Nicht schon wieder Liebe
Schluss gekommen, dass ich immer noch besser bin als gar nichts, nehme ich an. Weißt du, diese Einstellung begegnet mir hier in diesem Haus ziemlich häufig.« Er griff nach seinen Jeans und zog sie an, während Boo sein Zimmer erforschte. Der Kater attackierte Schatten und zeigte den Schnürriemen von Coops Springerstiefeln, wer der Boss im Hause war, dann schlug er spielerisch mit den Tatzen nach den baumelnden Ärmeln von Coops Pullover, als Coop das Kleidungsstück aus der Kommodenschublade zog.
Coop hob Boo mit seiner freien Hand vom Boden hoch und zog die Krallen des Katers vorsichtig aus der feinen roten Wolle. Dann setzte er das kleine Tierchen sanft in die Mitte des Bettes und zog sich den Pullover über den Kopf. Als er sich einen Moment später neben Boo setzte, um sich seine Socken und die Schuhe anzuziehen, kletterte der Kater prompt auf seinen Schoß, drehte sich einmal im Kreis herum, knetete Coops Jeans mit Krallen durch, die sich wie ein Dutzend nadelspitzer Dolche anfühlten, und streckte sich schließlich wohlig auf seinem Oberschenkel aus. Ein tiefes, raues, rumpelndes Geräusch, fast wie eine Betonmischmaschine, die ihre Ladung verrührt, drang aus seiner Kehle.
Das behagliche Schnurren und die tröstliche Wärme erinnerten Coop daran, dass er seit seiner Ankunft in Fossil eine der wenigen echten Freundschaften vernachlässigt hatte, auf die er Anspruch erheben konnte. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr aus Edelstahl und griff nach dem Telefon. In North Carolina war es jetzt fast drei Uhr nachmittags, also musste Zach, falls er gerade im Lande war, inzwischen dienstfrei haben. Coop tippte eine Telefonnummer, die er auswendig kannte.
Beim zweiten Klingeln meldete sich jemand am anderen Ende der Leitung. »Ja!«
»Achtung! Stillgestanden!«, bellte Coop.
Einen winzigen Moment lang herrschte Schweigen. Dann verlangte eine tiefe männliche Stimme zu wissen: »Blackstock, du alte Arschgeige, bist du das?«
»Wie läuft’s denn so, Zachariah?«
»Ach, weißt du - eigentlich es ist immer dieselbe alte Leier. War gerade in Kenia, wo sie mir um ein Haar die Klöten weggepustet hätten.«
Coop verdrehte die Augen. Er und Zach Taylor hatten sich gegenseitig Lügenmärchen aufgetischt und Sprüche geklopft seit jenem ersten Tag im Ausbildungslager, an dem sie sich kennen gelernt hatten, damals zwei grüne, unerfahrene Halbwüchsige, die sich betont hart und männlich gegeben hatten, damit nur ja niemand merkte, wie unsicher sie waren. »Du erzählst wieder nur Blech, Taylor. In Kenia ist zurzeit gar nichts los.«
Zach lachte. »Ich weiß, aber ich dachte, ein Starautor wie Jamens Lee Cooper würde die Alliteration zu schätzen wissen.«
»Dieser großkotzige Volltrottel? Ich bezweifle doch stark, dass der Idiot eine Alliteration überhaupt erkennen würde, selbst wenn sie direkt vor seiner Nase vorbeihüpfen und ihn in seinen pickelharten Arsch beißen würde. Wie geht’s dir denn so?«, wollte Coop wissen und kraulte den Kater am Kopf. Boo bekundete seinen Beifall, indem er eine Pfote spreizte und seine Krallen rhythmisch in Coops Schenkel grub und wieder herauszog. »Du hast mir gefehlt - es gibt hier nämlich niemanden, der mir meine tägliche Ration Quatsch mit Soße serviert.« Abgesehen von Veronica, vielleicht, aber seit dem gestrigen Nachmittag hatte Coop sein Möglichstes getan, um so zu tun, als ob sie überhaupt nicht existierte.
»Mir geht’s gut - ich werde nächsten Monat nach Pendleton versetzt.« Sie unterhielten sich einige Minuten über den bevorstehenden Umzug, dann fragte Zach: »Und was ist mit dir? Wie kommst du bei der Suche nach deinem kleinen Bruder voran?«
»Nicht besonders gut. Ich habe etliche Gespräche in der Bar belauscht, habe Leute mit einer Raffinesse ausgehorcht, die dich erstaunen würde, wenn die Diskussionen über Eddie und Crystal öffentlich geführt wurden, und ich habe mit Eddies Anwalt gesprochen. Aber bisher habe ich leider Gottes noch nichts in Erfahrung gebracht, was mir wirklich weiterhelfen würde.« Er strich sanft über den Rücken des Katers, ließ seine Hand vom Kopf bis zum Schwanz hinuntergleiten, und Boos Schnurren wurde noch um einige Dezibel lauter.
»Was zum Teufel ist das?«, fragte Zach irritiert.
»Was denn?«
»Dieses komische Geräusch im Hintergrund. Was ist das?«
»Nichts weiter.« Coop hörte auf, den Kater zu streicheln. »Nur ein Betonmischlaster draußen auf der Straße.«
»Gott, was zum Henker benutzen die
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