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Nicht schon wieder Liebe

Nicht schon wieder Liebe

Titel: Nicht schon wieder Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
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hier nichts, aber auch rein gar nichts, was die Polizei nicht bereits gründlich durchsucht und auseinander genommen hatte. Nichts würde auf wundersame Weise zu ihm sprechen und ihm den Schlüssel zu Eddies Verteidigung liefern.
    Und trotzdem hatte Coop nicht das Gefühl, dass er seine Zeit verschwendet hatte. Denn überall um ihn herum gab es Spuren seines Bruders, Zeichen der Warmherzigkeit und der Lebensfreude, die so charakteristisch für ihn waren. Im Gegensatz zu der Einrichtung in Crystals Haus, die aussah wie etwas, das jemand im Opiumrausch geträumt hatte, war Eddies Zuhause ganz in wohltuenden Erdtönen gehalten, mit geschmackvollen, bequemen Möbeln und Accessoires, die dem Ganzen eine gemütliche und einladende Atmosphäre verliehen. Überall fanden sich sowohl gerahmte Fotos von Lizzy als auch Schnappschüsse, auf denen Vater und Tochter gemeinsam zu sehen waren, ihre Gesichter zu einem so breiten, strahlenden Lächeln verzogen, dass man beinahe glaubte, ihre Liebe füreinander mit der Hand greifen zu können. Jeder Raum des Hauses enthielt Erinnerungen an Lizzy: eine Reihe von gerahmten Kinderzeichnungen an der Wand in Eddies Arbeitszimmer; eine flache Tonscheibe mit dem Abdruck einer winzigen Babyhand auf dem Nachttisch neben seinem Bett. Coop konnte nur den Kopf schütteln über die himmelschreiende Ungerechtigkeit gegenüber einem Mann, der nur das Beste für seine Tochter gewollt hatte und der stattdessen schließlich keinen anderen Ausweg mehr gesehen hatte, als die Flucht zu ergreifen, weil man ihm einen Mord anhängen wollte, den er nicht begangen hatte. Es war wirklich absurd.
    Coop schüttelte die Wut und die Frustration, die seine konzentrierte Aufmerksamkeit zunichte zu machen drohten, energisch ab und öffnete die Tür zu dem Raum neben Eddies Schlafzimmer.
    Es war eindeutig Lizzys Zimmer, und das Erste, worauf Coops Blick fiel, war die Puppe, die er ihr zu ihrem letzten Geburtstag geschickt hatte. Sie saß zusammen mit einer anderen Puppe und zwei Plüschtieren auf der rosa-weiß gemusterten Tagesdecke auf Lizzys Bett. An einem bunten Seidenband, das die Puppe um den Hals trug, hing etwas Weißes, Rechteckiges, und als Coop näher an das Bett herantrat, sah er, dass es die Geburtstagskarte war, die er damals in das Päckchen gelegt hatte. Er klappte sie mit einer Fingerspitze auf und entzifferte im hellen Licht des Mondes seine eigene, kühn geschwungene Handschrift unter dem vorgedruckten italienischsprachlichen Glückwunschtext. Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag, Lizzy , stand dort zu lesen. Und darunter: Onkel James.
    Nicht: Alles Liebe oder viele herzliche Grüße - nur: Onkel James. Als Coop jetzt sah, welchen Ehrenplatz Lizzy seinem Geschenk und der Karte gegeben hatte, kam er sich wie mieseste Kerl der Welt vor. Er war vielleicht ein Onkel! Scham überflutete ihn bei der Erkenntnis, dass es einer der wenigen Geburtstage seiner Nichte gewesen war, an die er überhaupt gedacht hatte.
    Er klappte die Karte abermals auf und betrachtete seine Unterschrift. James. Es überraschte ihn jedesmal wieder, diesen Vornamen in seiner eigenen Handschrift auf persönlicher Korrespondenz zu sehen. Er benutzte ihn nun schon seit ein paar Jahren, um seine Bücher zu signieren, doch bevor er unter die Schriftsteller gegangen war, war er niemals irgendetwas anderes als Cooper oder Coop gewesen ... außer für seine Mutter. Das war nicht wirklich ein Problem gewesen, bevor sie ihn und seinen Vater wegen Chapman verlassen hatte, und selbst danach war diese Sache mit seinem Vornamen nicht zu einem regelrechten Kampf zwischen ihnen eskaliert - erst als sein Dad gestorben war und Coop notgedrungen bei seiner Mutter und ihrem neuen Ehemann hatte leben müssen.
    Zuerst hatte er sich strikt geweigert, auf diesen Namen zu reagieren, und versucht, seine Mutter dazu zu zwingen, ihn als den Menschen zu akzeptieren, der er war - nämlich schlicht und einfach Cooper. Doch seine Mutter hatte sich sogar als noch halsstarriger und unbeugsamer erwiesen als er, und so war er in ihrem Haushalt stets »James« geblieben. Ob er nun lediglich zu einem Wochenendbesuch dort war oder unter ihrer ständigen Vormundschaft lebte, sie duldete einfach keinen »Proleten«-Namen für ihren Sohn. Wahrscheinlich erinnerte er sie zu sehr an ihre eigene, alles andere als vornehme Herkunft.
    Infolgedessen hatte Eddie ihn immer nur als James gekannt. Da Eddie aber nun mal Eddie war, hatte Cooper nichts dagegen gehabt, wenn sein Bruder

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