Nicht schon wieder Liebe
Zentimeter hoch gelegen hatte. Dann hatte Eisregen eingesetzt, begleitet von einem scharfen Wind, und als das Unwetter endlich vorübergezogen war, waren die Bäume mit einer dicken Eisschicht umhüllt gewesen, und die Straßen hatten sich in spiegelglatte Rutschbahnen verwandelt. Als es schließlich erneut zu schneien begonnen hatte, war das tatsächlich eine Erleichterung gewesen. Mit einer dicken Schneedecke auf den vereisten Fußwegen und Fahrbahnen war das Gehen und Autofahren zumindest nicht mehr lebensgefährlich.
Heute gab es die ersten Anzeichen einer Wetterbesserung. Kurz nach Mittag war endlich die Sonne wieder herausgekommen, und obwohl die Temperaturen immer noch um den Gefrierpunkt lagen, schien die Gefahr weiterer Schnee- oder Eisregenfälle vorerst gebannt zu sein.
»War das nicht verrückt« brüllte Marissa über den Lärm hinweg. »Ich war auch schon kurz davor, völlig durchzudrehen, bis sich alles endlich wieder beruhigte. Ich war zu feige, die Straßen oben auf dem Kliff entlangzufahren, aber irgendwann kam der Punkt, an dem ich die Nase so gestrichen voll hatte, dass ich drauf und dran war, es zu wagen - Eisglätte hin oder her. Dessa hat mir keinen Augenblick mehr Ruhe gelassen, seit es am Montagabend zu schneien anfing, weil sie Angst hatte, dass die Pyjamaparty in der VFW-Halle heute Abend ausfallen würde.«
Veronica nickte. »Ich weiß, was du meinst. Lizzy war deswegen auch sehr besorgt, und es hat auch nichts genützt, als ich ihr erklärt habe, dass die Party bestimmt zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt würde, wenn sie heute wegen des Wetters ausfallen müsste. Nur gut, dass sich das Wetter rechtzeitig wieder gebessert hat, sonst hätten wir heute Abend ein paar äußerst unleidliche Kinder auf dem Hals.« Sie schlug mit ihrer flachen Hand auf die Tischplatte. »Hey! Da fällt mir übrigens was ein: Wie ist eigentlich deine Komiteesitzung gelaufen?«
Marissas Lächeln war strählend. »Ach, Ronnie, es war großartig! Sie fanden, ich sei ein echtes Genie! Und das Schönste daran war, die sauren Mienen von Tyler-Jones und Wentworth zu sehen und zu beobachten, wie sie sich damit abquälten, etwas Wohlwollendes zu sagen, obwohl sie ganz offensichtlich nur darauf gewartet hatten, die arme, unbedarfte Neureiche wieder mal ganz von oben: herab zu behandeln.«
Veronica lachte. »Eins zu null für die Mädels aus der Baker Street.«
»Genau. Es war einfach göttlich.«
Ein Mann, der zwei Tische weiter saß, winkte ungeduldig, und Veronica richtete sich wieder auf. »Die Eingeborenen werden unruhig - ich sollte jetzt besser mit meiner Arbeit weitermachen. Was kann ich euch beiden bringen?«
Während der nächsten anderthalb Stunden hatte sie alle Hände voll damit zu tun, mit ihren Bestellungen auf dem Laufenden zu bleiben und ihre Gäste zu versorgen, und das tätschelfreudige Geburtstagskind war dabei wahrlich keine Hilfe. Sie bediente sich eines alten Tricks und nahm seine Bestellungen nur noch von der gegenüberliegenden Seite des Tisches entgegen.
Gegen halb zwölf begann sich die Lage endlich wieder zu entspannen, als ein Teil der Gäste nach Hause ging und das Gedränge in der Bar nachließ. Veronicas klingende Ohren waren dankbar, als der Lärmpegel wieder auf normale Lautstärke sank.
Der Umstand, dass, man sich wieder verständigen konnte, ohne brüllen zu müssen, wirkte jedoch leider nicht lindernd auf ihre höllisch schmerzenden Füße, und daher ignorierte sie einfach eine Geste des Geburtstagskindes, die vielleicht eine Aufforderung war, ihm einen weiteren Drink zu bringen, vielleicht aber auch nicht, und nutzte die vorübergehende Flaute aus, um sich zu Marissa und Kody an den Tisch zu setzen
Sie ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen und streifte ihre Schuhe von den Füßen. Dann legte sie ihr linkes Fußgelenk auf ihr rechtes Knie und massierte stöhnend ihren Fuß. »Ah, das tut gut! Zum Glück hat sich endlich jemand auf unsere Stellenanzeige gemeldet, denn ich weiß nicht, wie lange ich das hier noch durchhalten kann.«
Marissa beäugte sie interessiert. »Dann habt ihr also jemanden eingestellt?«
»Noch nicht, aber morgen kommt eine Frau zu einem Vorstellungsgespräch, und wenn sie nicht gerade eine Serienmörderin ist, hat sie den Job schon so gut wie in der Tasche, jedenfalls von mir aus.« Sie lächelte trocken. »Vielleicht sogar selbst dann. Ich bin nämlich mittlerweile so verzweifelt, dass ich jeden nehmen würde.«
Sie ertappte sich dabei,
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