Nicht schon wieder Liebe
wie sie sich unwillkürlich suchend nach Coop umsah. In dem Moment jedoch, in dem sie ihn entdeckte, wusste sie, dass sie mit dem Feuer spielte. Denn obwohl sie nur zu gut wusste, dass sie besser schleunigst wieder wegsehen sollte, verschlang sie ihn förmlich mit den Augen. Erst als er unvermittelt von den Drinks aufblickte, die er gerade mixte, und sie direkt ansah, riss sie ihren Blick von ihm los und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Marissa und Kody zu.
Verzweifelt war genau der richtige Ausdruck, um ihre Lage zu beschreiben, und es war nicht nur deshalb, weil sie nicht gerne im Tonk arbeitete oder weil sie allmählich dringend mal anfangen musste, sich wieder um ihr eigentliches Geschäft zu kümmern, wenn sie überhaupt noch ein Geschäft haben wollte, zu dem sie zurückkehren konnte, nachdem sie ihre Familienangelegenheiten geregelt hatte. Es hatte noch nicht einmal unbedingt etwas damit zu tun, dass sie sich Tag für Tag übernahm und dass das früher oder später ernste Folgen für ihre Gesundheit haben würde. Das wirkliche Problem war die körperliche Anziehungskraft zwischen ihr und Cooper. Sie wurde ganz einfach immer stärker, während ihr Wille, dagegen anzukämpfen, zunehmend schwächer wurde. Sie musste unbedingt Abstand von ihm gewinnen;
Bevor sie am Ende noch eine ausgemacht« Dummheit beging.
»Äh, was diese Bewerberin um den Job angeht«, sagte sie und zwang sich; ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Unterhaltung zu konzentrieren, die ihr für einen Moment entglitten war. »Könntest du Lizzy morgen für- mich von der VFW-Halle abholen, wenn du Riley und Dessa einsammelst, und so lange auf sie aufpassen, bis ich das Vorstellungsgespräch mit der Frau geführt habe?«
»Natürlich«, erwiderte Marissa: »Wenn die Straßen morgen nicht zu glatt sind, werde ich die Kinder vielleicht ins King’s Theater mitnehmen, damit sie sich den neuen Disney-Film ansehen können.« Sie wandte sich zu Kody um und strich ihm mit einer Hand über den Arm. »Hast du Lust auf einen Zeichentrickfilm in Gesellschaft von drei Kindern? Nur zwei von ihnen sind nervig.« Sie lächelte schief. »Das sind natürlich meine.«
Eine flüchtige Sekunde lang glaubte Veronica, so etwas wie Unbehagen in Kodys Miene zu.sehen, doch dann grinste er. »So reizvoll eine Einladung, in einem Kino voller schreiender Kids zu sitzen, auch klingt«, sagte er unbekümmert, »aber ich habe meinem Dad versprochen, dass ich morgen vorbeikommen und ihm beim Abstützen der Kellertreppe helfen würde.«
»Ach so. Okay«, sagte Marissa. »-Aber ich sage dir, du hast ja keine Ahnung, was du verpasst.«
Ihre Blicke trafen sich und verschmolzen miteinander, und Veronica konnte förmlich die Spannung sehen, die zwischen ihnen knisterte. Sie hätte sich Luft zugefächelt, wenn ihre Hände nicht schon damit beschäftigt gewesen wären, ihre schmerzenden Füße zu massieren, und sie Versuchte, nicht neidisch zu sein, als Marissa und Kody abrupt ihre Stühle zurückschoben und aufstanden.
Marissas Stimme klang sehr viel rauer und kehliger als gewöhnlich, als sie auf ihre Freundin hinunterblickte und sagte: »Ahm, Ronnie, wir müssen -«
»Uns jetzt verabschieden«, beendete Kody den Satz für sie, als sie verstummte. Er griff nach Marissas Hand und lächelte Veronica verlegen an. »Also, dann, äh, gute Nacht.« Er schob Marissa eilig Richtung Ausgang.
»Hey, nehmt auf mich keine Rücksicht«, murmelte Veronica. Sie stellte ihren Fuß auf den Boden und tastete nach ihrem Schuh. »Ich muss jetzt sowieso wieder an die Arbeit«
Sie machte rasch einen Umweg über die Damentoilette, um sich die Hände zu waschen und frischen Lippenstift aufzutragen, dann kehrte sie wieder in den Schankraum zurück. An einem Tisch in Sandys Bereich nahm gerade eine Frau Platz, Und bei ihrem Anblick steuerte Veronica hastig in eine andere Richtung, um einen weiten Bogen um sie zu machen. Der letzte Mensch auf der Welt, dem sie an diesem Abend begegnen wollte, war Darlene Starkey.
Darlene war eine durchschnittlich aussehende Frau um die fünfzig mit dem sehnigen Körper und den ab gearbeiteten Händen einer Farmarbeiterin und dem sandblonden Pagenschnitt einer Gesellschaftsclub-Vorsitzenden. Sie wohnte auf halber Höhe von The Bluff, was zwar noch als Teil der teuren Wohngegend galt, aber nicht zu den höheren Rängen zählte. Obwohl sie ursprünglich von irgendwo anders stammte, nahm man allgemein an, dass sie in einer Gegend groß geworden war, die ebenso wenig
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