Nicht schon wieder Liebe
erfüllen. Sie verspürte zwar noch immer ein winziges Gefühl des Unbehagens, das an ihren Magenwänden zu nagen schien, doch sie drängte es energisch zurück. Sie war auch durchaus bereit, ihm noch eine gewisse Zeit zuzugestehen, in der er lernen würde, an die Stärke ihrer Gefühle für ihn zu glauben. Zeit war wahrscheinlich sowieso eine sehr gute Sache - sie selbst könnte auch noch etwas davon gebrauchen.
Die Probleme würden sich schließlich von selbst lösen. Es war wirklich nicht so brennend eilig, dass sie jeden einzelnen Streitpunkt zwischen ihnen noch in dieser Nacht hätten klären müssen.
Schließlich hatten sie ja nicht vor, demnächst zu heiraten oder irgendetwas in der Art.
22
I ch finde, wir sollten heiraten.«
Fassungslos über die Worte, die da gerade eben aus seinem eigenen Mund gekommen waren, stand Coop für einen Moment einfach nur reglos neben dem Herd und starrte Veronica an. Schließlich blinzelte er, drehte die Hitze unter der köchelnden Hühnerbrühe herunter und fragte sich, ob er auch nur halb so entgeistert aussah wie Veronica. In Anbetracht der Tatsache, dass dieser Vorschlag perfekt ausformuliert auf direktem Weg von seinem Unterbewusstsein über seine Lippen gekommen war, hätte ihn das nicht überrascht.
Trotzdem hatte er das Gefühl, dass es ein guter Vorschlag war. Er fühlte sich so... richtig an.
»Was?« Ihr versagte die Stimme, und sie musste sich räuspern. Sie legte das Küchenmesser nieder, mit dem sie das Gemüse für die Suppe klein geschnitten hatte, und starrte Coop an, als ob er Chinesisch gesprochen hätte, ihre schmalen, fein geschwungenen Augenbrauen über der Nase zusammengezogen. Der Tag war bewölkt, doch ein Strahl matten Sonnenlichts fand seinen Weg durch das Küchenfenster, um den bläulichen Schimmer in ihrem Haar zu wecken, und ihr heller, elfenbeinfarbener Teint ließ einen ungewohnten Hauch von Röte erkennen.
Coop machte einen Schritt auf sie zu, von einem unerhört starken Bedürfnis erfüllt, sie zu überzeugen. »Es ist eine gute Idee, Prinzes -«
»Es ist eine verrückte Idee!«
»Ja, na ja, das auch - aber nur, wenn du darauf bestehst, absolut nüchtern zu denken.«
»Coop, wir kennen uns doch gerade mal - wie lange? Einen Monat?«
Richtig. Und es war noch nicht einmal drei ganze Tage her, dass er sie angefleht hatte, ihn allein um seiner persönlichen Vorzüge willen zu lieben.
Als er sich an dieses selten hirnlose kleine Eingeständnis von Schwäche erinnerte, wich er wieder einen großen Schritt rückwärts, sowohl buchstäblich als auch von dem zur Diskussion stehenden Thema. Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen. »Ich habe mit Rocket telefoniert, während du bei diesem Elterngespräch mit Lizzys Lehrer warst«, sagte er Steif. »Und du wirst bestimmt entzückt sein zu erfahren, dass Jacobson offiziell aus dem Schneider ist. Er ist sauber.«
Er persönlich empfand diese Nachricht ja als äußerst deprimierend. Er war sich so sicher gewesen, dass Troy Jacobson der Mann war, der Crystal ermordet hatte, so sicher, dass ihnen bei ihrem mühevollen Versuch, Eddies Namen reinzuwaschen, endlich der große Durchbruch gelungen war.
Aber Rocket sagte nein. Und da Coop volles Vertrauen in Rockets Gründlichkeit als Ermittler hatte, befand er sich jetzt in der unangenehmen Lage, nicht nur wieder ganz von vorn anfangen zu müssen, was seine Suche nach einem aussichtsreichen Kandidaten für den Mord an Crystal anging, sondern auch noch zugeben zu müssen - wenn auch nur sich selbst gegenüber -, dass Ronnies Liebling Troy so unschuldig war wie ein Neugeborenes.
Das tat weh.
Und es war zweifellos das, was zu seinem überstürzten Heiratsantrag geführt hatte, oder was immer das auch war, was ihm da gerade eben heraus gerutscht war. Rockets Ermittlungsergebnisse hatten ihn doch sehr entmutigt, aber dann war Ronnie ins Haus getanzt, noch ganz aufgedreht von der Konferenz mit Lizzys Lehrer, und hatte ihn überredet, ihr bei der Zubereitung des Abendessens zu helfen. Und das hatte ihn wieder aufgemuntert. Dieses Vergnügen, an einem kalten Winternachmittag mit Ronnie zusammen in einer warmen, von Dampf erfüllten Küche zu stehen und gemeinschaftlich mit ihr Suppe zu kochen, während das kleine Mädchen, für das sie verantwortlich waren, oben auf seinem Zimmer spielte, hatte seine Enttäuschung erheblich gemildert und ihm wieder neue Zuversicht eingeflößt. Irgendwie würde er seinem Bruder schon helfen. Es würde sicherlich nicht
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