Nicht schon wieder Liebe
ausfocht. »Nun komm endlich, Tante Ronnie«, drängte sie. »Wir müssen jetzt anfangen, okay?«
Veronica ließ sich von Lizzy ins Schlepptau nehmen und aus der Küche ziehen, und erst als sie aus Coops Einflussbereich heraus war, fiel ihr wieder ein, dass sie auch atmen musste. Sie hatte nicht übel Lust, ihren Kopf gegen die nächste Wand zu schlagen, um wieder zur Vernunft zu kommen. Es war schon schlimm genug, dass sie förmlich darauf brannte zu erfahren, zu welchem Zweck er diese Bücher las, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Aber würde dieser Reiz, den sein kraftvoller, muskulöser, herrlicher Körper auf sie ausübte, denn niemals aufhören? Du hättest eben nicht hinsehen dürfen, schimpfte sie mit sich selbst, als sie ihrer Nichte die Treppe hinauf folgte. Wenn du ihn doch bloß nicht angesehen hättest!
Aber das hatte sie nun einmal getan. Als er gesagt hatte, er sei gut im Schlafzimmer, und ihr mit dieser kehligen, einschmeichelnden Stimme erklärt hatte, er stände ihr zur Verfügung, hatte sie der Versuchung einfach nicht widerstehen können. Zu viele verlockende Bilder von all den Dingen, die sie mit ihm tun könnte, waren ihr durch den Kopf gegangen, und, verdammt noch mal, die Stärke einer Frau hatte nun mal irgendwo auch ihre Grenzen.
Und so hatte sie Coop angesehen, und es war ein böser Fehler gewesen, genau wie sie befürchtet hatte. Coop war so verdammt männlich, dass es ihr unweigerlich eine verbotene Art von Kitzel verschaffte, einen verstohlenen Blick auf ihn zu werfen. Irgendwie erinnerte sie das an früher, als sie und Crystal sich manchmal von ihren sonntäglichen Pflichten im Tonk weggeschlichen hatten, um in Swanson’s Sweet Shoppe in Süßigkeiten zu schwelgen - sie hatten gewusst, dass sie am Ende dafür würden büßen müssen, hatten der Versuchung nicht widerstehen können, trotz des Ärgers, den sie sich einhandeln würden.
Der Coop jedoch, den zu sehen sie gewohnt war, sah stets aus wie aus dem Ei gepellt. Sie hatte ihn bisher nie anders als glatt rasiert und tipptopp gekleidet erlebt. Und wenn sie ihn in dem Aufzug insgeheim schon unwiderstehlich gefunden hatte, dann war die Wirkung noch nichts im Vergleich zu dem Anblick, den er vorhin in der Küche geboten hatte - barfuß und leicht zerknittert aussehend, angetan mit engen Jeans, einem braunen Thermo-Unterhemd und einem offenen, schiefergrau-beige karierten Flanellhemd, dessen Ärmel bis zu den Ellenbogen aufgekrempelt waren und dessen ungebügelter Zustand noch nicht einmal annähernd Coops sonst so pingeligen Maßstäben in puncto Kleidung entsprach. Und dann war da noch der kleine Senffleck direkt neben seiner vollen Unterlippe gewesen und der dunkle Bartschatten auf seinen Wangen.
Sie hatte sich so heftig zu ihm hingezogen gefühlt, dass sie hätte schreien können. Und das war, noch bevor er sich so bereitwillig anerboten hatte, sein Hemd auszuziehen. Oh, du schmutziges Wort - du schmutziges, unanständiges, obszönes Wort! Alles in ihr hatte danach gedrängt, diese stoppeligen Wangen mit beiden Händen zu umfassen, sich rittlings auf seinen Schoß zu setzen und ...
Nein! Sie hatte sich nicht die ganze Nacht lang schlaflos im Bett hin und her geworfen, nur um jetzt komplett umzuschwenken und gleich beim ersten Blick auf seine großen nackten Füße zu kapitulieren ... ganz gleich, wie sehr sie dabei an Marissas Bemerkung über Proportionalität denken musste. Standen Coopers Füße tatsächlich in einem proportionalen Verhältnis zu der Größe eines gewissen anderen Körperteils?
Hör auf damit! Hör sofort auf damit, Davis, und schlag dir den Kerl schleunigst aus dem Kopf!
Sie konnte das.
Und bei Gott, sie würde es tun.
Um sich abzulenken, stürzte sie sich in das Lizzy-Projekt, und nach und nach verwandelte sich ihr vorgetäuschter Arbeitseifer in echten Enthusiasmus. Sie und Lizzy legten sich beim Anstreichen so richtig ins Zeug und unterhielten sich dabei über Barbies und beste Freundinnen und Harry Potter, wenn sie gerade nicht zu der Musik aus dem Radio sangen. Sie strichen die Wände fertig, malten anschließend mit Hilfe von Schablonen sorgfältig ein Muster aus Rosenknospen auf die schlichte weiße Frisierkommode und hatten viel Spaß dabei, den Raum von einem äußerst nüchternen, unpersönlichen Schlafzimmer in das Traumzimmer eines kleinen Mädchens zu verwandeln.
Als alles fertig war, stellten sie sich nebeneinander in die Tür, um ihr Werk zu bewundern. »Also, was meinst du?«, fragte
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