Nicht schon wieder Liebe
laut zu rascheln, und Boos Kopf tauchte über dem Rand auf. Veronica streckte die Hand aus, um den Kater zwischen den Ohren zu kraulen, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Mädchen zuwandte. »Also, ich erwarte von euch beiden, dass ihr brav seid und Mrs. Martelucchi keinen Ärger macht. Habt ihr euer Video?«
»Ja. Hier.« Lizzy zog die Kassette unter einem Berg von Barbie-Kleidern hervor und hielt sie hoch, um den Disney-Titel zu zeigen.
»Okay, gut. Mrs. Martelucchi wird euch Popcorn machen, sobald ihre Fernsehsendung zu Ende ist, damit ihr bei eurem Film was zu Knabbern habt. Und wenn ihr euch den Film angesehen habt, geht es gleich anschließend ab ins Bett, klar? Ich will nichts von Widerworten oder dem Versuch hören, noch ein bisschen Zeit herauszuhandeln, wenn ich nachher wieder nach Hause komme. Nicht, dass eine von euch auch nur im Traum daran denken würde, so was zu tun, natürlich.«
Lizzy schüttelte ernst den Kopf, doch Dessa sah Veronica lediglich mit einem breiten Grinsen an, das ihre stummelkurzen neuen Schneidezähne zeigte, und Veronica konnte einfach nicht anders, als ihr Grinsen zu erwidern. »Okay, in Ordnung, vielleicht wäre eine Pyjamaparty keine richtige Pyjamaparty ohne ein klitzekleines bisschen Zeitschinden. Aber trotzdem, seid brav. Gebt mir einen Kuss.« Nachdem beide Mädchen ihre glänzend rot geschminkten Lippen für Veronicas flüchtigen Kuss gespitzt hatten, erhob sie sich aus der Hocke. »Wir sehen uns' dann morgen früh.«
Sie strebte zur Tür und sah sich noch einmal nach den Mädchen um, während sie ihre warme Jacke überzog. »Haben wir eigentlich irgendwo eine Kamera im Haus, Lizzy?«, fragte sie. »Wir sollten wirklich ein Foto von euch beiden machen. Solch schicke Mädels wie euch sieht man schließlich nicht alle Tage.«
Lizzys zweiter hochhackiger Schuh landete polternd auf dem Fußboden, und sie sprang auf und rannte in die Küche. Eine Sekunde später sah Veronica sie einen Stuhl zum Kühlschrank schieben und hinaufsteigen. Lizzy hielt kurz inne, um ihr rutschendes Kleid wieder bis zu ihren Achselhöhlen hochzuziehen, dann schwankte sie gefährlich auf den Zehenspitzen, als sie sich reckte, um an den oberen Teil des Kühlschranks heranzukommen.
»Moment, Moment, warte, lass mich das lieber machen!« Veronica eilte in die Küche. »Ist sie hier oben?« Sie beäugte den Krimskrams, der auf dem Kühlschrank lag.
Lizzy nickte eifrig. »Ja. Ziemlich weit hinten.«
Wenig später machte Veronica mehrere Schnappschüsse von den Mädchen und musste vor Freude grinsen, als Dessa sich in Pose warf und Lizzy mit einem Lächeln in die Kamera blickte, das weitaus weniger schüchtern war als gewöhnlich. Dann verabschiedete sie sich von den beiden, informierte Mrs. Martelucchi, dass sie Boo hinauslassen würde, den sie dabei ertappte, wie er an der Tür seine telekinetischen Kräfte ausprobierte, und verließ das Haus. Raschen Schrittes ging sie über die Straße und schob sich durch den Vordereingang des Tonk.
Es war ausgesprochen angenehm, nicht augenblicklich gegen eine Wand aus dichtem, undurchdringlichem Zigarettenqualm zu laufen, als sie das Lokal betrat. Diese erfreuliche Feststellung und die Erinnerung an Lizzys und Dessas divenhaften Auftritt bewirkten, dass Veronica lächelte, als sie ihre Jacke auszog. Ihr Blick streifte Coop, kehrte jedoch abrupt wieder zu ihm zurück. Coop stand stocksteif auf der anderen Seite des Raums und starrte sie mit einer solchen Intensität an, dass sie wie angewurzelt stehen blieb.
Es war ein begehrlicher Blick, ein sinnlicher Blick, der unter Garantie dafür sorgte, dass sich eine Frau nackt und verletzlich fühlte. Veronicas Herz schlug einmal hart gegen ihren Brustkorb, bevor es zu rasen begann wie ein Windhund, der hinter dem Köder auf der Rennbahn herjagt. Eine heiße Röte kroch an ihrem Hals hinauf, und sie konnte nur beten, dass die matte Beleuchtung im Raum Coop daran hindern würde, ihr Erröten zu bemerken.
Dann - als ob er ihr nicht gerade eben erst noch einen Blick zugeworfen hätte, der heiß und feurig genug gewesen war, um ihre Schuhsohlen mit dem Fußboden verschmelzen zu lassen - machte er plötzlich auf dem Absatz kehrt und wandte ihr den Rücken zu. Veronicas Herz hämmerte noch heftiger ... diesmal jedoch vor gekränktem Zorn.
Sie war zwar nicht gerade glücklich über die Chemie zwischen ihnen, die ihre Hormone jedes Mal, wenn sie mit Coop in Berührung kam, in Brand zu stecken schien, aber sie konnte
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