Nicht schon wieder Liebe
Seattle ab und verbrachte dann, auf eine verzweifelte Nachricht auf dem Band hin, etliche Zeit damit, einen fehlenden antiken Schrank aufzuspüren, der für das Schloss in Schottland bestimmt war, das sie restauriert hatte. Bis der Kunsthandwerker aus Portland, der mit der Aufarbeitung des Schranks beauftragt worden war, endlich zurückrief, war sie mit ihrer Geduld fast am Ende.
»Sie hatten mir fest zugesichert, dass der Schrank noch vor meiner Abreise aus Glenkenchie fertig sein und pünktlich geliefert werden würde«, sagte sie als Antwort auf seine Ausflüchte. »Ich bin diejenige, die dumm da steht, wenn Sie nicht in die Gänge kommen, Michael, und ich warne Sie hiermit ausdrücklich: Wenn ich jemals einen weiteren Anruf von einem verärgerten Kunden abblocken muss, weil Sie mich wieder mal im Stich gelassen haben, werde ich mich in Zukunft an eine andere Firma wenden. Ich brauche Handwerker, die ihre Zusagen auch einhalten!«
Da sie unbedingt ihre Frustration abreagieren musste, machte sie sich wieder im Wohnzimmer an die Arbeit und hatte gerade den letzten Rest von Crystals Kitsch ausgeräumt, als jemand an die Haustür klopfte. Bevor sie aufstehen konnte - sie hatte sich hingehockt, um den kleinen Beistelltisch mit den gedrechselten Beinen abzustauben -, ging die Tür auf und Marissa steckte den Kopf herein.
»Hey«, sagte sie, als sie sich im Raum umsah. »Wow! Hier drinnen sieht’s ja plötzlich total verändert aus.«
Veronica erhob sich vom Boden und ließ ihr Staubtuch auf den Tisch fallen. »Ich weiß. Ohne das ganze Gerümpel wirkt der Raum viel größer, nicht wahr?«
»Ja, wirklich. Wenn du jetzt noch diese schauderhafte Tapete runterreißt und die Wände vielleicht in einer zarten Pastellfarbe streichst, wird er sogar noch heller und geräumiger werden.«
»Das steht als Nächstes auf dem Programm, nachdem wir Lizzys Zimmer neu gestrichen haben. Möchtest du eine Tasse Kaffee?« Veronica strebte in die Küche, ohne eine Antwort abzuwarten, und sagte über die Schulter hinweg: »Also, was führt dich mitten am Tag hierher?«
»Habe ich zufällig schon erwähnt, dass ich dieses Jahr die Vorsitzende des Dekorationskomitees für das Winterfest bin?«
Veronica blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich dann langsam herum, um ihre älteste Freundin anzustarren. »Aber sicher doch. Und ich bin die Maikönigin.« Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, und sie griff nach der Kanne und füllte zwei Becher mit Kaffee. »Du hättest es doch beinahe geschafft, mich zu verschaukeln«, sagte sie über den duftenden Dampf hinweg. »Ehrlich, ich wäre fast darauf reingefallen, wenn ich nicht die Hälfte meines Lebens damit verbracht hätte, mir deine Ansichten über diese Weiberclique anzuhören, die ach so gute Werke tut.«
»Es hat sich rausgestellt, dass ich mit meiner Meinung über sie doch nicht hundertprozentig Recht hatte.«
»Ja,ja.«
Marissa lachte nicht, und sie rief auch nicht: »Reingefallen!«, und Ronnies Lächeln verblasste langsam. »O Gott Mare, das ist dein voller Ernst, nicht? Du bist tatsächlich Mitglied der Junior League geworden?«
»Ich weiß ja selbst nicht so genau, wie es eigentlich dazu gekommen ist.« Marissa nahm den Becher, den Veronica ihr reichte, und trug ihn zum Tisch hinüber. Sie setzte sich und blickte ihre Freundin verdrossen an. »Als Denny noch lebte wussten die Matronen von Bluff noch nicht einmal, dass es mich gab, oder wahrscheinlich wollten sie nichts von mir wissen. Ich war für sie nur ein Emporkömmling, irgend so eine Neureiche aus der Baker Street, die sich hoch geheiratet hatte. Sie haben mich geduldet, weil Den zu viel Einfluss hatte als dass sie etwas anderes hätten tun können, aber sie haben mich ignoriert, wo es nur ging, und im Grunde war mir das nur recht, weil ich mit diesen Weibern sowieso nichts am Hut hatte. Aber als Den starb ... Gott, da habe ich mich lange Zeit schrecklich einsam und verloren gefühlt, und ich weiß nicht, ob sein Ansehen und sein Einfluss damals irgendwie auf mich übergegangen sind, oder ob ich ihnen Leid getan habe oder was auch immer, aber plötzlich war ich für sie die ›arme, liebe Marissa‹. Und bevor ich wusste, wie mir geschah, ging ich zu allen möglichen Treffen und Komiteesitzungen, und die Wahrheit ist, bis auf ein paar bemerkenswerte Ausnahmen sind die Frauen eigentlich ein ziemlich netter, annehmbarer Haufen. Oder zumindest dachte ich das, bis sie entschieden haben, mir die Dekorationen
Weitere Kostenlose Bücher