? Parrish wusste, wie wertvoll das Grimoire für die Vampirgemeinde war. Sebastian war es sicherlich auch klar. Und ich konnte nicht garantieren, dass Parrish das Buch zurückbrachte.
Als ich keine Antwort gab, fragte Sebastian: »Du kannst dich doch auf ihn verlassen, oder?« Seine Wangenmuskeln zuckten.
Nun, eigentlich nicht. Parrish war ein professioneller Dieb. Andererseits war er da gewesen, als ich ihn gebraucht hatte. »Er hat mir geholfen, einen Mord zu vertuschen.«
Sebastian grunzte. »Na, das sind ja ausgezeichnete Referenzen! Und du hast es für eine gute Idee gehalten, ihm mein Buch zu geben?«
»Er ist wirklich ein netter Kerl. Ich meine, wenn man ihn erst mal kennt.« Ach, sei doch still, Garnet. Das glaubst du ja selbst nicht.
»Herr im Himmel!«, murmelte Sebastian.
»Ich bin sicher, wir bekommen es zurück«, sagte ich. »Er hat es gestern Abend auch wieder mit nach Hause gebracht.«
»Nach Hause?«, fragte Sebastian. »Du wohnst mit einem Vampir zusammen?«
»Er ist mein Ex!« Mit dem ich geschlafen hatte – beinahe jedenfalls –, aber das wollte ich Sebastian jetzt nicht unbedingt auf die Nase binden.
»Dein Ex?« Du hast deinem mörderischen Exfreund mein Buch gegeben? Bist du verrückt oder einfach nur dumm?»
Nun hatte ich seine ausgefahrenen Zähne direkt vor der Nase. Ich tastete nach dem Türgriff, denn ich hatte das dringende Bedürfnis, wenigstens die Autotür zwischen ihn und mich zu bringen. Sebastian packte mich an der Schulter, jedoch nicht so fest, dass es wehtat. Er schien allerdings zu merken, dass er mir Angst machte, denn er nahm sich zusammen
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