Nicht schon wieder ein Vampir! (German Edition)
Tür und schleppte sich mühsam nach hinten. Ich suchte am Armaturenbrett nach dem Hebel, mit dem man den Kofferraum öffnete, bis ich nach einer Weile feststellte, dass es keinen gab. Blöde, unpraktische alte Karre!
Sebastian passte mit Müh und Not in den Kofferraum. Ich versprach ihm zwar, ihn herauszuholen, sobald es dunkel wurde, aber sicherheitshalber machten wir aus einem seiner Gummigurte eine Art Reißleine. Ich befestigte ihn am Griff des Kofferraums, und Sebastian hakte ihn innen am Ersatzreifen fest. Dadurch blieb der Kofferraumdeckel einen kleinen Spalt offen.
Ich betete, dass diese Vorrichtung niemandem so merkwürdig vorkommen würde, dass er nachschaute, und verließ Sebastian, um zur Arbeit zu gehen. Die Uhr im Foyer sagte mir, dass ich noch genug Zeit für ein Frühstück in dem überteuerten Hotelrestaurant hatte. Es war immer noch wahnsinnig früh, nicht einmal sieben, und so trank ich mehrere Tassen bitteren Filterkaffee und stärkte mich mit einem Käseomelette und ein paar aufgeweichten, vor Butter triefenden Toastscheiben.
Danach fühlte ich mich allmählich wieder wie ein Mensch, beinahe normal. Als ich mich zu Fuß zum Laden aufmachte, der nicht weit vom Hotel entfernt war, wärmte mir die Sonne den Rücken, und ich pfiff fröhlich den Refrain eines Songs von Toby Keith vor mich hin.
Mir hätte klar sein müssen, dass das nichts Gutes bedeutete.
Als ich nur noch einen Block vom Zauberladen entfernt war, sah ich die Immobilienmaklerin vor der Tür stehen. Ich erkannte sie sofort an ihrem marineblauen Hosenanzug und hätte fast auf dem Absatz kehrtgemacht. Aber was konnte sie mir schon antun? Mich auf offener Straße ermorden? Das war für eine geheime religiöse Vereinigung nun doch ein wenig zu auffällig.
Andererseits war kaum jemand in der Nähe. Vielleicht war der frühe Morgen die beste Zeit, um irgendwo eine Leiche liegen zu lassen, damit die Polizei sie später fand.
Nun, was sie konnte, konnte ich schon lange!
Ich rieb meinen Bauch, um die Bestie darin zu wecken, und Lilith bäumte sich in gespannter Erwartung auf. Ich spürte, wie sich IHRE Kräfte in meinem Körper ausbreiteten. Mein Puls verlangsamte sich und schlug ein gemäßigtes, ruhiges Zen-Krieger-Tempo an.
Es war ein gutes Gefühl.
Sebastian hatte recht gehabt. Ich kannte den Sirenengesang der Macht nur zu gut.
Was tat ich da nur?
Es war wirklich nicht in Ordnung.
A CHTES H AUS
S CHLÜSSE LWÖRTER :
T OD , S EX UND R OCK ’ N ’ R OLL
Ich versuchte, Lilith dazu zu bringen, dass sie sich wieder beruhigte, aber davon wollte sie nichts wissen. Dank IHRES prüfenden, berechnenden Blicks sammelte mein Gehirn neue Informationen über die Agentin. Sie war einige Zentimeter größer als ich und hatte die Statur einer Athletin. Ihr Soccer-Mom-Outfit verhüllte ihre Muskeln nur unzureichend, und auch ihr Schulterholster malte sich darunter ab. Ich weiß nicht, warum ich die Zeichen nicht sofort erkannt hatte, zumal ihre flachen, schlichten Schuhe hundertprozentig nach Nonnenschuhen aussahen.
Lilith hasste diese Frau. So sehr, dass die Muskeln in meinem Arm auf einmal zuckten, als SIE überlegte, wie viel Kraft es wohl kostete, die Agentin zu packen und ihr mit dem Daumen die Kehle zuzudrücken.
Ich sah das Bild so deutlich vor mir, dass ich mich abwenden musste. Um Lilith davon abzuhalten, sie umzubringen, konzentrierte ich mich darauf, den richtigen Schlüssel zu finden und ins Türschloss zu stecken. Der ganze Schlüsselbund rasselte, so sehr zitterten mir die Hände.
»Ich habe momentan kein Interesse an Immobilien«, sagte ich und bemühte mich, unbekümmert zu klingen.
»Sie haben nicht das Bedürfnis umzuziehen?«
Ich bekam den Schlüssel endlich ins Schloss und drehte ihn um – anstelle ihres Halses. Als die Tür aufsprang, hörte ich ein metallisches Klicken im Schloss, und der Schlüssel brach ab. Im Gesicht der Agentin malte sich eine gewisse Angst, als ich mich zu ihr umdrehte und sagte: »Hören Sie, Schwester Maria Immobilia, diesmal laufe ich nicht weg! Sagen Sie mir, was Sie wollen, oder verziehen Sie sich. Ich habe zu arbeiten.«
Lilith rumorte in meinen Eingeweiden und bekundete gurgelnd IHRE Kampflust.
»Ich kann Sebastian retten«, sagte sie.
Die Anspannung in meinen Schultern löste sich ein wenig. Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber trotzdem: »Was hätten Sie davon? Warum sollte ich Ihnen glauben?«
Ich merkte, dass ich mit dem abgebrochenen Schlüssel auf das Herz der Agentin
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