Nicht schon wieder Liebe

gefilzt und das Unterste zuoberst gekehrt, und zwar mit erheblich mehr Sachkenntnis und Erfahrung, als er, Coop, auf diesem Gebiet für sich beanspruchen konnte. Er war dafür ausgebildet worden, unentdeckt in ein Gebäude einzudringen und ebenso unentdeckt wieder zu verschwinden, um die Lage zu sondieren oder sich die Geisel zu schnappen und sie in Sicherheit zu bringen, aber nicht dafür, eine Nadel im sprichwörtlichen Heuhaufen zu finden - und deshalb war es ziemlich unwahrscheinlich, dass er irgendetwas finden würde, was die Polizei bei ihrer Hausdurchsuchung übersehen hatte.
    Trotzdem hatte er an diesem Abend das dringende Bedürfnis, mit Eddie in Verbindung zu treten und ihm nahe zu sein, und sei es auch nur dadurch, dass er von Zimmer zu Zimmer ging und Gegenstände berührte, die sein Bruder berührt hatte. Und außerdem, wer weiß? Vielleicht würde ja irgendetwas zu ihm sprechen und ihm zu einer Eingebung verhelfen. Vielleicht würde irgendein winziges Detail, irgendeine scheinbar unbedeutende Kleinigkeit, die den Cops nichts gesagt hatte, ihm den Weg weisen, den er einschlagen musste, um seinen Bruder zu entlasten.
    Nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit im Keller gewöhnt hatten, tastete er sich durch das im Gang aufgestapelte Gerümpel bis zu einer Holztreppe vor. Die Tür am obersten Treppenabsatz war verschlossen, aber es handelte sich um das gleiche dürftige Schnappschloss wie an der äußeren Kellertür, und daher gelang es Coop problemlos, auch dieses Schloss mit seiner Kreditkarte zu öffnen. Er zog die Tür hinter sich zu und wollte sich gerade zu seinem Erfolg gratulieren, als er plötzlich ein gedämpftes Summen hörte. Neben der Außentür befand sich ein Sicherheitstastenfeld mit einem blinkenden roten Licht.
    »Scheiße!« Mit zwei großen Schritten war er bei dem Tastenfeld. Wahrscheinlich hatte er maximal dreißig Sekunden Zeit, um die Alarmanlage abzuschalten.
    Wohl wissend, dass Eddie eine Zahlenkombination gewählt haben würde, die er sich leicht merken konnte, tippte Coop Eddies Geburtsdatum ein. Fehlanzeige; das Feld summte weiterhin. Okay, ganz so simpel war es wohl doch nicht.
    Er kannte weder die Sozialversicherungsnummer seines Bruders noch die PIN seines Bankkontos. Also, was war das wichtigste Datum in Eddies Leben? Geheiratet hatte er nie ...
    Wenn Coop nicht schon damit beschäftigt gewesen wäre, andere Kombinationen auf dem Tastenfeld auszuprobieren, einschließlich seines eigenen Geburtsdatums und dessen ihrer Mutter, hätte er sich an die Stirn geschlagen, als ihm urplötzlich die Lösung einfiel. Natürlich, das war’s! Der Tag, an dem Lizzy geboren wurde!
    Da ließ ihn sein Gedächtnis jedoch plötzlich im Stich. Wann, um Himmels willen, war Lizzys Geburtstag? Am vierzehnten März? Nein, am dreizehnten, oder?
    Er tippte drei, eins, drei ein, aber das Tastenfeld summte beharrlich weiter. Nein, Moment mal, nicht im März - ihr Geburtstag war im April, denn er hatte ihr diese drollige Kasperpuppe mit der bunten Narrenkappe geschickt, die er in Venedig entdeckt hatte. Die Puppe hatte ihn irgendwie an den ersten April und die üblichen Scherze erinnert, und das wiederum hatte ihn daran erinnert, dass Lizzys Geburtstag kurz bevorstand. Coop versuchte es mit vier, eins, drei, doch das Summen hörte noch immer nicht auf. Sein Atem ruhig und gleichmäßig, seine Nerven fest und unerschütterlich, fühlte er sich zum ersten Mal, seit Veronica so sexy aufgestylt ins Tonk hereinstolziert gekommen war, wieder ganz auf dem Posten. Nur noch ein einziger Versuch, und wenn auch der nicht zum Erfolg führte, würde er in Windeseile von hier verschwinden müssen, um es ein andermal erneut zu versuchen. Er tippte null, vier, eins, drei ein und grinste triumphierend, als das Summen aufhörte und das blinkende rote Lämpchen erlosch.
    Ja! Er hatte ganz vergessen, wie es war, diesen plötzlichen Adrenalinschub zu spüren, wenn man am Rande der Gefahr wandelte. Seltsam, wenn man bedachte, dass das früher einmal ein alltägliches Element seines Lebens gewesen war. Wirklich erstaunlich, wie schnell man sich an eine neue Lebensweise gewöhnte. Coop strebte geradewegs in Eddies Arbeitszimmer, in der Annahme, dass entweder dieser Raum oder Eddies Schlafzimmer die Orte waren, an denen am ehesten irgendeine Spur oder ein Anhaltspunkt zu finden war -wenn es denn etwas zu finden gab.
    Eine Stunde später war er bereit zuzugeben, was er im Grunde schon die ganze Zeit über gewusst hatte: Es gab